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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
gemeldet habe, daß O-Tuh, des gestrigen Vorfalls wegen, matau, das1773.
August.

heißt, in Furcht gesetzt und zugleich übel auf uns zu sprechen sey. Um ihn
nun zu überführen, daß wir selbst die Ausschweifungen unsrer Leute nicht gut
hießen, wurden die Verbrecher aufs Verdeck gebracht und bekamen in seiner
Gegenwart, zum Schrecken aller anwesenden Tahitier, ein jeder zwölf Strei-
che. Nach dieser Execution ließ Capitain Cook drey Schaafe, als so viel
ihrer von denen am Cap eingekauften noch übrig waren, ins Boot schaffen, und
gieng in Begleitung Capitain Furneaux und meines Vaters, aus Land, um
das Vertrauen des Königs wieder zu gewinnen, ohne welches im ganzen Lande
keine Lebensmittel zu erhalten waren. Als sie nach Parre kamen, sagte man
ihnen, der König sey von hier nach Westen aufgebrochen; sie folgten ihm also
4 bis 5 Meilen weiter und landeten endlich in einem District, Tittahah ge-
nannt, wo sie einige Stunden auf ihn warten mußten. Würklich hatte er sich
aus Furcht für uns, in aller Eil, 9 Meilen weit von Matavai-Bay entfernt.
Eine so schnelle und durch eine solche Kleinigkeit veranlaßte Flucht, ver-
rieth freylich von seiner Seite ungemein viel Feigherzigkeit; doch ist sie ihm
zu vergeben, wenn man bedenkt, wie blutig und furchtbar die Eu-
ropäer diesem Volke ihre Gewalt und Uebermacht ehemals gezeigt hatten. --
Es ward 3 Uhr Nachmittags, ehe er mit seiner Mutter bey den Capitains an-
kam, Er voll Furcht und Mißtrauen und Sie mit Thränen in den Augen.
Sobald ihm aber E-Ti Bericht abgestattet hatte, daß die Verbrecher in seiner
Gegenwart wären abgestraft worden, ward er ruhiger, und der Anblick einer
neuen Art von Thieren, die ihm Capitain Cook unter wiederholten Freundschafts-
versicherungen schenkte, stellte das gute Vernehmen bald wieder gänzlich her.
Auf Sr. Majestät Verlangen mußte nun auch unser Bergschotte wieder auf
dem Dudelsack spielen, und die geringfügige Kunst dieses Virtuosen war hier
so würksam als Davids Harfe, deren harmonischere Töne Sauls Schwermuth
zu vertreiben pflegten. Die gute Würkung der Musie zeigte sich bald thätig.
Der König ließ ein Schwein kommen, und schenkte es dem Capitain Cook; und
bald nachher ließ er noch ein zweytes für Capitain Furneaux bringen. Da
diese Herren bald von der Insel abzusegeln gedachten, und daher glaubten,
dies sey die letzte Gelegenheit, Geschenke von Sr. Majestät zu erhalten, so ver-

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in den Jahren 1772 bis 1775.
gemeldet habe, daß O-Tuh, des geſtrigen Vorfalls wegen, matau, das1773.
Auguſt.

heißt, in Furcht geſetzt und zugleich uͤbel auf uns zu ſprechen ſey. Um ihn
nun zu uͤberfuͤhren, daß wir ſelbſt die Ausſchweifungen unſrer Leute nicht gut
hießen, wurden die Verbrecher aufs Verdeck gebracht und bekamen in ſeiner
Gegenwart, zum Schrecken aller anweſenden Tahitier, ein jeder zwoͤlf Strei-
che. Nach dieſer Execution ließ Capitain Cook drey Schaafe, als ſo viel
ihrer von denen am Cap eingekauften noch uͤbrig waren, ins Boot ſchaffen, und
gieng in Begleitung Capitain Furneaux und meines Vaters, aus Land, um
das Vertrauen des Koͤnigs wieder zu gewinnen, ohne welches im ganzen Lande
keine Lebensmittel zu erhalten waren. Als ſie nach Parre kamen, ſagte man
ihnen, der Koͤnig ſey von hier nach Weſten aufgebrochen; ſie folgten ihm alſo
4 bis 5 Meilen weiter und landeten endlich in einem Diſtrict, Tittahah ge-
nannt, wo ſie einige Stunden auf ihn warten mußten. Wuͤrklich hatte er ſich
aus Furcht fuͤr uns, in aller Eil, 9 Meilen weit von Matavai-Bay entfernt.
Eine ſo ſchnelle und durch eine ſolche Kleinigkeit veranlaßte Flucht, ver-
rieth freylich von ſeiner Seite ungemein viel Feigherzigkeit; doch iſt ſie ihm
zu vergeben, wenn man bedenkt, wie blutig und furchtbar die Eu-
ropaͤer dieſem Volke ihre Gewalt und Uebermacht ehemals gezeigt hatten. —
Es ward 3 Uhr Nachmittags, ehe er mit ſeiner Mutter bey den Capitains an-
kam, Er voll Furcht und Mißtrauen und Sie mit Thraͤnen in den Augen.
Sobald ihm aber E-Ti Bericht abgeſtattet hatte, daß die Verbrecher in ſeiner
Gegenwart waͤren abgeſtraft worden, ward er ruhiger, und der Anblick einer
neuen Art von Thieren, die ihm Capitain Cook unter wiederholten Freundſchafts-
verſicherungen ſchenkte, ſtellte das gute Vernehmen bald wieder gaͤnzlich her.
Auf Sr. Majeſtaͤt Verlangen mußte nun auch unſer Bergſchotte wieder auf
dem Dudelſack ſpielen, und die geringfuͤgige Kunſt dieſes Virtuoſen war hier
ſo wuͤrkſam als Davids Harfe, deren harmoniſchere Toͤne Sauls Schwermuth
zu vertreiben pflegten. Die gute Wuͤrkung der Muſie zeigte ſich bald thaͤtig.
Der Koͤnig ließ ein Schwein kommen, und ſchenkte es dem Capitain Cook; und
bald nachher ließ er noch ein zweytes fuͤr Capitain Furneaux bringen. Da
dieſe Herren bald von der Inſel abzuſegeln gedachten, und daher glaubten,
dies ſey die letzte Gelegenheit, Geſchenke von Sr. Majeſtaͤt zu erhalten, ſo ver-

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[269/0324] in den Jahren 1772 bis 1775. gemeldet habe, daß O-Tuh, des geſtrigen Vorfalls wegen, matau, das heißt, in Furcht geſetzt und zugleich uͤbel auf uns zu ſprechen ſey. Um ihn nun zu uͤberfuͤhren, daß wir ſelbſt die Ausſchweifungen unſrer Leute nicht gut hießen, wurden die Verbrecher aufs Verdeck gebracht und bekamen in ſeiner Gegenwart, zum Schrecken aller anweſenden Tahitier, ein jeder zwoͤlf Strei- che. Nach dieſer Execution ließ Capitain Cook drey Schaafe, als ſo viel ihrer von denen am Cap eingekauften noch uͤbrig waren, ins Boot ſchaffen, und gieng in Begleitung Capitain Furneaux und meines Vaters, aus Land, um das Vertrauen des Koͤnigs wieder zu gewinnen, ohne welches im ganzen Lande keine Lebensmittel zu erhalten waren. Als ſie nach Parre kamen, ſagte man ihnen, der Koͤnig ſey von hier nach Weſten aufgebrochen; ſie folgten ihm alſo 4 bis 5 Meilen weiter und landeten endlich in einem Diſtrict, Tittahah ge- nannt, wo ſie einige Stunden auf ihn warten mußten. Wuͤrklich hatte er ſich aus Furcht fuͤr uns, in aller Eil, 9 Meilen weit von Matavai-Bay entfernt. Eine ſo ſchnelle und durch eine ſolche Kleinigkeit veranlaßte Flucht, ver- rieth freylich von ſeiner Seite ungemein viel Feigherzigkeit; doch iſt ſie ihm zu vergeben, wenn man bedenkt, wie blutig und furchtbar die Eu- ropaͤer dieſem Volke ihre Gewalt und Uebermacht ehemals gezeigt hatten. — Es ward 3 Uhr Nachmittags, ehe er mit ſeiner Mutter bey den Capitains an- kam, Er voll Furcht und Mißtrauen und Sie mit Thraͤnen in den Augen. Sobald ihm aber E-Ti Bericht abgeſtattet hatte, daß die Verbrecher in ſeiner Gegenwart waͤren abgeſtraft worden, ward er ruhiger, und der Anblick einer neuen Art von Thieren, die ihm Capitain Cook unter wiederholten Freundſchafts- verſicherungen ſchenkte, ſtellte das gute Vernehmen bald wieder gaͤnzlich her. Auf Sr. Majeſtaͤt Verlangen mußte nun auch unſer Bergſchotte wieder auf dem Dudelſack ſpielen, und die geringfuͤgige Kunſt dieſes Virtuoſen war hier ſo wuͤrkſam als Davids Harfe, deren harmoniſchere Toͤne Sauls Schwermuth zu vertreiben pflegten. Die gute Wuͤrkung der Muſie zeigte ſich bald thaͤtig. Der Koͤnig ließ ein Schwein kommen, und ſchenkte es dem Capitain Cook; und bald nachher ließ er noch ein zweytes fuͤr Capitain Furneaux bringen. Da dieſe Herren bald von der Inſel abzuſegeln gedachten, und daher glaubten, dies ſey die letzte Gelegenheit, Geſchenke von Sr. Majeſtaͤt zu erhalten, ſo ver- 1773. Auguſt. L l 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/324>, abgerufen am 25.11.2024.