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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Feind umbringen würden? (Matte-toa?) Da wir ihm aber gute Begegnung1774.
März.

versprachen, so schien er völlig beruhigt und sicher zu seyn, und redete von nichts
als Tanzen (Hiwa.) Anfänglich kostete es uns einige Mühe, seine Sprache
zu verstehen; als wir ihn aber fragten, wie er die Hauptglieder des Leibes nenne,
fand sich bald, daß es eben die Mundart sey, welche auf den Societäts-Inseln
geredet wird, denn die Namen der Gliedmaßen lauteten hier eben so als dort.
Wenn wir ein Wort sagten, das er nicht verstand, so wiederholte ers oft, und
mit einem Blick, der sehr lebhaft ausdrückte, daß er nicht wisse, was wir da-
mit meynten. Bey herrannahender Nacht gab er uns zu verstehen, daß er
schlafen wolle, und daß ihm friere. Mein Vater gab ihm also ein großes
Stück von dem gröbsten tahitischen Zeuge. Darinn wickelte er sich, und
sagte, daß er nun völlig warm sey. Man brachte ihn in des Lootsen Cajütte,
wo er sich auf einen Tisch niederlegte und die ganze Nacht sehr ruhig schlief.
Maheine, der schon ungeduldig darüber war, daß er noch nicht hatte ans Land
gehen können, freuete sich ungemein, daß die Leute eine Sprache redeten, die
der seinigen ähnlich war. Er hatte schon verschiedenemal versucht, sich mit
unsern Gast in Unterredung einzulassen, er war aber noch immer durch so viel
andre Fragen daran gehindert worden.

In der Nacht riß der Anker aus und das Schiff trieb fort, daher wir
die Seegel wieder aufsetzen mußten, um unsern vorigen Ankerplatz wieder zu er-
reichen. Gleich nach dem Frühstück gieng der Capitain mit dem Wilden, der
Maruwahai hies, imgleichen mit Maheinen, meinen Vater, Doct. Sparr-
mann
und mir an Land. Mir waren Beine und Schenkel so dick geschwollen,
daß ich fast gar nicht gehen konnte. Wir fanden hier eine gute Bucht, die für
Boote tief genug und am Landungsplatze durch Klippen gegen die berg-hohen
Wellen gedeckt war, welche an den übrigen Stellen der Küste gewaltig gegen
das Ufer anschlugen. Ohngefähr hundert bis hundert und funfzig Einwohner,
hatten sich in dieser Gegend versammlet. Sie waren fast alle nackend, doch trugen
einige einen Gürtel um den Leib, von welchem ein Stückchen Zeug 6 bis 8 Zoll
lang oder auch ein kleines Netz herabhieng. Etliche wenige hatten Mäntel, welche
bis auf die Knie reichten. Das Zeug dazu war von derselben Art als das
Tahitische, aber, um solches dauerhafter zu machen, mit Zwirn gestept oder

in den Jahren 1772 bis 1775.
Feind umbringen wuͤrden? (Matte-toa?) Da wir ihm aber gute Begegnung1774.
Maͤrz.

verſprachen, ſo ſchien er voͤllig beruhigt und ſicher zu ſeyn, und redete von nichts
als Tanzen (Hiwa.) Anfaͤnglich koſtete es uns einige Muͤhe, ſeine Sprache
zu verſtehen; als wir ihn aber fragten, wie er die Hauptglieder des Leibes nenne,
fand ſich bald, daß es eben die Mundart ſey, welche auf den Societaͤts-Inſeln
geredet wird, denn die Namen der Gliedmaßen lauteten hier eben ſo als dort.
Wenn wir ein Wort ſagten, das er nicht verſtand, ſo wiederholte ers oft, und
mit einem Blick, der ſehr lebhaft ausdruͤckte, daß er nicht wiſſe, was wir da-
mit meynten. Bey herrannahender Nacht gab er uns zu verſtehen, daß er
ſchlafen wolle, und daß ihm friere. Mein Vater gab ihm alſo ein großes
Stuͤck von dem groͤbſten tahitiſchen Zeuge. Darinn wickelte er ſich, und
ſagte, daß er nun voͤllig warm ſey. Man brachte ihn in des Lootſen Cajuͤtte,
wo er ſich auf einen Tiſch niederlegte und die ganze Nacht ſehr ruhig ſchlief.
Maheine, der ſchon ungeduldig daruͤber war, daß er noch nicht hatte ans Land
gehen koͤnnen, freuete ſich ungemein, daß die Leute eine Sprache redeten, die
der ſeinigen aͤhnlich war. Er hatte ſchon verſchiedenemal verſucht, ſich mit
unſern Gaſt in Unterredung einzulaſſen, er war aber noch immer durch ſo viel
andre Fragen daran gehindert worden.

In der Nacht riß der Anker aus und das Schiff trieb fort, daher wir
die Seegel wieder aufſetzen mußten, um unſern vorigen Ankerplatz wieder zu er-
reichen. Gleich nach dem Fruͤhſtuͤck gieng der Capitain mit dem Wilden, der
Maruwahai hies, imgleichen mit Maheinen, meinen Vater, Doct. Sparr-
mann
und mir an Land. Mir waren Beine und Schenkel ſo dick geſchwollen,
daß ich faſt gar nicht gehen konnte. Wir fanden hier eine gute Bucht, die fuͤr
Boote tief genug und am Landungsplatze durch Klippen gegen die berg-hohen
Wellen gedeckt war, welche an den uͤbrigen Stellen der Kuͤſte gewaltig gegen
das Ufer anſchlugen. Ohngefaͤhr hundert bis hundert und funfzig Einwohner,
hatten ſich in dieſer Gegend verſammlet. Sie waren faſt alle nackend, doch trugen
einige einen Guͤrtel um den Leib, von welchem ein Stuͤckchen Zeug 6 bis 8 Zoll
lang oder auch ein kleines Netz herabhieng. Etliche wenige hatten Maͤntel, welche
bis auf die Knie reichten. Das Zeug dazu war von derſelben Art als das
Tahitiſche, aber, um ſolches dauerhafter zu machen, mit Zwirn geſtept oder

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[415[423]/0482] in den Jahren 1772 bis 1775. Feind umbringen wuͤrden? (Matte-toa?) Da wir ihm aber gute Begegnung verſprachen, ſo ſchien er voͤllig beruhigt und ſicher zu ſeyn, und redete von nichts als Tanzen (Hiwa.) Anfaͤnglich koſtete es uns einige Muͤhe, ſeine Sprache zu verſtehen; als wir ihn aber fragten, wie er die Hauptglieder des Leibes nenne, fand ſich bald, daß es eben die Mundart ſey, welche auf den Societaͤts-Inſeln geredet wird, denn die Namen der Gliedmaßen lauteten hier eben ſo als dort. Wenn wir ein Wort ſagten, das er nicht verſtand, ſo wiederholte ers oft, und mit einem Blick, der ſehr lebhaft ausdruͤckte, daß er nicht wiſſe, was wir da- mit meynten. Bey herrannahender Nacht gab er uns zu verſtehen, daß er ſchlafen wolle, und daß ihm friere. Mein Vater gab ihm alſo ein großes Stuͤck von dem groͤbſten tahitiſchen Zeuge. Darinn wickelte er ſich, und ſagte, daß er nun voͤllig warm ſey. Man brachte ihn in des Lootſen Cajuͤtte, wo er ſich auf einen Tiſch niederlegte und die ganze Nacht ſehr ruhig ſchlief. Maheine, der ſchon ungeduldig daruͤber war, daß er noch nicht hatte ans Land gehen koͤnnen, freuete ſich ungemein, daß die Leute eine Sprache redeten, die der ſeinigen aͤhnlich war. Er hatte ſchon verſchiedenemal verſucht, ſich mit unſern Gaſt in Unterredung einzulaſſen, er war aber noch immer durch ſo viel andre Fragen daran gehindert worden. 1774. Maͤrz. In der Nacht riß der Anker aus und das Schiff trieb fort, daher wir die Seegel wieder aufſetzen mußten, um unſern vorigen Ankerplatz wieder zu er- reichen. Gleich nach dem Fruͤhſtuͤck gieng der Capitain mit dem Wilden, der Maruwahai hies, imgleichen mit Maheinen, meinen Vater, Doct. Sparr- mann und mir an Land. Mir waren Beine und Schenkel ſo dick geſchwollen, daß ich faſt gar nicht gehen konnte. Wir fanden hier eine gute Bucht, die fuͤr Boote tief genug und am Landungsplatze durch Klippen gegen die berg-hohen Wellen gedeckt war, welche an den uͤbrigen Stellen der Kuͤſte gewaltig gegen das Ufer anſchlugen. Ohngefaͤhr hundert bis hundert und funfzig Einwohner, hatten ſich in dieſer Gegend verſammlet. Sie waren faſt alle nackend, doch trugen einige einen Guͤrtel um den Leib, von welchem ein Stuͤckchen Zeug 6 bis 8 Zoll lang oder auch ein kleines Netz herabhieng. Etliche wenige hatten Maͤntel, welche bis auf die Knie reichten. Das Zeug dazu war von derſelben Art als das Tahitiſche, aber, um ſolches dauerhafter zu machen, mit Zwirn geſtept oder

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 415[423]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/482>, abgerufen am 22.11.2024.