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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
neuen Gegenständen, kaum thun lassen wollte. Diese Ruhe war uns um1773.
August.

so willkommner, da sie uns Zeit gab, den mancherley Betrachtungen nachzu-
hängen, zu denen wir während unsers Hierseyns so vielfältigen Stof gesammelt
hatten. Nach allem, was wir auf dieser Insel gesehen und erfahren, dünkte
sie uns, im Ganzen genommen, einer von den glücklichsten Winkeln der Erde.
Zwar waren uns ehemals, nachdem wir lange Zeit nichts als See, Eis
und Luft vor uns gesehen hatten, auch selbst die öden Felsen von Neu-Seeland so
vortheilhaft ins Gesicht gefallen, daß wir anfänglich ebenfalls sehr günstige Urtheile
darüber fällten: Allein diese ersten Eindrücke waren doch bald genug wieder ver-
schwunden, und wir hatten in der Folge täglich mehr Gelegenheit bekommen, uns
zu überzeugen, daß sich dieses Land allerdings noch in einem wilden chaotischen
Zustande befände. Bey O-Tahiti hingegen verhielt es sich ganz umgekehrt.
Diese Insel sahe nicht nur schon von fern sehr reizend aus, sondern je näher wir der-
selben kamen, desto schöner wurden auch die Prospecte, ja selbst bey jedem Spatzier-
gang entdeckten wir neue Annehmlichkeiten. Je länger wir also blieben, je mehr
wurden die Eindrücke des ersten Anblicks bestätigt, ohngeachtet wir hier wegen
der Erfrischungen schlimmer daran waren als auf Neu-Seeland, woselbst es
größern Ueberfluß an Fischen und Vögeln gab, statt deren man sich hier mit ein-
gesalznen Speisen behelfen mußte. Auch hatte die Jahreszeit, welche mit unserm
Februar übereinstimmt, natürlicherweise einen Mangel an Baumfrüchten
verursacht; denn obgleich hier zu Lande der Winter nicht in kalter Witterung
bestehet, als in Ländern die weit von den Wende-Cirkeln liegen, so ist er den-
noch hier so gut als überall die Jahrszeit, in welcher das ganze Pflanzenreich
die Säfte zu einer neuen Erndte bereitet. Daher hatten einige Bäume ihre Blät-
ter ganz verlohren, verschiedene Pflanzen waren bis auf die Wurzeln abgestor-
ben, und die übrigen alle, sahen völlig vertrocknet aus, weil nemlich der Regen
sich erst alsdenn einstellt, wenn die Sonne wieder im südlichen Hemispherio ist.
Bey so bewandten Umständen hatten Laub und Kraut auf dem flachen Lande
überall eine dunkelbraune Farbe bekommen. Ein lebhafteres Grün fand man
nur allein noch in denen Wäldern, welche die höheren Berg-Gipfel krönen,
denn diese sind fast beständig in Wolken verhüllt, und folglich ist es dort immer
feucht. Von daher brachten uns die Einwohner unter andern auch eine Menge

G g 3

in den Jahren 1772 bis 1775.
neuen Gegenſtaͤnden, kaum thun laſſen wollte. Dieſe Ruhe war uns um1773.
Auguſt.

ſo willkommner, da ſie uns Zeit gab, den mancherley Betrachtungen nachzu-
haͤngen, zu denen wir waͤhrend unſers Hierſeyns ſo vielfaͤltigen Stof geſammelt
hatten. Nach allem, was wir auf dieſer Inſel geſehen und erfahren, duͤnkte
ſie uns, im Ganzen genommen, einer von den gluͤcklichſten Winkeln der Erde.
Zwar waren uns ehemals, nachdem wir lange Zeit nichts als See, Eis
und Luft vor uns geſehen hatten, auch ſelbſt die oͤden Felſen von Neu-Seeland ſo
vortheilhaft ins Geſicht gefallen, daß wir anfaͤnglich ebenfalls ſehr guͤnſtige Urtheile
daruͤber faͤllten: Allein dieſe erſten Eindruͤcke waren doch bald genug wieder ver-
ſchwunden, und wir hatten in der Folge taͤglich mehr Gelegenheit bekommen, uns
zu uͤberzeugen, daß ſich dieſes Land allerdings noch in einem wilden chaotiſchen
Zuſtande befaͤnde. Bey O-Tahiti hingegen verhielt es ſich ganz umgekehrt.
Dieſe Inſel ſahe nicht nur ſchon von fern ſehr reizend aus, ſondern je naͤher wir der-
ſelben kamen, deſto ſchoͤner wurden auch die Proſpecte, ja ſelbſt bey jedem Spatzier-
gang entdeckten wir neue Annehmlichkeiten. Je laͤnger wir alſo blieben, je mehr
wurden die Eindruͤcke des erſten Anblicks beſtaͤtigt, ohngeachtet wir hier wegen
der Erfriſchungen ſchlimmer daran waren als auf Neu-Seeland, woſelbſt es
groͤßern Ueberfluß an Fiſchen und Voͤgeln gab, ſtatt deren man ſich hier mit ein-
geſalznen Speiſen behelfen mußte. Auch hatte die Jahreszeit, welche mit unſerm
Februar uͤbereinſtimmt, natuͤrlicherweiſe einen Mangel an Baumfruͤchten
verurſacht; denn obgleich hier zu Lande der Winter nicht in kalter Witterung
beſtehet, als in Laͤndern die weit von den Wende-Cirkeln liegen, ſo iſt er den-
noch hier ſo gut als uͤberall die Jahrszeit, in welcher das ganze Pflanzenreich
die Saͤfte zu einer neuen Erndte bereitet. Daher hatten einige Baͤume ihre Blaͤt-
ter ganz verlohren, verſchiedene Pflanzen waren bis auf die Wurzeln abgeſtor-
ben, und die uͤbrigen alle, ſahen voͤllig vertrocknet aus, weil nemlich der Regen
ſich erſt alsdenn einſtellt, wenn die Sonne wieder im ſuͤdlichen Hemispherio iſt.
Bey ſo bewandten Umſtaͤnden hatten Laub und Kraut auf dem flachen Lande
uͤberall eine dunkelbraune Farbe bekommen. Ein lebhafteres Gruͤn fand man
nur allein noch in denen Waͤldern, welche die hoͤheren Berg-Gipfel kroͤnen,
denn dieſe ſind faſt beſtaͤndig in Wolken verhuͤllt, und folglich iſt es dort immer
feucht. Von daher brachten uns die Einwohner unter andern auch eine Menge

G g 3
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[237/0290] in den Jahren 1772 bis 1775. neuen Gegenſtaͤnden, kaum thun laſſen wollte. Dieſe Ruhe war uns um ſo willkommner, da ſie uns Zeit gab, den mancherley Betrachtungen nachzu- haͤngen, zu denen wir waͤhrend unſers Hierſeyns ſo vielfaͤltigen Stof geſammelt hatten. Nach allem, was wir auf dieſer Inſel geſehen und erfahren, duͤnkte ſie uns, im Ganzen genommen, einer von den gluͤcklichſten Winkeln der Erde. Zwar waren uns ehemals, nachdem wir lange Zeit nichts als See, Eis und Luft vor uns geſehen hatten, auch ſelbſt die oͤden Felſen von Neu-Seeland ſo vortheilhaft ins Geſicht gefallen, daß wir anfaͤnglich ebenfalls ſehr guͤnſtige Urtheile daruͤber faͤllten: Allein dieſe erſten Eindruͤcke waren doch bald genug wieder ver- ſchwunden, und wir hatten in der Folge taͤglich mehr Gelegenheit bekommen, uns zu uͤberzeugen, daß ſich dieſes Land allerdings noch in einem wilden chaotiſchen Zuſtande befaͤnde. Bey O-Tahiti hingegen verhielt es ſich ganz umgekehrt. Dieſe Inſel ſahe nicht nur ſchon von fern ſehr reizend aus, ſondern je naͤher wir der- ſelben kamen, deſto ſchoͤner wurden auch die Proſpecte, ja ſelbſt bey jedem Spatzier- gang entdeckten wir neue Annehmlichkeiten. Je laͤnger wir alſo blieben, je mehr wurden die Eindruͤcke des erſten Anblicks beſtaͤtigt, ohngeachtet wir hier wegen der Erfriſchungen ſchlimmer daran waren als auf Neu-Seeland, woſelbſt es groͤßern Ueberfluß an Fiſchen und Voͤgeln gab, ſtatt deren man ſich hier mit ein- geſalznen Speiſen behelfen mußte. Auch hatte die Jahreszeit, welche mit unſerm Februar uͤbereinſtimmt, natuͤrlicherweiſe einen Mangel an Baumfruͤchten verurſacht; denn obgleich hier zu Lande der Winter nicht in kalter Witterung beſtehet, als in Laͤndern die weit von den Wende-Cirkeln liegen, ſo iſt er den- noch hier ſo gut als uͤberall die Jahrszeit, in welcher das ganze Pflanzenreich die Saͤfte zu einer neuen Erndte bereitet. Daher hatten einige Baͤume ihre Blaͤt- ter ganz verlohren, verſchiedene Pflanzen waren bis auf die Wurzeln abgeſtor- ben, und die uͤbrigen alle, ſahen voͤllig vertrocknet aus, weil nemlich der Regen ſich erſt alsdenn einſtellt, wenn die Sonne wieder im ſuͤdlichen Hemispherio iſt. Bey ſo bewandten Umſtaͤnden hatten Laub und Kraut auf dem flachen Lande uͤberall eine dunkelbraune Farbe bekommen. Ein lebhafteres Gruͤn fand man nur allein noch in denen Waͤldern, welche die hoͤheren Berg-Gipfel kroͤnen, denn dieſe ſind faſt beſtaͤndig in Wolken verhuͤllt, und folglich iſt es dort immer feucht. Von daher brachten uns die Einwohner unter andern auch eine Menge 1773. Auguſt. G g 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/290>, abgerufen am 22.11.2024.