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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
Julius.
chen Inseln brauchte man diese Farbe statt Haarpuder, und auf Oster-Eyland
bemahlten sich die Weiber das Gesicht und die Kleider damit. Indessen mag das
nicht so wohl zum Staat, als vielmehr wegen ein oder anderer guten Eigenschaft
geschehen, welche man dieser Ingredienz vielleicht zuschreibt. Das Punktiren oder
Tättowiren der Haut, welches bey den übrigen Nationen der Südsee, die
hellerer Farbe sind, durchgehends eingeführet ist, scheint den Mallicollesern
gänzlich unbekannt zu seyn.

Ihre Nahrungsmittel müssen größtentheils aus Vegetabilien bestehen,
denn sie treiben förmlichen Landbau. Zuweilen werden sie sich wohl mit einem
Schweine oder Huhn etwas zu Gute thun, und auch die See wird ihnen Un-
terhalt liefern müssen, denn ob wir gleich kein Fischergeräth bey ihnen sahen, so
ist doch der Canots wegen zu vermuthen, daß sie den Fischfang nicht unge-
nutzt lassen. Ihr Handwerkszeug konnten wir aus Mangel eines längeren
Aufenthalts nicht untersuchen. Doch können sie, so viel sich aus der Bauart
ihrer Boote und Häuser urtheilen ließ, eben nicht sonderlich geschickte Arbeiter
seyn. Der Boden dünkte uns gut und fruchtbar; da aber die Insel ganz mit
Waldung überwachsen ist, so muß es überaus viel Mühe kosten, auch nur so
viel Land zu bearbeiten, als zu ihrem nothwendigen Unterhalt gehöret, zumal
da das Fortkommen der angebaueten Pflanzen durch die Menge des vorhandenen
Unkrauts, noch überdem sehr erschweret wird. Wer weiß also, ob sie sich nicht blos
deshalb mit Stricken und Armbändern etc. einschnüren, um den Wachsthum des
Cörpers dadurch zu hindern, und auf solche Art desto weniger Nahrung nöthig
zu haben? Wenigstens sollte ich denken, daß nur Nothwendigkeit allein zu einem
so wiedernatürlichen Gebrauch habe Anlaß geben können, in der Folge mag er
aus Gewohnheit vielleicht beybehalten worden seyn und jetzo gar als eine Zierde
angesehen werden. Die Zeit, welche sie auf den Ackerbau verwenden müssen, scheint
ihnen zur Verfertigung ordentlicher Kleidungen keine Muße zu lassen; sie bedür-
fen derselben ohnedies nicht sonderlich, und man weiß schon, daß Liebe zur Ruhe
und zum Müßigang die gewöhnlichen Fehler aller kleiner ungesitteten Völkerschaf-
ten sind. Sie pflegen nicht leicht zu arbeiten, bis die Noth sie dazu zwingt.
Wir haben angemerkt, daß die Mallicoleser einen Theil ihrer Zeit mit Musik
und Tanz hinbringen. Ihre Instrumente sind, wie man sich vorstellen kann,

sehr

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Julius.
chen Inſeln brauchte man dieſe Farbe ſtatt Haarpuder, und auf Oſter-Eyland
bemahlten ſich die Weiber das Geſicht und die Kleider damit. Indeſſen mag das
nicht ſo wohl zum Staat, als vielmehr wegen ein oder anderer guten Eigenſchaft
geſchehen, welche man dieſer Ingredienz vielleicht zuſchreibt. Das Punktiren oder
Taͤttowiren der Haut, welches bey den uͤbrigen Nationen der Suͤdſee, die
hellerer Farbe ſind, durchgehends eingefuͤhret iſt, ſcheint den Mallicolleſern
gaͤnzlich unbekannt zu ſeyn.

Ihre Nahrungsmittel muͤſſen groͤßtentheils aus Vegetabilien beſtehen,
denn ſie treiben foͤrmlichen Landbau. Zuweilen werden ſie ſich wohl mit einem
Schweine oder Huhn etwas zu Gute thun, und auch die See wird ihnen Un-
terhalt liefern muͤſſen, denn ob wir gleich kein Fiſchergeraͤth bey ihnen ſahen, ſo
iſt doch der Canots wegen zu vermuthen, daß ſie den Fiſchfang nicht unge-
nutzt laſſen. Ihr Handwerkszeug konnten wir aus Mangel eines laͤngeren
Aufenthalts nicht unterſuchen. Doch koͤnnen ſie, ſo viel ſich aus der Bauart
ihrer Boote und Haͤuſer urtheilen ließ, eben nicht ſonderlich geſchickte Arbeiter
ſeyn. Der Boden duͤnkte uns gut und fruchtbar; da aber die Inſel ganz mit
Waldung uͤberwachſen iſt, ſo muß es uͤberaus viel Muͤhe koſten, auch nur ſo
viel Land zu bearbeiten, als zu ihrem nothwendigen Unterhalt gehoͤret, zumal
da das Fortkommen der angebaueten Pflanzen durch die Menge des vorhandenen
Unkrauts, noch uͤberdem ſehr erſchweret wird. Wer weiß alſo, ob ſie ſich nicht blos
deshalb mit Stricken und Armbaͤndern ꝛc. einſchnuͤren, um den Wachsthum des
Coͤrpers dadurch zu hindern, und auf ſolche Art deſto weniger Nahrung noͤthig
zu haben? Wenigſtens ſollte ich denken, daß nur Nothwendigkeit allein zu einem
ſo wiedernatuͤrlichen Gebrauch habe Anlaß geben koͤnnen, in der Folge mag er
aus Gewohnheit vielleicht beybehalten worden ſeyn und jetzo gar als eine Zierde
angeſehen werden. Die Zeit, welche ſie auf den Ackerbau verwenden muͤſſen, ſcheint
ihnen zur Verfertigung ordentlicher Kleidungen keine Muße zu laſſen; ſie beduͤr-
fen derſelben ohnedies nicht ſonderlich, und man weiß ſchon, daß Liebe zur Ruhe
und zum Muͤßigang die gewoͤhnlichen Fehler aller kleiner ungeſitteten Voͤlkerſchaf-
ten ſind. Sie pflegen nicht leicht zu arbeiten, bis die Noth ſie dazu zwingt.
Wir haben angemerkt, daß die Mallicoleſer einen Theil ihrer Zeit mit Muſik
und Tanz hinbringen. Ihre Inſtrumente ſind, wie man ſich vorſtellen kann,

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[184/0198] Forſter’s Reiſe um die Welt chen Inſeln brauchte man dieſe Farbe ſtatt Haarpuder, und auf Oſter-Eyland bemahlten ſich die Weiber das Geſicht und die Kleider damit. Indeſſen mag das nicht ſo wohl zum Staat, als vielmehr wegen ein oder anderer guten Eigenſchaft geſchehen, welche man dieſer Ingredienz vielleicht zuſchreibt. Das Punktiren oder Taͤttowiren der Haut, welches bey den uͤbrigen Nationen der Suͤdſee, die hellerer Farbe ſind, durchgehends eingefuͤhret iſt, ſcheint den Mallicolleſern gaͤnzlich unbekannt zu ſeyn. 1774. Julius. Ihre Nahrungsmittel muͤſſen groͤßtentheils aus Vegetabilien beſtehen, denn ſie treiben foͤrmlichen Landbau. Zuweilen werden ſie ſich wohl mit einem Schweine oder Huhn etwas zu Gute thun, und auch die See wird ihnen Un- terhalt liefern muͤſſen, denn ob wir gleich kein Fiſchergeraͤth bey ihnen ſahen, ſo iſt doch der Canots wegen zu vermuthen, daß ſie den Fiſchfang nicht unge- nutzt laſſen. Ihr Handwerkszeug konnten wir aus Mangel eines laͤngeren Aufenthalts nicht unterſuchen. Doch koͤnnen ſie, ſo viel ſich aus der Bauart ihrer Boote und Haͤuſer urtheilen ließ, eben nicht ſonderlich geſchickte Arbeiter ſeyn. Der Boden duͤnkte uns gut und fruchtbar; da aber die Inſel ganz mit Waldung uͤberwachſen iſt, ſo muß es uͤberaus viel Muͤhe koſten, auch nur ſo viel Land zu bearbeiten, als zu ihrem nothwendigen Unterhalt gehoͤret, zumal da das Fortkommen der angebaueten Pflanzen durch die Menge des vorhandenen Unkrauts, noch uͤberdem ſehr erſchweret wird. Wer weiß alſo, ob ſie ſich nicht blos deshalb mit Stricken und Armbaͤndern ꝛc. einſchnuͤren, um den Wachsthum des Coͤrpers dadurch zu hindern, und auf ſolche Art deſto weniger Nahrung noͤthig zu haben? Wenigſtens ſollte ich denken, daß nur Nothwendigkeit allein zu einem ſo wiedernatuͤrlichen Gebrauch habe Anlaß geben koͤnnen, in der Folge mag er aus Gewohnheit vielleicht beybehalten worden ſeyn und jetzo gar als eine Zierde angeſehen werden. Die Zeit, welche ſie auf den Ackerbau verwenden muͤſſen, ſcheint ihnen zur Verfertigung ordentlicher Kleidungen keine Muße zu laſſen; ſie beduͤr- fen derſelben ohnedies nicht ſonderlich, und man weiß ſchon, daß Liebe zur Ruhe und zum Muͤßigang die gewoͤhnlichen Fehler aller kleiner ungeſitteten Voͤlkerſchaf- ten ſind. Sie pflegen nicht leicht zu arbeiten, bis die Noth ſie dazu zwingt. Wir haben angemerkt, daß die Mallicoleſer einen Theil ihrer Zeit mit Muſik und Tanz hinbringen. Ihre Inſtrumente ſind, wie man ſich vorſtellen kann, ſehr

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/198>, abgerufen am 22.11.2024.