Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.in den Jahren 1772 bis 1775. schönes Ansehen geben und zugleich die Plantagen gegen die Stürme decken.1772.Novem- ber. Der letzte Gouverneur Tulbagh, den man als den Vater dieser Colonie betrachtet, bauete hier, zu Rondebosch und Niewlandt, zum Besten seiner Nachfolger, einige Häuser und Gärten von neuem auf. Sie bestehen größtentheils nur aus schattigen Alleen, sind übrigens ohne alle künstliche Verzierungen angelegt, aber wohl mit Wasser versehen, und verdienen wegen der großen Ordnung, worinn sie gehalten werden, hier einer Erwähnung. In dieser Gegend befinden sich auch die Scheuern der Compagnie, und etwas weiter hin ist eine Brauerey, die ei- nem Privatmann zugehört, der ein ausschließendes Recht hat, Bier fürs Cap zu brauen; ferner liegt in einem schönen Thale, an dieser Seite des Berges, eine Plan- tage, das Paradies genannt, die wegen ihres schönen Gehölzes und auch des- wegen merkwürdig ist, weil sie einige Früchte hervorbringt, welche eigentlich nur zwischen den Wendezirkeln wachsen, aber auch hier außerordentlich gut gerathen. Alphen, die Wohnung des Herrn Kersten, damaligen Commandeurs in False- bay, war der letzte Ort, den wir an dieser Seite besuchten. Hier wurden wir mit wahrhafter Gastfreyheit aufgenommen, welche der würdige Besitzer dieser Plantage aus Deutschland, seinem Vaterlande, mit hieher gebracht und unverändert beybehalten hatte. Es war daher kein Wunder, daß wir die we- nigen Tage über, welche wir in hiesiger Gegend verblieben, diesen Ort zum Mit- telpunct unsrer botanischen Creutzzüge machten. Wir waren auf diesen letztern sehr glücklich und brachten immer so ansehnliche Ladungen mit nach Hause, daß wir im Ernste besorgt wurden, es möchte, alles unermüdeten Fleißes ohner- achtet, uns beyden allein, dennoch nicht möglich seyn, eine solche Menge von Pflan- zen zu sammlen, zu beschreiben, zu zeichnen und aufzubewahren, als wir in jenen unbesuchten Ländern zu finden hoften, und die dem Anschein nach größtentheils noch neu und unbeschrieben seyn mußten. Wenn wir also keinen Theil der Naturhisto- rie vernachläßigen wollten, so war es sehr wichtig für uns, einen geschickten Ge- hülfen zu finden; und wir sahen es daher als einen sehr glücklichen Zufall an, einen Gelehrten, den Dr. Sparrmann, hier anzutreffen. Er hatte unter dem Vater der Kräuterkunde, dem großen Ritter Carl von Linne studirt, darauf eine Reise nach China, und eine zweyte nach dem Cap unternommen, um seine Erkänntniß zu erweitern, Der Gedanke, in völlig unbekannten Ländern neue G 2
in den Jahren 1772 bis 1775. ſchoͤnes Anſehen geben und zugleich die Plantagen gegen die Stuͤrme decken.1772.Novem- ber. Der letzte Gouverneur Tulbagh, den man als den Vater dieſer Colonie betrachtet, bauete hier, zu Rondeboſch und Niewlandt, zum Beſten ſeiner Nachfolger, einige Haͤuſer und Gaͤrten von neuem auf. Sie beſtehen groͤßtentheils nur aus ſchattigen Alleen, ſind uͤbrigens ohne alle kuͤnſtliche Verzierungen angelegt, aber wohl mit Waſſer verſehen, und verdienen wegen der großen Ordnung, worinn ſie gehalten werden, hier einer Erwaͤhnung. In dieſer Gegend befinden ſich auch die Scheuern der Compagnie, und etwas weiter hin iſt eine Brauerey, die ei- nem Privatmann zugehoͤrt, der ein ausſchließendes Recht hat, Bier fuͤrs Cap zu brauen; ferner liegt in einem ſchoͤnen Thale, an dieſer Seite des Berges, eine Plan- tage, das Paradies genannt, die wegen ihres ſchoͤnen Gehoͤlzes und auch des- wegen merkwuͤrdig iſt, weil ſie einige Fruͤchte hervorbringt, welche eigentlich nur zwiſchen den Wendezirkeln wachſen, aber auch hier außerordentlich gut gerathen. Alphen, die Wohnung des Herrn Kerſten, damaligen Commandeurs in Falſe- bay, war der letzte Ort, den wir an dieſer Seite beſuchten. Hier wurden wir mit wahrhafter Gaſtfreyheit aufgenommen, welche der wuͤrdige Beſitzer dieſer Plantage aus Deutſchland, ſeinem Vaterlande, mit hieher gebracht und unveraͤndert beybehalten hatte. Es war daher kein Wunder, daß wir die we- nigen Tage uͤber, welche wir in hieſiger Gegend verblieben, dieſen Ort zum Mit- telpunct unſrer botaniſchen Creutzzuͤge machten. Wir waren auf dieſen letztern ſehr gluͤcklich und brachten immer ſo anſehnliche Ladungen mit nach Hauſe, daß wir im Ernſte beſorgt wurden, es moͤchte, alles unermuͤdeten Fleißes ohner- achtet, uns beyden allein, dennoch nicht moͤglich ſeyn, eine ſolche Menge von Pflan- zen zu ſammlen, zu beſchreiben, zu zeichnen und aufzubewahren, als wir in jenen unbeſuchten Laͤndern zu finden hoften, und die dem Anſchein nach groͤßtentheils noch neu und unbeſchrieben ſeyn mußten. Wenn wir alſo keinen Theil der Naturhiſto- rie vernachlaͤßigen wollten, ſo war es ſehr wichtig fuͤr uns, einen geſchickten Ge- huͤlfen zu finden; und wir ſahen es daher als einen ſehr gluͤcklichen Zufall an, einen Gelehrten, den Dr. Sparrmann, hier anzutreffen. Er hatte unter dem Vater der Kraͤuterkunde, dem großen Ritter Carl von Linné ſtudirt, darauf eine Reiſe nach China, und eine zweyte nach dem Cap unternommen, um ſeine Erkaͤnntniß zu erweitern, Der Gedanke, in voͤllig unbekannten Laͤndern neue G 2
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ſchoͤnes Anſehen geben und zugleich die Plantagen gegen die Stuͤrme decken.
Der letzte Gouverneur Tulbagh, den man als den Vater dieſer Colonie betrachtet,
bauete hier, zu Rondeboſch und Niewlandt, zum Beſten ſeiner Nachfolger,
einige Haͤuſer und Gaͤrten von neuem auf. Sie beſtehen groͤßtentheils nur aus
ſchattigen Alleen, ſind uͤbrigens ohne alle kuͤnſtliche Verzierungen angelegt, aber
wohl mit Waſſer verſehen, und verdienen wegen der großen Ordnung, worinn ſie
gehalten werden, hier einer Erwaͤhnung. In dieſer Gegend befinden ſich auch
die Scheuern der Compagnie, und etwas weiter hin iſt eine Brauerey, die ei-
nem Privatmann zugehoͤrt, der ein ausſchließendes Recht hat, Bier fuͤrs Cap zu
brauen; ferner liegt in einem ſchoͤnen Thale, an dieſer Seite des Berges, eine Plan-
tage, das Paradies genannt, die wegen ihres ſchoͤnen Gehoͤlzes und auch des-
wegen merkwuͤrdig iſt, weil ſie einige Fruͤchte hervorbringt, welche eigentlich nur
zwiſchen den Wendezirkeln wachſen, aber auch hier außerordentlich gut gerathen.
Alphen, die Wohnung des Herrn Kerſten, damaligen Commandeurs in Falſe-
bay, war der letzte Ort, den wir an dieſer Seite beſuchten. Hier wurden
wir mit wahrhafter Gaſtfreyheit aufgenommen, welche der wuͤrdige Beſitzer
dieſer Plantage aus Deutſchland, ſeinem Vaterlande, mit hieher gebracht und
unveraͤndert beybehalten hatte. Es war daher kein Wunder, daß wir die we-
nigen Tage uͤber, welche wir in hieſiger Gegend verblieben, dieſen Ort zum Mit-
telpunct unſrer botaniſchen Creutzzuͤge machten. Wir waren auf dieſen letztern
ſehr gluͤcklich und brachten immer ſo anſehnliche Ladungen mit nach Hauſe, daß
wir im Ernſte beſorgt wurden, es moͤchte, alles unermuͤdeten Fleißes ohner-
achtet, uns beyden allein, dennoch nicht moͤglich ſeyn, eine ſolche Menge von Pflan-
zen zu ſammlen, zu beſchreiben, zu zeichnen und aufzubewahren, als wir in jenen
unbeſuchten Laͤndern zu finden hoften, und die dem Anſchein nach groͤßtentheils noch
neu und unbeſchrieben ſeyn mußten. Wenn wir alſo keinen Theil der Naturhiſto-
rie vernachlaͤßigen wollten, ſo war es ſehr wichtig fuͤr uns, einen geſchickten Ge-
huͤlfen zu finden; und wir ſahen es daher als einen ſehr gluͤcklichen Zufall an,
einen Gelehrten, den Dr. Sparrmann, hier anzutreffen. Er hatte unter dem
Vater der Kraͤuterkunde, dem großen Ritter Carl von Linné ſtudirt, darauf
eine Reiſe nach China, und eine zweyte nach dem Cap unternommen, um ſeine
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