Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

in den Jahren 1772 bis 1775.
bey dieser Gelegenheit einen Hayfisch, deren sich verschiedne neben dem Schiffe1774.
October.

sehen liessen. In einem Augenblick war er unter die ganze Mannschaft vertheilt,
und, von so öhligtem Geschmack das Fleisch auch seyn mochte, so verzehrten doch
wir unsern Antheil mit großem Appetit. Wer hätte auch bey unsern Umstän-
den leckerhaft seyn wollen? Endlich stellte sich, zu jedermanns Vergnügen, ein
frischer Westwind ein, mit dessen Hülfe wir jenseits des Wendezirkels des Ca-
pricorns, unsern Lauf nach Süd-Süd-Osten richten konnten.

Am fünften, Nachmittags, bekamen wir, zwischen dem 26 und 27 Sü-
der-Breite, zween Albatroße zu Gesicht. Die Officiers machten sich eine Wind-
stille, welche am folgenden Tage einfiel, zu Nutze, um, in einem Boote, auf die Jagd
zu gehen. Allein, nachdem sie sich den ganzen Tag über abgemattet, brachten sie
doch nicht mehr als zwo Petrells und zween Albatrosse davon zurück. Nun-
mehro befanden wir uns wiederum an den Gränzen des östlichen Passatwindes,
der um diese Jahrszeit, (d. i. sehr nahe am Solstitio,) schon in der Gegend des
Wendezirkels veränderlich wird. Am 7ten Nachmittags hatten wir guten
Wind, und segelten Südwestwärts. Capitain Cook gedachte nehmlich unmit-
telbar nach der Westseite von Neu-Seeland hinzusteuern, damit er nicht nö-
thig hätte Cooks-Strasse zu paßiren, welches uns im vorigen Jahr so viel
Zeit und Mühe gekostet. Abends am 8ten schwamm eine zahlreiche Heerde
Meerschweine bey dem Schiffe vorbey, die sehr munter um uns her gaukelten,
und manchmal aus den Wasser empor sprangen. Eins von diesen Thieren ward
mit dem Harpun geschossen, und schleppte ein langes Ende von dem Tau mit sich
fort, ehe wir Zeit gewannen, ihm ein Boot nachzuschicken, von dessen Mann-
schaft es endlich mit fünf Flintenkugeln erlegt ward. Es gehörte zu der
Art, welche die Alten unter dem Namen Delphin *) kannten, und die, gleich
dem gewöhnlichen Meerschwein, in allen Meeren anzutreffen ist. Es maaß
sechs Fuß, und hatte Milch in den Zitzen, indem es, wie bekannt zur Classe
der Säugthiere (mammalia) gehört. Am folgenden Morgen ward es zerlegt,

*) D[ - 1 Zeichen fehlt]lphis Aristot. -- Delphinus Delphis. Linn.
X x 2

in den Jahren 1772 bis 1775.
bey dieſer Gelegenheit einen Hayfiſch, deren ſich verſchiedne neben dem Schiffe1774.
October.

ſehen lieſſen. In einem Augenblick war er unter die ganze Mannſchaft vertheilt,
und, von ſo oͤhligtem Geſchmack das Fleiſch auch ſeyn mochte, ſo verzehrten doch
wir unſern Antheil mit großem Appetit. Wer haͤtte auch bey unſern Umſtaͤn-
den leckerhaft ſeyn wollen? Endlich ſtellte ſich, zu jedermanns Vergnuͤgen, ein
friſcher Weſtwind ein, mit deſſen Huͤlfe wir jenſeits des Wendezirkels des Ca-
pricorns, unſern Lauf nach Suͤd-Suͤd-Oſten richten konnten.

Am fuͤnften, Nachmittags, bekamen wir, zwiſchen dem 26 und 27 Suͤ-
der-Breite, zween Albatroße zu Geſicht. Die Officiers machten ſich eine Wind-
ſtille, welche am folgenden Tage einfiel, zu Nutze, um, in einem Boote, auf die Jagd
zu gehen. Allein, nachdem ſie ſich den ganzen Tag uͤber abgemattet, brachten ſie
doch nicht mehr als zwo Petrells und zween Albatroſſe davon zuruͤck. Nun-
mehro befanden wir uns wiederum an den Graͤnzen des oͤſtlichen Paſſatwindes,
der um dieſe Jahrszeit, (d. i. ſehr nahe am Solſtitio,) ſchon in der Gegend des
Wendezirkels veraͤnderlich wird. Am 7ten Nachmittags hatten wir guten
Wind, und ſegelten Suͤdweſtwaͤrts. Capitain Cook gedachte nehmlich unmit-
telbar nach der Weſtſeite von Neu-Seeland hinzuſteuern, damit er nicht noͤ-
thig haͤtte Cooks-Straſſe zu paßiren, welches uns im vorigen Jahr ſo viel
Zeit und Muͤhe gekoſtet. Abends am 8ten ſchwamm eine zahlreiche Heerde
Meerſchweine bey dem Schiffe vorbey, die ſehr munter um uns her gaukelten,
und manchmal aus den Waſſer empor ſprangen. Eins von dieſen Thieren ward
mit dem Harpun geſchoſſen, und ſchleppte ein langes Ende von dem Tau mit ſich
fort, ehe wir Zeit gewannen, ihm ein Boot nachzuſchicken, von deſſen Mann-
ſchaft es endlich mit fuͤnf Flintenkugeln erlegt ward. Es gehoͤrte zu der
Art, welche die Alten unter dem Namen Delphin *) kannten, und die, gleich
dem gewoͤhnlichen Meerſchwein, in allen Meeren anzutreffen iſt. Es maaß
ſechs Fuß, und hatte Milch in den Zitzen, indem es, wie bekannt zur Claſſe
der Saͤugthiere (mammalia) gehoͤrt. Am folgenden Morgen ward es zerlegt,

*) Δ[ – 1 Zeichen fehlt]λφις Ariſtot.Delphinus Delphis. Linn.
X x 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0365" n="347"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/>
bey die&#x017F;er Gelegenheit einen Hayfi&#x017F;ch, deren &#x017F;ich ver&#x017F;chiedne neben dem Schiffe<note place="right">1774.<lb/>
October.</note><lb/>
&#x017F;ehen lie&#x017F;&#x017F;en. In einem Augenblick war er unter die ganze Mann&#x017F;chaft vertheilt,<lb/>
und, von &#x017F;o o&#x0364;hligtem Ge&#x017F;chmack das Flei&#x017F;ch auch &#x017F;eyn mochte, &#x017F;o verzehrten doch<lb/>
wir un&#x017F;ern Antheil mit großem Appetit. Wer ha&#x0364;tte auch bey un&#x017F;ern Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den leckerhaft &#x017F;eyn wollen? Endlich &#x017F;tellte &#x017F;ich, zu jedermanns Vergnu&#x0364;gen, ein<lb/>
fri&#x017F;cher We&#x017F;twind ein, mit de&#x017F;&#x017F;en Hu&#x0364;lfe wir jen&#x017F;eits des Wendezirkels des Ca-<lb/>
pricorns, un&#x017F;ern Lauf nach Su&#x0364;d-Su&#x0364;d-O&#x017F;ten richten konnten.</p><lb/>
        <p>Am fu&#x0364;nften, Nachmittags, bekamen wir, zwi&#x017F;chen dem 26 und 27 Su&#x0364;-<lb/>
der-Breite, zween Albatroße zu Ge&#x017F;icht. Die Officiers machten &#x017F;ich eine Wind-<lb/>
&#x017F;tille, welche am folgenden Tage einfiel, zu Nutze, um, in einem Boote, auf die Jagd<lb/>
zu gehen. Allein, nachdem &#x017F;ie &#x017F;ich den ganzen Tag u&#x0364;ber abgemattet, brachten &#x017F;ie<lb/>
doch nicht mehr als zwo Petrells und zween Albatro&#x017F;&#x017F;e davon zuru&#x0364;ck. Nun-<lb/>
mehro befanden wir uns wiederum an den Gra&#x0364;nzen des o&#x0364;&#x017F;tlichen Pa&#x017F;&#x017F;atwindes,<lb/>
der um die&#x017F;e Jahrszeit, (d. i. &#x017F;ehr nahe am Sol&#x017F;titio,) &#x017F;chon in der Gegend des<lb/>
Wendezirkels vera&#x0364;nderlich wird. Am 7ten Nachmittags hatten wir guten<lb/>
Wind, und &#x017F;egelten Su&#x0364;dwe&#x017F;twa&#x0364;rts. Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi> gedachte nehmlich unmit-<lb/>
telbar nach der We&#x017F;t&#x017F;eite von <hi rendition="#fr"><placeName>Neu-Seeland</placeName></hi> hinzu&#x017F;teuern, damit er nicht no&#x0364;-<lb/>
thig ha&#x0364;tte <hi rendition="#fr"><placeName>Cooks-Stra&#x017F;&#x017F;e</placeName></hi> zu paßiren, welches uns im vorigen Jahr &#x017F;o viel<lb/>
Zeit und Mu&#x0364;he geko&#x017F;tet. Abends am 8ten &#x017F;chwamm eine zahlreiche Heerde<lb/>
Meer&#x017F;chweine bey dem Schiffe vorbey, die &#x017F;ehr munter um uns her gaukelten,<lb/>
und manchmal aus den Wa&#x017F;&#x017F;er empor &#x017F;prangen. Eins von die&#x017F;en Thieren ward<lb/>
mit dem Harpun ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;chleppte ein langes Ende von dem Tau mit &#x017F;ich<lb/>
fort, ehe wir Zeit gewannen, ihm ein Boot nachzu&#x017F;chicken, von de&#x017F;&#x017F;en Mann-<lb/>
&#x017F;chaft es endlich mit fu&#x0364;nf Flintenkugeln erlegt ward. Es geho&#x0364;rte zu der<lb/>
Art, welche die Alten unter dem Namen <hi rendition="#fr">Delphin</hi> <note place="foot" n="*)">&#x0394;<gap unit="chars" quantity="1"/>&#x03BB;&#x03C6;&#x03B9;&#x03C2; <persName>Ari&#x017F;tot.</persName> &#x2014; <hi rendition="#aq">Delphinus Delphis. Linn.</hi></note> kannten, und die, gleich<lb/>
dem gewo&#x0364;hnlichen Meer&#x017F;chwein, in allen Meeren anzutreffen i&#x017F;t. Es maaß<lb/>
&#x017F;echs Fuß, und hatte Milch in den Zitzen, indem es, wie bekannt zur Cla&#x017F;&#x017F;e<lb/>
der Sa&#x0364;ugthiere (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">mammalia</hi></hi>) geho&#x0364;rt. Am folgenden Morgen ward es zerlegt,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x 2</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[347/0365] in den Jahren 1772 bis 1775. bey dieſer Gelegenheit einen Hayfiſch, deren ſich verſchiedne neben dem Schiffe ſehen lieſſen. In einem Augenblick war er unter die ganze Mannſchaft vertheilt, und, von ſo oͤhligtem Geſchmack das Fleiſch auch ſeyn mochte, ſo verzehrten doch wir unſern Antheil mit großem Appetit. Wer haͤtte auch bey unſern Umſtaͤn- den leckerhaft ſeyn wollen? Endlich ſtellte ſich, zu jedermanns Vergnuͤgen, ein friſcher Weſtwind ein, mit deſſen Huͤlfe wir jenſeits des Wendezirkels des Ca- pricorns, unſern Lauf nach Suͤd-Suͤd-Oſten richten konnten. 1774. October. Am fuͤnften, Nachmittags, bekamen wir, zwiſchen dem 26 und 27 Suͤ- der-Breite, zween Albatroße zu Geſicht. Die Officiers machten ſich eine Wind- ſtille, welche am folgenden Tage einfiel, zu Nutze, um, in einem Boote, auf die Jagd zu gehen. Allein, nachdem ſie ſich den ganzen Tag uͤber abgemattet, brachten ſie doch nicht mehr als zwo Petrells und zween Albatroſſe davon zuruͤck. Nun- mehro befanden wir uns wiederum an den Graͤnzen des oͤſtlichen Paſſatwindes, der um dieſe Jahrszeit, (d. i. ſehr nahe am Solſtitio,) ſchon in der Gegend des Wendezirkels veraͤnderlich wird. Am 7ten Nachmittags hatten wir guten Wind, und ſegelten Suͤdweſtwaͤrts. Capitain Cook gedachte nehmlich unmit- telbar nach der Weſtſeite von Neu-Seeland hinzuſteuern, damit er nicht noͤ- thig haͤtte Cooks-Straſſe zu paßiren, welches uns im vorigen Jahr ſo viel Zeit und Muͤhe gekoſtet. Abends am 8ten ſchwamm eine zahlreiche Heerde Meerſchweine bey dem Schiffe vorbey, die ſehr munter um uns her gaukelten, und manchmal aus den Waſſer empor ſprangen. Eins von dieſen Thieren ward mit dem Harpun geſchoſſen, und ſchleppte ein langes Ende von dem Tau mit ſich fort, ehe wir Zeit gewannen, ihm ein Boot nachzuſchicken, von deſſen Mann- ſchaft es endlich mit fuͤnf Flintenkugeln erlegt ward. Es gehoͤrte zu der Art, welche die Alten unter dem Namen Delphin *) kannten, und die, gleich dem gewoͤhnlichen Meerſchwein, in allen Meeren anzutreffen iſt. Es maaß ſechs Fuß, und hatte Milch in den Zitzen, indem es, wie bekannt zur Claſſe der Saͤugthiere (mammalia) gehoͤrt. Am folgenden Morgen ward es zerlegt, *) Δ_λφις Ariſtot. — Delphinus Delphis. Linn. X x 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/365
Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/365>, abgerufen am 22.12.2024.