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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Ohrlappen und in dem Nasenknorpel, (septum narium) durch welche sie, zur Zier-1774.
Julius.

rath, ein Stück von einem dünnen Stock, oder auch zwey kleine Stücke von weis-
sen Selenit oder Alabaster gesteckt hatten, die in Form eines stumpfen Winkels
zusammengebunden waren. Dieser Schmuck ist auf nebenstehender Platte Fig.
1. abgebildet. Am Obertheil des Arms trugen sie, von aufgereiheten kleinen
Stücken schwarz und weißer Muscheln, artig zusammengeflochtne Armbänder,
die so fest anschlossen, daß sie schon in der Kindheit mußten angelegt worden seyn,
denn jetzo hätte man sie unmöglich über die Ellenbogen abstreifen können. Ihre
Haut war weich und glatt, von rußigter oder schwarzbrauner Farbe, und ward
im Gesicht durch ein schwarzes Geschmier noch dunkler gemacht. Das Haar
war gekräuselt und wolligt, aber nicht sein anzufühlen; der Bart stark und da-
bey gekräuselt aber nicht wolligt; Puncturen hatten sie gar nicht auf dem Leibe,
auch würde man sie, bey der schwarzen Farbe ihrer Haut, in einer gewis-
sen Entfernung gar nicht bemerkt haben. Herr Hodges nahm die Gelegenheit
wahr, verschiedene Porträts von diesen Leuten zu zeichnen, und eins derselben
ist zum Behuf von Capitain Cooks Reisebeschreibung in Kupfer gestochen. Das
Characteristische in der Gesichtsbildung dieser Nation ist darinn überaus gut ge-
troffen, nur Schade daß ein Fehler in der Zeichnung es nothwendig gemacht
hat, dem hiesigen Costume zuwider, über die Schulter eine Drapperie anzulegen,
da doch diese Leute von gar keiner Kleidung wissen. Sie liessen sich leicht bere-
den, still zu sitzen, wenn Herr Hodges Lust hatte sie abzuzeichnen, und schie-
nen auch zu begreifen, was die Abbildungen vorstellen sollten.

Wir waren in voller Unterredung, und die guten Leute dem Ansehen nach
äußerst vergnügt, als der erste Lieutenant in die Cajütte trat und dem Capitain
berichtete, daß einer von den Indianern verlangt habe, ins Schiff gelassen zu
werden; daß es ihm aber verweigert worden, weil es schon gedrängt voll gewesen.
Der Indianer habe darauf seinen Pfeil gegen den Matrosen gerichtet, der, vom
Boote aus, das Canot zurückgestoßen. Ob die anwesenden Insulaner aus
des Lieutenants und aus unsern Mienen den Inhalt seines Anbringens er-
rathen, oder, ob sie durch ein einzelnes Wort ihrer Kameraden außerhalb
dem Schiff, gewarnt werden mochten? will ich nicht entscheiden: Genug, der Lieu-
tenant hatte noch nicht ausgeredet, als einer von den Indianern schon aus dem

in den Jahren 1772 bis 1775.
Ohrlappen und in dem Naſenknorpel, (ſeptum narium) durch welche ſie, zur Zier-1774.
Julius.

rath, ein Stuͤck von einem duͤnnen Stock, oder auch zwey kleine Stuͤcke von weiſ-
ſen Selenit oder Alabaſter geſteckt hatten, die in Form eines ſtumpfen Winkels
zuſammengebunden waren. Dieſer Schmuck iſt auf nebenſtehender Platte Fig.
1. abgebildet. Am Obertheil des Arms trugen ſie, von aufgereiheten kleinen
Stuͤcken ſchwarz und weißer Muſcheln, artig zuſammengeflochtne Armbaͤnder,
die ſo feſt anſchloſſen, daß ſie ſchon in der Kindheit mußten angelegt worden ſeyn,
denn jetzo haͤtte man ſie unmoͤglich uͤber die Ellenbogen abſtreifen koͤnnen. Ihre
Haut war weich und glatt, von rußigter oder ſchwarzbrauner Farbe, und ward
im Geſicht durch ein ſchwarzes Geſchmier noch dunkler gemacht. Das Haar
war gekraͤuſelt und wolligt, aber nicht ſein anzufuͤhlen; der Bart ſtark und da-
bey gekraͤuſelt aber nicht wolligt; Puncturen hatten ſie gar nicht auf dem Leibe,
auch wuͤrde man ſie, bey der ſchwarzen Farbe ihrer Haut, in einer gewiſ-
ſen Entfernung gar nicht bemerkt haben. Herr Hodges nahm die Gelegenheit
wahr, verſchiedene Portraͤts von dieſen Leuten zu zeichnen, und eins derſelben
iſt zum Behuf von Capitain Cooks Reiſebeſchreibung in Kupfer geſtochen. Das
Characteriſtiſche in der Geſichtsbildung dieſer Nation iſt darinn uͤberaus gut ge-
troffen, nur Schade daß ein Fehler in der Zeichnung es nothwendig gemacht
hat, dem hieſigen Coſtume zuwider, uͤber die Schulter eine Drapperie anzulegen,
da doch dieſe Leute von gar keiner Kleidung wiſſen. Sie lieſſen ſich leicht bere-
den, ſtill zu ſitzen, wenn Herr Hodges Luſt hatte ſie abzuzeichnen, und ſchie-
nen auch zu begreifen, was die Abbildungen vorſtellen ſollten.

Wir waren in voller Unterredung, und die guten Leute dem Anſehen nach
aͤußerſt vergnuͤgt, als der erſte Lieutenant in die Cajuͤtte trat und dem Capitain
berichtete, daß einer von den Indianern verlangt habe, ins Schiff gelaſſen zu
werden; daß es ihm aber verweigert worden, weil es ſchon gedraͤngt voll geweſen.
Der Indianer habe darauf ſeinen Pfeil gegen den Matroſen gerichtet, der, vom
Boote aus, das Canot zuruͤckgeſtoßen. Ob die anweſenden Inſulaner aus
des Lieutenants und aus unſern Mienen den Inhalt ſeines Anbringens er-
rathen, oder, ob ſie durch ein einzelnes Wort ihrer Kameraden außerhalb
dem Schiff, gewarnt werden mochten? will ich nicht entſcheiden: Genug, der Lieu-
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[167/0181] in den Jahren 1772 bis 1775. Ohrlappen und in dem Naſenknorpel, (ſeptum narium) durch welche ſie, zur Zier- rath, ein Stuͤck von einem duͤnnen Stock, oder auch zwey kleine Stuͤcke von weiſ- ſen Selenit oder Alabaſter geſteckt hatten, die in Form eines ſtumpfen Winkels zuſammengebunden waren. Dieſer Schmuck iſt auf nebenſtehender Platte Fig. 1. abgebildet. Am Obertheil des Arms trugen ſie, von aufgereiheten kleinen Stuͤcken ſchwarz und weißer Muſcheln, artig zuſammengeflochtne Armbaͤnder, die ſo feſt anſchloſſen, daß ſie ſchon in der Kindheit mußten angelegt worden ſeyn, denn jetzo haͤtte man ſie unmoͤglich uͤber die Ellenbogen abſtreifen koͤnnen. Ihre Haut war weich und glatt, von rußigter oder ſchwarzbrauner Farbe, und ward im Geſicht durch ein ſchwarzes Geſchmier noch dunkler gemacht. Das Haar war gekraͤuſelt und wolligt, aber nicht ſein anzufuͤhlen; der Bart ſtark und da- bey gekraͤuſelt aber nicht wolligt; Puncturen hatten ſie gar nicht auf dem Leibe, auch wuͤrde man ſie, bey der ſchwarzen Farbe ihrer Haut, in einer gewiſ- ſen Entfernung gar nicht bemerkt haben. Herr Hodges nahm die Gelegenheit wahr, verſchiedene Portraͤts von dieſen Leuten zu zeichnen, und eins derſelben iſt zum Behuf von Capitain Cooks Reiſebeſchreibung in Kupfer geſtochen. Das Characteriſtiſche in der Geſichtsbildung dieſer Nation iſt darinn uͤberaus gut ge- troffen, nur Schade daß ein Fehler in der Zeichnung es nothwendig gemacht hat, dem hieſigen Coſtume zuwider, uͤber die Schulter eine Drapperie anzulegen, da doch dieſe Leute von gar keiner Kleidung wiſſen. Sie lieſſen ſich leicht bere- den, ſtill zu ſitzen, wenn Herr Hodges Luſt hatte ſie abzuzeichnen, und ſchie- nen auch zu begreifen, was die Abbildungen vorſtellen ſollten. 1774. Julius. Wir waren in voller Unterredung, und die guten Leute dem Anſehen nach aͤußerſt vergnuͤgt, als der erſte Lieutenant in die Cajuͤtte trat und dem Capitain berichtete, daß einer von den Indianern verlangt habe, ins Schiff gelaſſen zu werden; daß es ihm aber verweigert worden, weil es ſchon gedraͤngt voll geweſen. Der Indianer habe darauf ſeinen Pfeil gegen den Matroſen gerichtet, der, vom Boote aus, das Canot zuruͤckgeſtoßen. Ob die anweſenden Inſulaner aus des Lieutenants und aus unſern Mienen den Inhalt ſeines Anbringens er- rathen, oder, ob ſie durch ein einzelnes Wort ihrer Kameraden außerhalb dem Schiff, gewarnt werden mochten? will ich nicht entſcheiden: Genug, der Lieu- tenant hatte noch nicht ausgeredet, als einer von den Indianern ſchon aus dem

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/181>, abgerufen am 23.11.2024.