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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
men, und endlich in einer Auflage von eilf Procent von allen ausgehenden Gü-1772.
August.

tern. Es giebt nur eine Compagnie regulairer Truppen von hundert Mann
auf der Insel; die Miliz hingegen ist an dreytausend Mann stark und in Com-
pagnien eingetheilt, deren jede ihren Capitain, einen Lieutenant und einen Fähn-
rich hat. Weder Officier noch Gemeine dieser Miliz werden besoldet, weil man
aber einen gewissen Rang durch sie bekommt, so bemüht sich ein jeder darinn
aufgenommen zu werden. Sie stößt jährlich einmal zusammen, und wird einen
Monath lang exercirt. Das ganze Militär steht unter dem Serjeante Mor,
und die beyden Capitanos de Sal, welche der Gouverneur um sich hat, thun
Adjudanten-Dienste.

Die Anzahl der Welt-Geistlichen auf dieser Insel beläuft sich auf 1200,
wovon viele als Haus-Informators gebraucht werden. Seit Vertreibung der
Jesuiten giebts hier keine ordentliche öffentliche Schule, außer einem Semi-
nario, darin auf Kosten des Königs, von einem dazu gesetzten Priester, zehen
Studenten unterrichtet werden, welche über die gewöhnliche schwarze Stu-
denten-Tracht noch einen rothen Mantel haben. Wer die Priesterweihe haben will,
muß aber auf der neueingerichteten Universität Coimbra in Portugal studi-
ren. Hiernächst ist zu Madera ein Capittel unter einem Bischof, dessen Ein-
künfte beträchtlicher sind als des Gonverneurs, denn sie bestehen aus einhundert
und zehn Pipen Wein und aus vierzig Muys Weitzen, wovon jedes vier und
zwanzig englische Buschel hält. Dies bringt ihm in gewöhnlichen Jahren,
nach Gelde gerechnet, ohngefähr dreytausend Pfund Sterling ein. Auch
giebt es sechzig bis siebenzig Franciscaner in vier Klöstern, wovon eins zu
Funchal ist, und in eben so viel Klöstern, ohngefähr dreyhundert Nonnen,
welche zu den Orden Mercy, S. Clara, Incarnacao und Bom Jesus
gehören. Die Nonnen des letztgenannten Ordens dürfen das Kloster verlassen
und heyrathen.

Im Jahr 1768. bestanden die gesammten Einwohner der drey und
vierzig Kirchspiele zu Madera aus 63,913 Köpfen, oder 31341 Personen
männlichen und 32572, weiblichen Geschlechts. Allein in gedachtem Jahre star-
ben 5243 Personen, und nur 2198 Kinder wurden dagegen geboren; so daß
3045 Todessälle mehr waren als Geburten. Es ist sehr wahrscheinlich, daß

in den Jahren 1772 bis 1775.
men, und endlich in einer Auflage von eilf Procent von allen ausgehenden Guͤ-1772.
Auguſt.

tern. Es giebt nur eine Compagnie regulairer Truppen von hundert Mann
auf der Inſel; die Miliz hingegen iſt an dreytauſend Mann ſtark und in Com-
pagnien eingetheilt, deren jede ihren Capitain, einen Lieutenant und einen Faͤhn-
rich hat. Weder Officier noch Gemeine dieſer Miliz werden beſoldet, weil man
aber einen gewiſſen Rang durch ſie bekommt, ſo bemuͤht ſich ein jeder darinn
aufgenommen zu werden. Sie ſtoͤßt jaͤhrlich einmal zuſammen, und wird einen
Monath lang exercirt. Das ganze Militaͤr ſteht unter dem Serjeante Môr,
und die beyden Capitanos de Sal, welche der Gouverneur um ſich hat, thun
Adjudanten-Dienſte.

Die Anzahl der Welt-Geiſtlichen auf dieſer Inſel belaͤuft ſich auf 1200,
wovon viele als Haus-Informators gebraucht werden. Seit Vertreibung der
Jeſuiten giebts hier keine ordentliche oͤffentliche Schule, außer einem Semi-
nario, darin auf Koſten des Koͤnigs, von einem dazu geſetzten Prieſter, zehen
Studenten unterrichtet werden, welche uͤber die gewoͤhnliche ſchwarze Stu-
denten-Tracht noch einen rothen Mantel haben. Wer die Prieſterweihe haben will,
muß aber auf der neueingerichteten Univerſitaͤt Coimbra in Portugal ſtudi-
ren. Hiernaͤchſt iſt zu Madera ein Capittel unter einem Biſchof, deſſen Ein-
kuͤnfte betraͤchtlicher ſind als des Gonverneurs, denn ſie beſtehen aus einhundert
und zehn Pipen Wein und aus vierzig Muys Weitzen, wovon jedes vier und
zwanzig engliſche Buſchel haͤlt. Dies bringt ihm in gewoͤhnlichen Jahren,
nach Gelde gerechnet, ohngefaͤhr dreytauſend Pfund Sterling ein. Auch
giebt es ſechzig bis ſiebenzig Franciscaner in vier Kloͤſtern, wovon eins zu
Funchal iſt, und in eben ſo viel Kloͤſtern, ohngefaͤhr dreyhundert Nonnen,
welche zu den Orden Mercy, S. Clara, Incarnacao und Bom Jeſus
gehoͤren. Die Nonnen des letztgenannten Ordens duͤrfen das Kloſter verlaſſen
und heyrathen.

Im Jahr 1768. beſtanden die geſammten Einwohner der drey und
vierzig Kirchſpiele zu Madera aus 63,913 Koͤpfen, oder 31341 Perſonen
maͤnnlichen und 32572, weiblichen Geſchlechts. Allein in gedachtem Jahre ſtar-
ben 5243 Perſonen, und nur 2198 Kinder wurden dagegen geboren; ſo daß
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[15/0060] in den Jahren 1772 bis 1775. men, und endlich in einer Auflage von eilf Procent von allen ausgehenden Guͤ- tern. Es giebt nur eine Compagnie regulairer Truppen von hundert Mann auf der Inſel; die Miliz hingegen iſt an dreytauſend Mann ſtark und in Com- pagnien eingetheilt, deren jede ihren Capitain, einen Lieutenant und einen Faͤhn- rich hat. Weder Officier noch Gemeine dieſer Miliz werden beſoldet, weil man aber einen gewiſſen Rang durch ſie bekommt, ſo bemuͤht ſich ein jeder darinn aufgenommen zu werden. Sie ſtoͤßt jaͤhrlich einmal zuſammen, und wird einen Monath lang exercirt. Das ganze Militaͤr ſteht unter dem Serjeante Môr, und die beyden Capitanos de Sal, welche der Gouverneur um ſich hat, thun Adjudanten-Dienſte. 1772. Auguſt. Die Anzahl der Welt-Geiſtlichen auf dieſer Inſel belaͤuft ſich auf 1200, wovon viele als Haus-Informators gebraucht werden. Seit Vertreibung der Jeſuiten giebts hier keine ordentliche oͤffentliche Schule, außer einem Semi- nario, darin auf Koſten des Koͤnigs, von einem dazu geſetzten Prieſter, zehen Studenten unterrichtet werden, welche uͤber die gewoͤhnliche ſchwarze Stu- denten-Tracht noch einen rothen Mantel haben. Wer die Prieſterweihe haben will, muß aber auf der neueingerichteten Univerſitaͤt Coimbra in Portugal ſtudi- ren. Hiernaͤchſt iſt zu Madera ein Capittel unter einem Biſchof, deſſen Ein- kuͤnfte betraͤchtlicher ſind als des Gonverneurs, denn ſie beſtehen aus einhundert und zehn Pipen Wein und aus vierzig Muys Weitzen, wovon jedes vier und zwanzig engliſche Buſchel haͤlt. Dies bringt ihm in gewoͤhnlichen Jahren, nach Gelde gerechnet, ohngefaͤhr dreytauſend Pfund Sterling ein. Auch giebt es ſechzig bis ſiebenzig Franciscaner in vier Kloͤſtern, wovon eins zu Funchal iſt, und in eben ſo viel Kloͤſtern, ohngefaͤhr dreyhundert Nonnen, welche zu den Orden Mercy, S. Clara, Incarnacao und Bom Jeſus gehoͤren. Die Nonnen des letztgenannten Ordens duͤrfen das Kloſter verlaſſen und heyrathen. Im Jahr 1768. beſtanden die geſammten Einwohner der drey und vierzig Kirchſpiele zu Madera aus 63,913 Koͤpfen, oder 31341 Perſonen maͤnnlichen und 32572, weiblichen Geſchlechts. Allein in gedachtem Jahre ſtar- ben 5243 Perſonen, und nur 2198 Kinder wurden dagegen geboren; ſo daß 3045 Todesſaͤlle mehr waren als Geburten. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/60>, abgerufen am 26.11.2024.