Drittes Hauptstück. Aufenthalt am Cap. Nachricht von der dortigen Colonie.
Kaum waren wir aus unsren Booten gestiegen, so machten wir dem Gou-1772. October. verneur, Baron Joachim von Plettenberg, unsre Aufwartung. Er ist ein Herr von Wissenschaft und großer Kenntniß, dessen Höflichkeit und Gesprä- chigkeit uns gleich einen guten Begrif von ihm beybrachte. Hiernächst verfügten wir uns auch zu den andern Rathspersonen und sodann zu dem gegenwär- tigen Befehlshaber in False-Bay, Herrn Brand, in dessen hier belegenen Hause die Capitains der englischen Schiffe gemeiniglich einzukehren pflegen, und wo auch wir unser Quartier zu nehmen gedachten. Fast alle hiesige Unterbedien- ten des Compagnie-Gouvernements, die Glieder des Raths allein ausgenom- men, vermiethen Zimmer an die Officiers und Reisenden der Englischen, Fran- zösischen, Dänischen und Schwedischen Schiffe, die auf ihrer Fahrt, von oder nach Indien, hier anlegen.
Der merkliche Unterschied zwischen dieser Colonie und der Portugiesi- schen Insel S. Jago war uns anffallend und angenehm. Dort hatten wir ein Land gesehen, das zwischen den Wende-Zirkeln, unter dem glücklichsten Himmels- Strich gelegen ist, ein ziemlich gutes Ansehen hat und sehr verbessert werden könn- te; aber es war durch seine träge, unterdrückte Bewohner ganz vernachläßigt. Hier im Gegentheil, fanden wir mitten in einer Wüste, die von gebrochnen Massen schwarzer fürchterlicher Berge umgeben war, eine nette Stadt aufge- baut; mit einem Wort, wir sahen hier überall Fleiß und Arbeitsamkeit vom Glücke gekrönt. Das äußere Ansehen des Ortes nach der See-Seite ist nicht so mahlerisch als zu Funchal. Die Packhäuser der Compagnie stehen alle nahe am Wasser, die Wohnungen der Privatpersonen aber liegen hinter selbigen an ei- ner sanften Anhöhe. Das Fort, welches die Rhede bestreicht, befindet sich an der Ost-Seite der Stadt, es scheint aber nicht stark zu seyn, doch sind noch aus- serdem an beyden Seiten einige Batterien angelegt. Die Straßen sind breit und regelmäßig, die vornehmsten derselben mit Eichen bepflanzt, und einige ha-
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in den Jahren 1772 bis 1775.
Drittes Hauptſtuͤck. Aufenthalt am Cap. Nachricht von der dortigen Colonie.
Kaum waren wir aus unſren Booten geſtiegen, ſo machten wir dem Gou-1772. October. verneur, Baron Joachim von Plettenberg, unſre Aufwartung. Er iſt ein Herr von Wiſſenſchaft und großer Kenntniß, deſſen Hoͤflichkeit und Geſpraͤ- chigkeit uns gleich einen guten Begrif von ihm beybrachte. Hiernaͤchſt verfuͤgten wir uns auch zu den andern Rathsperſonen und ſodann zu dem gegenwaͤr- tigen Befehlshaber in Falſe-Bay, Herrn Brand, in deſſen hier belegenen Hauſe die Capitains der engliſchen Schiffe gemeiniglich einzukehren pflegen, und wo auch wir unſer Quartier zu nehmen gedachten. Faſt alle hieſige Unterbedien- ten des Compagnie-Gouvernements, die Glieder des Raths allein ausgenom- men, vermiethen Zimmer an die Officiers und Reiſenden der Engliſchen, Fran- zoͤſiſchen, Daͤniſchen und Schwediſchen Schiffe, die auf ihrer Fahrt, von oder nach Indien, hier anlegen.
Der merkliche Unterſchied zwiſchen dieſer Colonie und der Portugieſi- ſchen Inſel S. Jago war uns anffallend und angenehm. Dort hatten wir ein Land geſehen, das zwiſchen den Wende-Zirkeln, unter dem gluͤcklichſten Himmels- Strich gelegen iſt, ein ziemlich gutes Anſehen hat und ſehr verbeſſert werden koͤnn- te; aber es war durch ſeine traͤge, unterdruͤckte Bewohner ganz vernachlaͤßigt. Hier im Gegentheil, fanden wir mitten in einer Wuͤſte, die von gebrochnen Maſſen ſchwarzer fuͤrchterlicher Berge umgeben war, eine nette Stadt aufge- baut; mit einem Wort, wir ſahen hier uͤberall Fleiß und Arbeitſamkeit vom Gluͤcke gekroͤnt. Das aͤußere Anſehen des Ortes nach der See-Seite iſt nicht ſo mahleriſch als zu Funchal. Die Packhaͤuſer der Compagnie ſtehen alle nahe am Waſſer, die Wohnungen der Privatperſonen aber liegen hinter ſelbigen an ei- ner ſanften Anhoͤhe. Das Fort, welches die Rhede beſtreicht, befindet ſich an der Oſt-Seite der Stadt, es ſcheint aber nicht ſtark zu ſeyn, doch ſind noch auſ- ſerdem an beyden Seiten einige Batterien angelegt. Die Straßen ſind breit und regelmaͤßig, die vornehmſten derſelben mit Eichen bepflanzt, und einige ha-
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in den Jahren 1772 bis 1775.
Drittes Hauptſtuͤck.
Aufenthalt am Cap. Nachricht von der dortigen
Colonie.
Kaum waren wir aus unſren Booten geſtiegen, ſo machten wir dem Gou-
verneur, Baron Joachim von Plettenberg, unſre Aufwartung. Er iſt
ein Herr von Wiſſenſchaft und großer Kenntniß, deſſen Hoͤflichkeit und Geſpraͤ-
chigkeit uns gleich einen guten Begrif von ihm beybrachte. Hiernaͤchſt verfuͤgten
wir uns auch zu den andern Rathsperſonen und ſodann zu dem gegenwaͤr-
tigen Befehlshaber in Falſe-Bay, Herrn Brand, in deſſen hier belegenen
Hauſe die Capitains der engliſchen Schiffe gemeiniglich einzukehren pflegen, und
wo auch wir unſer Quartier zu nehmen gedachten. Faſt alle hieſige Unterbedien-
ten des Compagnie-Gouvernements, die Glieder des Raths allein ausgenom-
men, vermiethen Zimmer an die Officiers und Reiſenden der Engliſchen, Fran-
zoͤſiſchen, Daͤniſchen und Schwediſchen Schiffe, die auf ihrer Fahrt, von oder
nach Indien, hier anlegen.
1772.
October.
Der merkliche Unterſchied zwiſchen dieſer Colonie und der Portugieſi-
ſchen Inſel S. Jago war uns anffallend und angenehm. Dort hatten wir ein
Land geſehen, das zwiſchen den Wende-Zirkeln, unter dem gluͤcklichſten Himmels-
Strich gelegen iſt, ein ziemlich gutes Anſehen hat und ſehr verbeſſert werden koͤnn-
te; aber es war durch ſeine traͤge, unterdruͤckte Bewohner ganz vernachlaͤßigt.
Hier im Gegentheil, fanden wir mitten in einer Wuͤſte, die von gebrochnen
Maſſen ſchwarzer fuͤrchterlicher Berge umgeben war, eine nette Stadt aufge-
baut; mit einem Wort, wir ſahen hier uͤberall Fleiß und Arbeitſamkeit vom
Gluͤcke gekroͤnt. Das aͤußere Anſehen des Ortes nach der See-Seite iſt nicht
ſo mahleriſch als zu Funchal. Die Packhaͤuſer der Compagnie ſtehen alle nahe
am Waſſer, die Wohnungen der Privatperſonen aber liegen hinter ſelbigen an ei-
ner ſanften Anhoͤhe. Das Fort, welches die Rhede beſtreicht, befindet ſich an
der Oſt-Seite der Stadt, es ſcheint aber nicht ſtark zu ſeyn, doch ſind noch auſ-
ſerdem an beyden Seiten einige Batterien angelegt. Die Straßen ſind breit
und regelmaͤßig, die vornehmſten derſelben mit Eichen bepflanzt, und einige ha-
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/90>, abgerufen am 24.11.2024.
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