Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.Julius.die so wohl dem Dichter als dem Mahler zu einer treflichen Zeichnung hätte Stoff geben können. Die ängstliche Erwartung die auf allen Gesichtern schwebte, wilde argwöhnische Blicke, finstre drohende Minen, hie und da ein heldenmäßig-fun- kelndes Auge; eine unendliche Mannigfaltigkeit von Stellungen; die characte- ristische Verschiedenheit in den Anstalten die ein jeder mit seinen Waffen vor- nahm; die Landschaft an und für sich; die unterschiednen Gruppen von India- nern -- kurz, alles vereinigte sich, ein trefliches historisches Gemählde auszu- machen. So bald dieser Lärm vorüber war, giengen unsre Holzhauer wieder an Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.Julius.die ſo wohl dem Dichter als dem Mahler zu einer treflichen Zeichnung haͤtte Stoff geben koͤnnen. Die aͤngſtliche Erwartung die auf allen Geſichtern ſchwebte, wilde argwoͤhniſche Blicke, finſtre drohende Minen, hie und da ein heldenmaͤßig-fun- kelndes Auge; eine unendliche Mannigfaltigkeit von Stellungen; die characte- riſtiſche Verſchiedenheit in den Anſtalten die ein jeder mit ſeinen Waffen vor- nahm; die Landſchaft an und fuͤr ſich; die unterſchiednen Gruppen von India- nern — kurz, alles vereinigte ſich, ein trefliches hiſtoriſches Gemaͤhlde auszu- machen. So bald dieſer Laͤrm voruͤber war, giengen unſre Holzhauer wieder an <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0188" n="174"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> Julius.</note>die ſo wohl dem Dichter als dem Mahler zu einer treflichen Zeichnung haͤtte Stoff<lb/> geben koͤnnen. Die aͤngſtliche Erwartung die auf allen Geſichtern ſchwebte, wilde<lb/> argwoͤhniſche Blicke, finſtre drohende Minen, hie und da ein heldenmaͤßig-fun-<lb/> kelndes Auge; eine unendliche Mannigfaltigkeit von Stellungen; die characte-<lb/> riſtiſche Verſchiedenheit in den Anſtalten die ein jeder mit ſeinen Waffen vor-<lb/> nahm; die Landſchaft an und fuͤr ſich; die unterſchiednen Gruppen von India-<lb/> nern — kurz, alles vereinigte ſich, ein trefliches hiſtoriſches Gemaͤhlde auszu-<lb/> machen.</p><lb/> <p>So bald dieſer Laͤrm voruͤber war, giengen unſre Holzhauer wieder an<lb/> die Arbeit, und wurden, ihrer Geſchicklichkeit wegen, von den Indianern gar<lb/> ſehr bewundert. Es kamen auch einige Weiber zum Vorſchein; hielten ſich aber<lb/> noch immer in einiger Entfernung von der abgeſteckten Graͤnzlinie. Sie wa-<lb/> ren von kleiner Statur und dabey von der unangenehmſten Bildung, die uns<lb/> nur je in der <placeName>Suͤdſee</placeName> vorgekommen. Die erwachſenern, welches vermuthlich Ver-<lb/> heirathete ſeyn mogten, hatten kurze Stuͤcken von Zeug oder Mattenwerk, die<lb/> von den Huͤften bis auf die Knie reichten. Die andern trugen bloß eine Schnur<lb/> um den Leib, daran ein Strohwiſch gebunden war, der ſtatt einer Schuͤrze, we-<lb/> nigſtens das Nothwendigſte bedecken ſollte. Die Kinder hingegen giengen, ohne<lb/> Unterſchied des Geſchlechts, bis ins zehnte Jahr voͤllig nackend. Von dieſen<lb/> Frauensperſonen hatten ſich einige das Haar mit gelben <hi rendition="#fr">Curcuma-Puder</hi> be-<lb/> ſtreuet; andre hatten ſich das Geſicht, und noch andre den ganzen Coͤrper damit<lb/> beſtrichen, welches, gegen die dunkle Farbe ihrer Haut, einen haͤßlichen Contraſt<lb/> machte. Hier zu Lande mag es freylich wohl fuͤr etwas Schoͤnes gehalten werden,<lb/> denn der Geſchmack der Menſchen iſt unendlich verſchieden. Dieſe gelbe Schmin-<lb/> ke, wenn ich es ſo nennen darf, machte den ganzen Staat des Frauenzimmers<lb/> aus, wenigſtens ſahen wir nicht eine einzige, die Ohrringe, oder Hals- oder<lb/> Armbaͤnder gehabt haͤtte; ſondern nur den Maͤnnern allein ſchien dergleichen<lb/> Putzwerk vergoͤnnt zu ſeyn. Wo aber das der Fall iſt, da ſind die Weiber gemei-<lb/> niglich verachtet und leben in der groͤßten Sclaverey. Dies ſchien auch hier ein-<lb/> zutreffen; ſie trugen zum Beyſpiel große Buͤndel auf dem Ruͤcken, und ſchlepp-<lb/> ten auf dieſe Art oft mehr denn eines von ihren Kindern mit ſich herum, welches, in<lb/> Betracht ihrer ohnehin ſchwaͤchlichen Geſtalt, klaͤglich ausſahe. Die Maͤnner ſchie-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [174/0188]
Forſter’s Reiſe um die Welt
die ſo wohl dem Dichter als dem Mahler zu einer treflichen Zeichnung haͤtte Stoff
geben koͤnnen. Die aͤngſtliche Erwartung die auf allen Geſichtern ſchwebte, wilde
argwoͤhniſche Blicke, finſtre drohende Minen, hie und da ein heldenmaͤßig-fun-
kelndes Auge; eine unendliche Mannigfaltigkeit von Stellungen; die characte-
riſtiſche Verſchiedenheit in den Anſtalten die ein jeder mit ſeinen Waffen vor-
nahm; die Landſchaft an und fuͤr ſich; die unterſchiednen Gruppen von India-
nern — kurz, alles vereinigte ſich, ein trefliches hiſtoriſches Gemaͤhlde auszu-
machen.
1774.
Julius.
So bald dieſer Laͤrm voruͤber war, giengen unſre Holzhauer wieder an
die Arbeit, und wurden, ihrer Geſchicklichkeit wegen, von den Indianern gar
ſehr bewundert. Es kamen auch einige Weiber zum Vorſchein; hielten ſich aber
noch immer in einiger Entfernung von der abgeſteckten Graͤnzlinie. Sie wa-
ren von kleiner Statur und dabey von der unangenehmſten Bildung, die uns
nur je in der Suͤdſee vorgekommen. Die erwachſenern, welches vermuthlich Ver-
heirathete ſeyn mogten, hatten kurze Stuͤcken von Zeug oder Mattenwerk, die
von den Huͤften bis auf die Knie reichten. Die andern trugen bloß eine Schnur
um den Leib, daran ein Strohwiſch gebunden war, der ſtatt einer Schuͤrze, we-
nigſtens das Nothwendigſte bedecken ſollte. Die Kinder hingegen giengen, ohne
Unterſchied des Geſchlechts, bis ins zehnte Jahr voͤllig nackend. Von dieſen
Frauensperſonen hatten ſich einige das Haar mit gelben Curcuma-Puder be-
ſtreuet; andre hatten ſich das Geſicht, und noch andre den ganzen Coͤrper damit
beſtrichen, welches, gegen die dunkle Farbe ihrer Haut, einen haͤßlichen Contraſt
machte. Hier zu Lande mag es freylich wohl fuͤr etwas Schoͤnes gehalten werden,
denn der Geſchmack der Menſchen iſt unendlich verſchieden. Dieſe gelbe Schmin-
ke, wenn ich es ſo nennen darf, machte den ganzen Staat des Frauenzimmers
aus, wenigſtens ſahen wir nicht eine einzige, die Ohrringe, oder Hals- oder
Armbaͤnder gehabt haͤtte; ſondern nur den Maͤnnern allein ſchien dergleichen
Putzwerk vergoͤnnt zu ſeyn. Wo aber das der Fall iſt, da ſind die Weiber gemei-
niglich verachtet und leben in der groͤßten Sclaverey. Dies ſchien auch hier ein-
zutreffen; ſie trugen zum Beyſpiel große Buͤndel auf dem Ruͤcken, und ſchlepp-
ten auf dieſe Art oft mehr denn eines von ihren Kindern mit ſich herum, welches, in
Betracht ihrer ohnehin ſchwaͤchlichen Geſtalt, klaͤglich ausſahe. Die Maͤnner ſchie-
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