Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.Julius.und bisweilen tanzten sie auch dazu. Beweise genug, wie sehr sie von Natur zur Fröhlichkeit und zum Vergnügen aufgelegt sind. Am folgenden Morgen hatten wir eben so wenig Ruhe vor ihnen; schon *) Diese Bernerkung gehört dem Capitain Cook zu, aus dessen Reisebeschrelbung ich sie hier
entlehne. Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.Julius.und bisweilen tanzten ſie auch dazu. Beweiſe genug, wie ſehr ſie von Natur zur Froͤhlichkeit und zum Vergnuͤgen aufgelegt ſind. Am folgenden Morgen hatten wir eben ſo wenig Ruhe vor ihnen; ſchon *) Dieſe Bernerkung gehoͤrt dem Capitain Cook zu, aus deſſen Reiſebeſchrelbung ich ſie hier
entlehne. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0178" n="166"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> Julius.</note>und bisweilen tanzten ſie auch dazu. Beweiſe genug, wie ſehr ſie von Natur<lb/> zur Froͤhlichkeit und zum Vergnuͤgen aufgelegt ſind.</p><lb/> <p>Am folgenden Morgen hatten wir eben ſo wenig Ruhe vor ihnen; ſchon<lb/> bey Anbruch des Tages kamen ſie in ihren Canots herbey, fiengen an uns zuzu-<lb/> rufen, und ließen, mit uͤberlautem Geſchrey, das Wort <hi rendition="#fr">Tomarr!</hi> einmal nach<lb/> dem andern erſchallen. Vier oder fuͤnfe von ihnen wagten ſich ganz unbewaff-<lb/> net aufs Schiff und giengen darinn uͤberall dreiſt und unbeſorgt herum, ſtie-<lb/> gen auch mit der groͤßten Hurtigkeit in dem ſtehenden Tauwerk bis zum<lb/> oberſten Maſtkorb hinauf. Als ſie wieder herunter kamen fuͤhrte ſie der<lb/> Capitain in ſeine Cajuͤtte, und ſchenkte ihnen Medaillen, Baͤnder, Naͤgel,<lb/> und Stuͤcken von rothem Boy. Hier lernten wir ſie als das verſtaͤndigſte und<lb/> geſcheuteſte Volk kennen, das wir noch bis jetzt in der <placeName>Suͤd-See</placeName> angetroffen<lb/> hatten. Sie begriffen unſre Zeichen und Gebehrden ſo ſchnell und richtig, als<lb/> ob ſie ſchon wer weiß wie lange mit uns umgegangen waͤren; und in Zeit von<lb/> etlichen Minuten lehrten auch ſie uns eine Menge Woͤrter aus ihrer Sprache verſte-<lb/> hen. Dieſe war, wie wir gleich anfaͤnglich vermuthet hatten, von der allgemeinen<lb/> Sprache, welche auf den <placeName>Societaͤts-Inſeln</placeName>, auf den <placeName>Marqueſas</placeName>, den <placeName>freundſchaftli-<lb/> chen Inſeln</placeName>, den niedrigen Eylanden, auf <placeName>Oſter-Eyland</placeName> und <placeName>Neu-Seeland</placeName> durch-<lb/> gehends, ob ſchon nach verſchiednen Mundarten, uͤblich iſt, ganz und gar verſchie-<lb/> den. Der ſonderbarſte Laut der darinn vorkam, beſtand in einer gleichſam wirbelu-<lb/> den Ausſprache der Mitlauter <hi rendition="#fr">Brrr</hi>, welche ſie mit den Lippen hervorbrachten.<lb/> So hieß z. E. einer unſrer Indianiſchen Freunde <hi rendition="#fr">Mambrrum,</hi> und der andre<lb/><hi rendition="#fr">Bonombrrua</hi><hi rendition="#aq">ï</hi>. Wenn ſie uͤber irgend etwas ihre Verwundrung ausdrucken woll-<lb/> ten, ſo gaben ſie einen ziſchenden Laut von ſich, dergleichen wohl die Gaͤnſe hoͤren<lb/> laſſen, wenn ſie boͤſe gemacht werden. <note place="foot" n="*)">Dieſe Bernerkung gehoͤrt dem Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi> zu, aus deſſen Reiſebeſchrelbung ich ſie hier<lb/> entlehne.</note> Was ſie nur ſahen, das wuͤnſchten<lb/> ſie auch zu haben, doch ließen ſie ſich eine abſchlaͤgige Antwort nicht verdrießen.<lb/> Die kleinen Spiegel, welche wir ihnen ſchenkten, gefielen ihnen vorzuͤglich; ſie<lb/> fanden viel Vergnuͤgen daran ſich ſelbſt zu begaffen, und verriethen alſo, bey<lb/> aller ihrer Haͤßlichkeit, vielleicht noch mehr Eigenduͤnkel als die ſchoͤneren Na-<lb/> tionen auf <hi rendition="#fr"><placeName>Tahiti</placeName></hi> und den <placeName><hi rendition="#fr">Societaͤts</hi>-Inſeln</placeName>. Sie hatten Loͤcher in den<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [166/0178]
Forſter’s Reiſe um die Welt
und bisweilen tanzten ſie auch dazu. Beweiſe genug, wie ſehr ſie von Natur
zur Froͤhlichkeit und zum Vergnuͤgen aufgelegt ſind.
1774.
Julius.
Am folgenden Morgen hatten wir eben ſo wenig Ruhe vor ihnen; ſchon
bey Anbruch des Tages kamen ſie in ihren Canots herbey, fiengen an uns zuzu-
rufen, und ließen, mit uͤberlautem Geſchrey, das Wort Tomarr! einmal nach
dem andern erſchallen. Vier oder fuͤnfe von ihnen wagten ſich ganz unbewaff-
net aufs Schiff und giengen darinn uͤberall dreiſt und unbeſorgt herum, ſtie-
gen auch mit der groͤßten Hurtigkeit in dem ſtehenden Tauwerk bis zum
oberſten Maſtkorb hinauf. Als ſie wieder herunter kamen fuͤhrte ſie der
Capitain in ſeine Cajuͤtte, und ſchenkte ihnen Medaillen, Baͤnder, Naͤgel,
und Stuͤcken von rothem Boy. Hier lernten wir ſie als das verſtaͤndigſte und
geſcheuteſte Volk kennen, das wir noch bis jetzt in der Suͤd-See angetroffen
hatten. Sie begriffen unſre Zeichen und Gebehrden ſo ſchnell und richtig, als
ob ſie ſchon wer weiß wie lange mit uns umgegangen waͤren; und in Zeit von
etlichen Minuten lehrten auch ſie uns eine Menge Woͤrter aus ihrer Sprache verſte-
hen. Dieſe war, wie wir gleich anfaͤnglich vermuthet hatten, von der allgemeinen
Sprache, welche auf den Societaͤts-Inſeln, auf den Marqueſas, den freundſchaftli-
chen Inſeln, den niedrigen Eylanden, auf Oſter-Eyland und Neu-Seeland durch-
gehends, ob ſchon nach verſchiednen Mundarten, uͤblich iſt, ganz und gar verſchie-
den. Der ſonderbarſte Laut der darinn vorkam, beſtand in einer gleichſam wirbelu-
den Ausſprache der Mitlauter Brrr, welche ſie mit den Lippen hervorbrachten.
So hieß z. E. einer unſrer Indianiſchen Freunde Mambrrum, und der andre
Bonombrruaï. Wenn ſie uͤber irgend etwas ihre Verwundrung ausdrucken woll-
ten, ſo gaben ſie einen ziſchenden Laut von ſich, dergleichen wohl die Gaͤnſe hoͤren
laſſen, wenn ſie boͤſe gemacht werden. *) Was ſie nur ſahen, das wuͤnſchten
ſie auch zu haben, doch ließen ſie ſich eine abſchlaͤgige Antwort nicht verdrießen.
Die kleinen Spiegel, welche wir ihnen ſchenkten, gefielen ihnen vorzuͤglich; ſie
fanden viel Vergnuͤgen daran ſich ſelbſt zu begaffen, und verriethen alſo, bey
aller ihrer Haͤßlichkeit, vielleicht noch mehr Eigenduͤnkel als die ſchoͤneren Na-
tionen auf Tahiti und den Societaͤts-Inſeln. Sie hatten Loͤcher in den
*) Dieſe Bernerkung gehoͤrt dem Capitain Cook zu, aus deſſen Reiſebeſchrelbung ich ſie hier
entlehne.
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