Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.Junius.weder ich noch meine Reise Gesellschafter, auf allen unsern Spatziergängen in dieser Insel, nirgends ein Fayetuka, noch sonst einen Fleck antrafen, der die mindeste Aehnlichkeit mit einem Begräbnißplatz gehabt hätte, derglei- chen man doch auf Tongatabu verschiedene findet. *) Die Nachrichten älterer Reisenden bezeugen, daß zwischen dem 170 te *) Man sehe hievon im ersten Theil dieser Geschichte S. 340. nach.
Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.Junius.weder ich noch meine Reiſe Geſellſchafter, auf allen unſern Spatziergaͤngen in dieſer Inſel, nirgends ein Fayetuka, noch ſonſt einen Fleck antrafen, der die mindeſte Aehnlichkeit mit einem Begraͤbnißplatz gehabt haͤtte, derglei- chen man doch auf Tongatabu verſchiedene findet. *) Die Nachrichten aͤlterer Reiſenden bezeugen, daß zwiſchen dem 170 te *) Man ſehe hievon im erſten Theil dieſer Geſchichte S. 340. nach.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="152"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> Junius.</note>weder ich noch meine Reiſe Geſellſchafter, auf allen unſern Spatziergaͤngen<lb/> in dieſer Inſel, nirgends ein <hi rendition="#fr">Fayetuka</hi>, noch ſonſt einen Fleck antrafen,<lb/> der die mindeſte Aehnlichkeit mit einem Begraͤbnißplatz gehabt haͤtte, derglei-<lb/> chen man doch auf <hi rendition="#fr"><placeName>Tongatabu</placeName></hi> verſchiedene findet. <note place="foot" n="*)">Man ſehe hievon im erſten Theil dieſer Geſchichte S. 340. nach.</note></p><lb/> <p>Die Nachrichten aͤlterer Reiſenden bezeugen, daß zwiſchen dem 170<lb/> und 180ſten Grad oͤſtlicher Laͤnge von <hi rendition="#fr"><placeName>Greenwich</placeName></hi>, und innerhalb des 10ten<lb/> bis zum 22ſten Grade ſuͤdlicher Breite, eine große Menge Inſeln liegen. So<lb/> viel wir bis jetzt von denſelben wiſſen, ſcheinen ſie alleſammt durch einerley Art<lb/> von Leuten bewohnt zu ſeyn, die denſelbigen Dialect der Suͤdſee-Sprache re-<lb/> den, alle in gleichem Grade geſellig und alle zum Handel geneigt ſind. Dieſe<lb/> Eylande koͤnnte man alſo insgeſammt zu den ſogenannten <hi rendition="#fr"><placeName>freundſchaftli-<lb/> chen Inſeln</placeName></hi> rechnen. Sie ſind durchgehends ſehr ſtark bewohnt, vornem-<lb/> lich diejenigen, die <hi rendition="#fr">wir</hi> beſucht haben. <hi rendition="#fr"><placeName>Tongatabu</placeName></hi> iſt gleichſam von einem En-<lb/> de zum andern als ein einziger großer Garten anzuſehen. <hi rendition="#fr"><placeName>Ea-Uwhe</placeName>, <placeName>Na-<lb/> mocka</placeName></hi> und die zunaͤchſt gelegnen Inſeln, gehoͤren ebenfalls zu den frucht-<lb/> barſten Landflecken der ganzen <placeName>Suͤdſee</placeName>. Wir koͤnnen alſo ohne Unwahr-<lb/> ſcheinlichkeit annehmen, daß die Zahl der Einwohner auf allen dieſen In-<lb/> ſeln ſich wenigſtens gegen 200,000. erſtrecken muͤſſe. Das geſunde Clima<lb/> und die vortreflichen Fruͤchte deſſelben, machen, daß ſie von den mannigfaltigen<lb/> Krankheiten, die uns Europaͤer ſo leicht hinwegraffen, gar nichts wiſſen; und<lb/> die Einfalt ihrer Begriffe ſteht mit dem geringen Maaß ihrer Beduͤrfniſſe in<lb/> vollkomnem Gleichgewicht. In den Kuͤnſten haben ſie es weiter gebracht als<lb/> andre Voͤlker der <placeName>Suͤdſee</placeName>; die Schnitzkunſt und andre nuͤtzliche Handarbei-<lb/> ten machen ihren Zeitvertreib aus, dem eine wohlklingende Muſic noch meh-<lb/> rern Reiz giebt. Die groͤßere Ausbildung ihres Geſchmacks bringt ihnen<lb/> auch noch <hi rendition="#fr">den</hi> Vortheil zuwege, daß ſie mehr Begriff und Gefuͤhl vom Werth<lb/> der coͤrperlichen Schoͤnheit haben, und eben dieſes Gefuͤhl iſt es, welches<lb/> die zaͤrtlichſten Verbindungen in der menſchlichen Geſellſchaft, die gegen-<lb/> ſeitige Neigung beyder Geſchlechter, ſo angenehm als dauerhaft macht. Ueber-<lb/> haupt genommen ſind ſie arbeitſam; ihr Betragen gegen die Fremden aber duͤnk-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">te</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [152/0164]
Forſter’s Reiſe um die Welt
weder ich noch meine Reiſe Geſellſchafter, auf allen unſern Spatziergaͤngen
in dieſer Inſel, nirgends ein Fayetuka, noch ſonſt einen Fleck antrafen,
der die mindeſte Aehnlichkeit mit einem Begraͤbnißplatz gehabt haͤtte, derglei-
chen man doch auf Tongatabu verſchiedene findet. *)
1774.
Junius.
Die Nachrichten aͤlterer Reiſenden bezeugen, daß zwiſchen dem 170
und 180ſten Grad oͤſtlicher Laͤnge von Greenwich, und innerhalb des 10ten
bis zum 22ſten Grade ſuͤdlicher Breite, eine große Menge Inſeln liegen. So
viel wir bis jetzt von denſelben wiſſen, ſcheinen ſie alleſammt durch einerley Art
von Leuten bewohnt zu ſeyn, die denſelbigen Dialect der Suͤdſee-Sprache re-
den, alle in gleichem Grade geſellig und alle zum Handel geneigt ſind. Dieſe
Eylande koͤnnte man alſo insgeſammt zu den ſogenannten freundſchaftli-
chen Inſeln rechnen. Sie ſind durchgehends ſehr ſtark bewohnt, vornem-
lich diejenigen, die wir beſucht haben. Tongatabu iſt gleichſam von einem En-
de zum andern als ein einziger großer Garten anzuſehen. Ea-Uwhe, Na-
mocka und die zunaͤchſt gelegnen Inſeln, gehoͤren ebenfalls zu den frucht-
barſten Landflecken der ganzen Suͤdſee. Wir koͤnnen alſo ohne Unwahr-
ſcheinlichkeit annehmen, daß die Zahl der Einwohner auf allen dieſen In-
ſeln ſich wenigſtens gegen 200,000. erſtrecken muͤſſe. Das geſunde Clima
und die vortreflichen Fruͤchte deſſelben, machen, daß ſie von den mannigfaltigen
Krankheiten, die uns Europaͤer ſo leicht hinwegraffen, gar nichts wiſſen; und
die Einfalt ihrer Begriffe ſteht mit dem geringen Maaß ihrer Beduͤrfniſſe in
vollkomnem Gleichgewicht. In den Kuͤnſten haben ſie es weiter gebracht als
andre Voͤlker der Suͤdſee; die Schnitzkunſt und andre nuͤtzliche Handarbei-
ten machen ihren Zeitvertreib aus, dem eine wohlklingende Muſic noch meh-
rern Reiz giebt. Die groͤßere Ausbildung ihres Geſchmacks bringt ihnen
auch noch den Vortheil zuwege, daß ſie mehr Begriff und Gefuͤhl vom Werth
der coͤrperlichen Schoͤnheit haben, und eben dieſes Gefuͤhl iſt es, welches
die zaͤrtlichſten Verbindungen in der menſchlichen Geſellſchaft, die gegen-
ſeitige Neigung beyder Geſchlechter, ſo angenehm als dauerhaft macht. Ueber-
haupt genommen ſind ſie arbeitſam; ihr Betragen gegen die Fremden aber duͤnk-
te
*) Man ſehe hievon im erſten Theil dieſer Geſchichte S. 340. nach.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |