Im Jahr 1769. seegelte Herr von Surville, in Diensten der franzö-1769 sischen ostindischen Compagnie von Pondichery über die Philippinischen Inseln nach Neu-Seeland. Er lag daselbst in Doubtfull-Bay, und sahe am 9ten De- cember den Capitain Cook in der Endeavour vorbeyseegeln. Hernach stach er zwi- schen 30°. und 40°. Süder-Breite queer über das Süd-Meer und kam zu Calao in Peru bey der Landung ums Leben.
Im Jahr 1772. fand Herr von Kerguelen, nebst Herrn von St. Al-1772 louarn, eine Insel im südlichen indianischen Ocean, die fast unter einerley Me- ridian mit der Mauritius-Insel, und unter dem 48°. Süder-Breite lag. Noch in demselben Jahr ward er zum zweytenmal von Frankreich ausgeschickt; allein er kam unverrichteter Sachen zurück.
Während Kerguelen's ersten Reise, seegelte Herr Dufresne Marion, nebst Herrn Crozet, zwischen 40°. und 50°. Süder-Breite vom Cap der guten Hoff- nung über den südlichen indianischen Ocean, nach Van Diemens Land und Neu-Seeland, und entdeckte, Südwärts von Madagascar, einige kleine öde Inseln. Die Neu-Seeländer in der Bay der Eylande, brachten Herrn Ma- rion ums Leben, worauf Herr Crozet die Reise fortsetzte, und anfangs Tas- mans Lauf folgte, hernach aber nach Manilla gieng.
Bey unsrer Abreise kamen uns nur die Entdeckungen bis auf Cooks erste Reise (inclusive) zu statten, weil wir damals von den letzteren französischen Expeditionen noch keine, oder doch nur höchst unzuverläßige Nachricht hatten.
Vor Capitain Cooks Rückkunft in der Endeavour hatte man noch be- hauptet, daß sich das feste Land im Süd-Meer bis zum 30sten Grad der Breite erstrecke, mithin unter einem günstigen Himmelsstrich belegen, und um deswillen ein wichtiger Gegenstand der europäischen Politik seyn müsse. Zwar hatte diese Meynung einen gefährlichen Stoß dadurch erhalten, daß er auf seiner ersten Reise bis zum 40sten Grad gekommen, und gleichwohl kein solches Land gesunden hatte. Man ließ sich aber dadurch noch immer nicht irre machen. Das feste Land hieß es, erstrecke sich vielleicht nur nicht in dem Puncte so weit gegen
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Einleitung.
Im Jahr 1769. ſeegelte Herr von Surville, in Dienſten der franzoͤ-1769 ſiſchen oſtindiſchen Compagnie von Pondichery uͤber die Philippiniſchen Inſeln nach Neu-Seeland. Er lag daſelbſt in Doubtfull-Bay, und ſahe am 9ten De- cember den Capitain Cook in der Endeavour vorbeyſeegeln. Hernach ſtach er zwi- ſchen 30°. und 40°. Suͤder-Breite queer uͤber das Suͤd-Meer und kam zu Calao in Peru bey der Landung ums Leben.
Im Jahr 1772. fand Herr von Kerguelen, nebſt Herrn von St. Al-1772 louarn, eine Inſel im ſuͤdlichen indianiſchen Ocean, die faſt unter einerley Me- ridian mit der Mauritius-Inſel, und unter dem 48°. Suͤder-Breite lag. Noch in demſelben Jahr ward er zum zweytenmal von Frankreich ausgeſchickt; allein er kam unverrichteter Sachen zuruͤck.
Waͤhrend Kerguelen’s erſten Reiſe, ſeegelte Herr Dufresne Marion, nebſt Herrn Crozet, zwiſchen 40°. und 50°. Suͤder-Breite vom Cap der guten Hoff- nung uͤber den ſuͤdlichen indianiſchen Ocean, nach Van Diemens Land und Neu-Seeland, und entdeckte, Suͤdwaͤrts von Madagaſcar, einige kleine oͤde Inſeln. Die Neu-Seelaͤnder in der Bay der Eylande, brachten Herrn Ma- rion ums Leben, worauf Herr Crozet die Reiſe fortſetzte, und anfangs Tas- mans Lauf folgte, hernach aber nach Manilla gieng.
Bey unſrer Abreiſe kamen uns nur die Entdeckungen bis auf Cooks erſte Reiſe (incluſive) zu ſtatten, weil wir damals von den letzteren franzoͤſiſchen Expeditionen noch keine, oder doch nur hoͤchſt unzuverlaͤßige Nachricht hatten.
Vor Capitain Cooks Ruͤckkunft in der Endeavour hatte man noch be- hauptet, daß ſich das feſte Land im Suͤd-Meer bis zum 30ſten Grad der Breite erſtrecke, mithin unter einem guͤnſtigen Himmelsſtrich belegen, und um deswillen ein wichtiger Gegenſtand der europaͤiſchen Politik ſeyn muͤſſe. Zwar hatte dieſe Meynung einen gefaͤhrlichen Stoß dadurch erhalten, daß er auf ſeiner erſten Reiſe bis zum 40ſten Grad gekommen, und gleichwohl kein ſolches Land geſunden hatte. Man ließ ſich aber dadurch noch immer nicht irre machen. Das feſte Land hieß es, erſtrecke ſich vielleicht nur nicht in dem Puncte ſo weit gegen
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Einleitung.
Im Jahr 1769. ſeegelte Herr von Surville, in Dienſten der franzoͤ-
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nach Neu-Seeland. Er lag daſelbſt in Doubtfull-Bay, und ſahe am 9ten De-
cember den Capitain Cook in der Endeavour vorbeyſeegeln. Hernach ſtach er zwi-
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Calao in Peru bey der Landung ums Leben.
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Im Jahr 1772. fand Herr von Kerguelen, nebſt Herrn von St. Al-
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in demſelben Jahr ward er zum zweytenmal von Frankreich ausgeſchickt; allein
er kam unverrichteter Sachen zuruͤck.
Waͤhrend Kerguelen’s erſten Reiſe, ſeegelte Herr Dufresne Marion,
nebſt Herrn Crozet, zwiſchen 40°. und 50°. Suͤder-Breite vom Cap der guten Hoff-
nung uͤber den ſuͤdlichen indianiſchen Ocean, nach Van Diemens Land und
Neu-Seeland, und entdeckte, Suͤdwaͤrts von Madagaſcar, einige kleine oͤde
Inſeln. Die Neu-Seelaͤnder in der Bay der Eylande, brachten Herrn Ma-
rion ums Leben, worauf Herr Crozet die Reiſe fortſetzte, und anfangs Tas-
mans Lauf folgte, hernach aber nach Manilla gieng.
Bey unſrer Abreiſe kamen uns nur die Entdeckungen bis auf Cooks erſte
Reiſe (incluſive) zu ſtatten, weil wir damals von den letzteren franzoͤſiſchen
Expeditionen noch keine, oder doch nur hoͤchſt unzuverlaͤßige Nachricht hatten.
Vor Capitain Cooks Ruͤckkunft in der Endeavour hatte man noch be-
hauptet, daß ſich das feſte Land im Suͤd-Meer bis zum 30ſten Grad der
Breite erſtrecke, mithin unter einem guͤnſtigen Himmelsſtrich belegen, und um
deswillen ein wichtiger Gegenſtand der europaͤiſchen Politik ſeyn muͤſſe. Zwar
hatte dieſe Meynung einen gefaͤhrlichen Stoß dadurch erhalten, daß er auf ſeiner
erſten Reiſe bis zum 40ſten Grad gekommen, und gleichwohl kein ſolches Land
geſunden hatte. Man ließ ſich aber dadurch noch immer nicht irre machen. Das
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/36>, abgerufen am 16.02.2025.
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