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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
Junius.
weder ich noch meine Reise Gesellschafter, auf allen unsern Spatziergängen
in dieser Insel, nirgends ein Fayetuka, noch sonst einen Fleck antrafen,
der die mindeste Aehnlichkeit mit einem Begräbnißplatz gehabt hätte, derglei-
chen man doch auf Tongatabu verschiedene findet. *)

Die Nachrichten älterer Reisenden bezeugen, daß zwischen dem 170
und 180sten Grad östlicher Länge von Greenwich, und innerhalb des 10ten
bis zum 22sten Grade südlicher Breite, eine große Menge Inseln liegen. So
viel wir bis jetzt von denselben wissen, scheinen sie allesammt durch einerley Art
von Leuten bewohnt zu seyn, die denselbigen Dialect der Südsee-Sprache re-
den, alle in gleichem Grade gesellig und alle zum Handel geneigt sind. Diese
Eylande könnte man also insgesammt zu den sogenannten freundschaftli-
chen Inseln
rechnen. Sie sind durchgehends sehr stark bewohnt, vornem-
lich diejenigen, die wir besucht haben. Tongatabu ist gleichsam von einem En-
de zum andern als ein einziger großer Garten anzusehen. Ea-Uwhe, Na-
mocka
und die zunächst gelegnen Inseln, gehören ebenfalls zu den frucht-
barsten Landflecken der ganzen Südsee. Wir können also ohne Unwahr-
scheinlichkeit annehmen, daß die Zahl der Einwohner auf allen diesen In-
seln sich wenigstens gegen 200,000. erstrecken müsse. Das gesunde Clima
und die vortreflichen Früchte desselben, machen, daß sie von den mannigfaltigen
Krankheiten, die uns Europäer so leicht hinwegraffen, gar nichts wissen; und
die Einfalt ihrer Begriffe steht mit dem geringen Maaß ihrer Bedürfnisse in
vollkomnem Gleichgewicht. In den Künsten haben sie es weiter gebracht als
andre Völker der Südsee; die Schnitzkunst und andre nützliche Handarbei-
ten machen ihren Zeitvertreib aus, dem eine wohlklingende Music noch meh-
rern Reiz giebt. Die größere Ausbildung ihres Geschmacks bringt ihnen
auch noch den Vortheil zuwege, daß sie mehr Begriff und Gefühl vom Werth
der cörperlichen Schönheit haben, und eben dieses Gefühl ist es, welches
die zärtlichsten Verbindungen in der menschlichen Gesellschaft, die gegen-
seitige Neigung beyder Geschlechter, so angenehm als dauerhaft macht. Ueber-
haupt genommen sind sie arbeitsam; ihr Betragen gegen die Fremden aber dünk-

te
*) Man sehe hievon im ersten Theil dieser Geschichte S. 340. nach.

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Junius.
weder ich noch meine Reiſe Geſellſchafter, auf allen unſern Spatziergaͤngen
in dieſer Inſel, nirgends ein Fayetuka, noch ſonſt einen Fleck antrafen,
der die mindeſte Aehnlichkeit mit einem Begraͤbnißplatz gehabt haͤtte, derglei-
chen man doch auf Tongatabu verſchiedene findet. *)

Die Nachrichten aͤlterer Reiſenden bezeugen, daß zwiſchen dem 170
und 180ſten Grad oͤſtlicher Laͤnge von Greenwich, und innerhalb des 10ten
bis zum 22ſten Grade ſuͤdlicher Breite, eine große Menge Inſeln liegen. So
viel wir bis jetzt von denſelben wiſſen, ſcheinen ſie alleſammt durch einerley Art
von Leuten bewohnt zu ſeyn, die denſelbigen Dialect der Suͤdſee-Sprache re-
den, alle in gleichem Grade geſellig und alle zum Handel geneigt ſind. Dieſe
Eylande koͤnnte man alſo insgeſammt zu den ſogenannten freundſchaftli-
chen Inſeln
rechnen. Sie ſind durchgehends ſehr ſtark bewohnt, vornem-
lich diejenigen, die wir beſucht haben. Tongatabu iſt gleichſam von einem En-
de zum andern als ein einziger großer Garten anzuſehen. Ea-Uwhe, Na-
mocka
und die zunaͤchſt gelegnen Inſeln, gehoͤren ebenfalls zu den frucht-
barſten Landflecken der ganzen Suͤdſee. Wir koͤnnen alſo ohne Unwahr-
ſcheinlichkeit annehmen, daß die Zahl der Einwohner auf allen dieſen In-
ſeln ſich wenigſtens gegen 200,000. erſtrecken muͤſſe. Das geſunde Clima
und die vortreflichen Fruͤchte deſſelben, machen, daß ſie von den mannigfaltigen
Krankheiten, die uns Europaͤer ſo leicht hinwegraffen, gar nichts wiſſen; und
die Einfalt ihrer Begriffe ſteht mit dem geringen Maaß ihrer Beduͤrfniſſe in
vollkomnem Gleichgewicht. In den Kuͤnſten haben ſie es weiter gebracht als
andre Voͤlker der Suͤdſee; die Schnitzkunſt und andre nuͤtzliche Handarbei-
ten machen ihren Zeitvertreib aus, dem eine wohlklingende Muſic noch meh-
rern Reiz giebt. Die groͤßere Ausbildung ihres Geſchmacks bringt ihnen
auch noch den Vortheil zuwege, daß ſie mehr Begriff und Gefuͤhl vom Werth
der coͤrperlichen Schoͤnheit haben, und eben dieſes Gefuͤhl iſt es, welches
die zaͤrtlichſten Verbindungen in der menſchlichen Geſellſchaft, die gegen-
ſeitige Neigung beyder Geſchlechter, ſo angenehm als dauerhaft macht. Ueber-
haupt genommen ſind ſie arbeitſam; ihr Betragen gegen die Fremden aber duͤnk-

te
*) Man ſehe hievon im erſten Theil dieſer Geſchichte S. 340. nach.
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[152/0164] Forſter’s Reiſe um die Welt weder ich noch meine Reiſe Geſellſchafter, auf allen unſern Spatziergaͤngen in dieſer Inſel, nirgends ein Fayetuka, noch ſonſt einen Fleck antrafen, der die mindeſte Aehnlichkeit mit einem Begraͤbnißplatz gehabt haͤtte, derglei- chen man doch auf Tongatabu verſchiedene findet. *) 1774. Junius. Die Nachrichten aͤlterer Reiſenden bezeugen, daß zwiſchen dem 170 und 180ſten Grad oͤſtlicher Laͤnge von Greenwich, und innerhalb des 10ten bis zum 22ſten Grade ſuͤdlicher Breite, eine große Menge Inſeln liegen. So viel wir bis jetzt von denſelben wiſſen, ſcheinen ſie alleſammt durch einerley Art von Leuten bewohnt zu ſeyn, die denſelbigen Dialect der Suͤdſee-Sprache re- den, alle in gleichem Grade geſellig und alle zum Handel geneigt ſind. Dieſe Eylande koͤnnte man alſo insgeſammt zu den ſogenannten freundſchaftli- chen Inſeln rechnen. Sie ſind durchgehends ſehr ſtark bewohnt, vornem- lich diejenigen, die wir beſucht haben. Tongatabu iſt gleichſam von einem En- de zum andern als ein einziger großer Garten anzuſehen. Ea-Uwhe, Na- mocka und die zunaͤchſt gelegnen Inſeln, gehoͤren ebenfalls zu den frucht- barſten Landflecken der ganzen Suͤdſee. Wir koͤnnen alſo ohne Unwahr- ſcheinlichkeit annehmen, daß die Zahl der Einwohner auf allen dieſen In- ſeln ſich wenigſtens gegen 200,000. erſtrecken muͤſſe. Das geſunde Clima und die vortreflichen Fruͤchte deſſelben, machen, daß ſie von den mannigfaltigen Krankheiten, die uns Europaͤer ſo leicht hinwegraffen, gar nichts wiſſen; und die Einfalt ihrer Begriffe ſteht mit dem geringen Maaß ihrer Beduͤrfniſſe in vollkomnem Gleichgewicht. In den Kuͤnſten haben ſie es weiter gebracht als andre Voͤlker der Suͤdſee; die Schnitzkunſt und andre nuͤtzliche Handarbei- ten machen ihren Zeitvertreib aus, dem eine wohlklingende Muſic noch meh- rern Reiz giebt. Die groͤßere Ausbildung ihres Geſchmacks bringt ihnen auch noch den Vortheil zuwege, daß ſie mehr Begriff und Gefuͤhl vom Werth der coͤrperlichen Schoͤnheit haben, und eben dieſes Gefuͤhl iſt es, welches die zaͤrtlichſten Verbindungen in der menſchlichen Geſellſchaft, die gegen- ſeitige Neigung beyder Geſchlechter, ſo angenehm als dauerhaft macht. Ueber- haupt genommen ſind ſie arbeitſam; ihr Betragen gegen die Fremden aber duͤnk- te *) Man ſehe hievon im erſten Theil dieſer Geſchichte S. 340. nach.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/164>, abgerufen am 23.11.2024.