Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.Novem- ber.oder Flachs der davon fällt, ist außerordentlich stark, und, so wenig sich auch die Neu-Seeländer auf die Zubereitung desselben verstehen, gleichwohl sehr glänzend und dabey ungemein weich; wir haben etwas davon in England umarbeiten und gehörig zubereiten lassen, welches fast völlig so glänzend als Seide geworden ist. Diese Pflanze kommt in jeder Art von Boden fort, erfor- dert auch fast gar keine Wartung oder Cultur, und kann, weil sie perennirend oder überwinternd ist, alle Jahr bis auf die Wurzel abgeschnitten werden. Wir brachten am 17ten fast den ganzen Morgen mit Abhauung vieler ho- Am 21sten des Morgens kamen zwey Canots mit Frauenspersonen an Da am 22sten das Wetter schön und gelinde war, so begleiteten wir Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.Novem- ber.oder Flachs der davon faͤllt, iſt außerordentlich ſtark, und, ſo wenig ſich auch die Neu-Seelaͤnder auf die Zubereitung deſſelben verſtehen, gleichwohl ſehr glaͤnzend und dabey ungemein weich; wir haben etwas davon in England umarbeiten und gehoͤrig zubereiten laſſen, welches faſt voͤllig ſo glaͤnzend als Seide geworden iſt. Dieſe Pflanze kommt in jeder Art von Boden fort, erfor- dert auch faſt gar keine Wartung oder Cultur, und kann, weil ſie perennirend oder uͤberwinternd iſt, alle Jahr bis auf die Wurzel abgeſchnitten werden. Wir brachten am 17ten faſt den ganzen Morgen mit Abhauung vieler ho- Am 21ſten des Morgens kamen zwey Canots mit Frauensperſonen an Da am 22ſten das Wetter ſchoͤn und gelinde war, ſo begleiteten wir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0441" n="382"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1773.<lb/> Novem-<lb/> ber.</note>oder Flachs der davon faͤllt, iſt außerordentlich ſtark, und, ſo wenig ſich auch<lb/> die Neu-Seelaͤnder auf die Zubereitung deſſelben verſtehen, gleichwohl ſehr<lb/> glaͤnzend und dabey ungemein weich; wir haben etwas davon in <placeName>England</placeName><lb/> umarbeiten und gehoͤrig zubereiten laſſen, welches faſt voͤllig ſo glaͤnzend als<lb/> Seide geworden iſt. Dieſe Pflanze kommt in jeder Art von Boden fort, erfor-<lb/> dert auch faſt gar keine Wartung oder Cultur, und kann, weil ſie perennirend oder<lb/> uͤberwinternd iſt, alle Jahr bis auf die Wurzel abgeſchnitten werden.</p><lb/> <p>Wir brachten am 17ten faſt den ganzen Morgen mit Abhauung vieler ho-<lb/> hen Baͤume zu, von welchen wir gern die Bluͤthen gehabt haͤtten; aber alle an-<lb/> gewandte Muͤhe war vergebens, denn wenn wir gleich einen Stamm abgehauen<lb/> hatten, ſo fiel der Baum doch nicht, ſondern blieb in tauſend Schlingpflanzen,<lb/> die ihn von unten bis oben umwunden und den Gipfel an andere Baͤume<lb/> feſtgeſchlungen hatten, gleichſam ſchwebend haͤngen. Die drey folgenden Tage<lb/> regnete es ſo heftig, daß wir an Bord bleiben mußten; es ließ ſich auch dieſe<lb/> ganze Zeit uͤber nicht ein einziger Wilder ſehen.</p><lb/> <p>Am 21ſten des Morgens kamen zwey Canots mit Frauensperſonen an<lb/> das Schiff. Dieſe gaben uns zu verſtehen, daß ihre Maͤnner gegen eine an-<lb/> dre Parthey zu Felde gezogen, und daß ſie wegen derſelben gar ſehr beſorgt<lb/> waͤren. So viel ſich aus den Zeichen urtheilen ließ, wodurch ſie uns die<lb/> Gegend anzudeuten ſuchten, nach welcher ihre Maͤnner hingegangen waren,<lb/> mußten die Feinde irgendwo in der <placeName>Admiralitaͤts-Bay</placeName> wohnen.</p><lb/> <p>Da am 22ſten das Wetter ſchoͤn und gelinde war, ſo begleiteten wir<lb/> den Capitain nach <placeName>Weſt-Bay</placeName>, um dort, in dem tiefſten und entlegenſten Win-<lb/> kel des Waldes, zwey Sauen nebſt einem Eber, imgleichen drey Haͤhne und zwey<lb/> Hennen in die Wildniß auszuſetzen. Dieſe Gegend iſt ſumpfig, und wird,<lb/> allem Anſehen nach, von den Einwohnern nicht ſonderlich beſucht; wir hoff-<lb/> ten daher, daß dieſe Thiere ſich hier ungeſtoͤhrt wuͤrden vermehren koͤnnen, zumal<lb/> da wir unſer Geſchaͤft ganz unbemerkt ausgefuͤhrt hatten. Es war uns nemlich<lb/> nur am Eingange der Bay ein einziges Canot mit etlichen wenigen Indianern<lb/> begegnet, und dieſe konnten wohl ohne Zweifel nicht errathen, daß wir einer<lb/> ſo beſondern Abſicht wegen hieher gekommen waͤren. Sollte alſo, vermittelſt<lb/> dieſer Anlage, die ſuͤdliche Inſel von <placeName>Neu-Seeland</placeName> dereinſt mit Schweinen und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [382/0441]
Forſter’s Reiſe um die Welt
oder Flachs der davon faͤllt, iſt außerordentlich ſtark, und, ſo wenig ſich auch
die Neu-Seelaͤnder auf die Zubereitung deſſelben verſtehen, gleichwohl ſehr
glaͤnzend und dabey ungemein weich; wir haben etwas davon in England
umarbeiten und gehoͤrig zubereiten laſſen, welches faſt voͤllig ſo glaͤnzend als
Seide geworden iſt. Dieſe Pflanze kommt in jeder Art von Boden fort, erfor-
dert auch faſt gar keine Wartung oder Cultur, und kann, weil ſie perennirend oder
uͤberwinternd iſt, alle Jahr bis auf die Wurzel abgeſchnitten werden.
1773.
Novem-
ber.
Wir brachten am 17ten faſt den ganzen Morgen mit Abhauung vieler ho-
hen Baͤume zu, von welchen wir gern die Bluͤthen gehabt haͤtten; aber alle an-
gewandte Muͤhe war vergebens, denn wenn wir gleich einen Stamm abgehauen
hatten, ſo fiel der Baum doch nicht, ſondern blieb in tauſend Schlingpflanzen,
die ihn von unten bis oben umwunden und den Gipfel an andere Baͤume
feſtgeſchlungen hatten, gleichſam ſchwebend haͤngen. Die drey folgenden Tage
regnete es ſo heftig, daß wir an Bord bleiben mußten; es ließ ſich auch dieſe
ganze Zeit uͤber nicht ein einziger Wilder ſehen.
Am 21ſten des Morgens kamen zwey Canots mit Frauensperſonen an
das Schiff. Dieſe gaben uns zu verſtehen, daß ihre Maͤnner gegen eine an-
dre Parthey zu Felde gezogen, und daß ſie wegen derſelben gar ſehr beſorgt
waͤren. So viel ſich aus den Zeichen urtheilen ließ, wodurch ſie uns die
Gegend anzudeuten ſuchten, nach welcher ihre Maͤnner hingegangen waren,
mußten die Feinde irgendwo in der Admiralitaͤts-Bay wohnen.
Da am 22ſten das Wetter ſchoͤn und gelinde war, ſo begleiteten wir
den Capitain nach Weſt-Bay, um dort, in dem tiefſten und entlegenſten Win-
kel des Waldes, zwey Sauen nebſt einem Eber, imgleichen drey Haͤhne und zwey
Hennen in die Wildniß auszuſetzen. Dieſe Gegend iſt ſumpfig, und wird,
allem Anſehen nach, von den Einwohnern nicht ſonderlich beſucht; wir hoff-
ten daher, daß dieſe Thiere ſich hier ungeſtoͤhrt wuͤrden vermehren koͤnnen, zumal
da wir unſer Geſchaͤft ganz unbemerkt ausgefuͤhrt hatten. Es war uns nemlich
nur am Eingange der Bay ein einziges Canot mit etlichen wenigen Indianern
begegnet, und dieſe konnten wohl ohne Zweifel nicht errathen, daß wir einer
ſo beſondern Abſicht wegen hieher gekommen waͤren. Sollte alſo, vermittelſt
dieſer Anlage, die ſuͤdliche Inſel von Neu-Seeland dereinſt mit Schweinen und
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