Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.Junius.stück mochte höchstens zwey, und das äußerste Ende ohngefähr 5 Zoll im Durch- schnitt halten. Sie bliesen damit immer in einerley Ton, der ohngefähr wie das Blöken eines Thieres klang, doch möchte ein Waldhornist vielleicht etwas mehre- res und besseres darauf herausgebracht haben. Eine andre Trompete war aus einem großen Tritons-Horn (murex Tritonis) gemacht, mit künstlich ausgeschnitztem Holz eingefaßt, und an demjenigen Ende, welches zum Mund- stück dienen sollte, mit einer Oefnung versehen. Ein schrecklich bölkender Ton war alles was sich herausbringen ließ. Ein drittes Instrument, welches unsere Leute eine Flöte nannten, bestand aus einem hohlen Rohr, das in der Mitte am weitesten war und in dieser Gegend, desgleichen an beyden Enden, eine Oeffnung hatte. Dies und das erste Instrument waren beyde, der Länge nach, aus zwey hohlen Stücken von Holz zusammengesetzt, welche eins für das andre so eben zu- recht geschnitten waren, daß sie genau auf einander paßten und eine vollkommne Röhre ausmachten. Das doppelte Canot, in welchem sie zum Theil gekommen waren, schien noch neu und ohngefähr 50 Fuß lang zu seyn. Sowohl das vordere Ende, als das hohe Hintertheil, waren künstlich durchbrochen und mit schneckenförmigen, eingeschnittenen Zügen verziert, so wie sie in der Geschich- te von Capitain Cooks voriger Reise, abgebildet und beschrieben sind. Ein ungestaltes Ding, an welchem man mit vieler Mühe eine Aehnlichkeit mit einem Menschenkopfe entdecken konnte, war mit ein Paar Augen von Perlmutter und mit einer langen Zunge versehen, die aus dem Rachen heraus hieng; diese Zier- rath machte das äußerste Ende des Vordertheils aus. Dergleichen Figuren bringen sie überall zur Verzierung an, vornemlich an solchen Geräthschaften, die zum Kriege und zur Waffenrüstung gehören. Vermuthlich hat die hier zu Lande durch- gehends übliche Gewohnheit, den Feind durch Ausstreckung der Zunge zu schim- pfen und auszufordern, zu so häufiger Abbildung solcher Fratzengesichter Gelegen- heit gegeben. Man siehet dergleichen nicht nur am Vordertheil ihrer Kriegs-Ca- nots und an den Griffen ihrer Streit-Aexte, sondern sie tragen solche auch an einer Schnur um den Hals auf der Brust hängend; ja sie schnitzen sie sogar auf die Schöpf-Schaufeln und an die Ruder, womit sie ihre Canots fortar- beiten. Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.Junius.ſtuͤck mochte hoͤchſtens zwey, und das aͤußerſte Ende ohngefaͤhr 5 Zoll im Durch- ſchnitt halten. Sie blieſen damit immer in einerley Ton, der ohngefaͤhr wie das Bloͤken eines Thieres klang, doch moͤchte ein Waldhorniſt vielleicht etwas mehre- res und beſſeres darauf herausgebracht haben. Eine andre Trompete war aus einem großen Tritons-Horn (murex Tritonis) gemacht, mit kuͤnſtlich ausgeſchnitztem Holz eingefaßt, und an demjenigen Ende, welches zum Mund- ſtuͤck dienen ſollte, mit einer Oefnung verſehen. Ein ſchrecklich boͤlkender Ton war alles was ſich herausbringen ließ. Ein drittes Inſtrument, welches unſere Leute eine Floͤte nannten, beſtand aus einem hohlen Rohr, das in der Mitte am weiteſten war und in dieſer Gegend, desgleichen an beyden Enden, eine Oeffnung hatte. Dies und das erſte Inſtrument waren beyde, der Laͤnge nach, aus zwey hohlen Stuͤcken von Holz zuſammengeſetzt, welche eins fuͤr das andre ſo eben zu- recht geſchnitten waren, daß ſie genau auf einander paßten und eine vollkommne Roͤhre ausmachten. Das doppelte Canot, in welchem ſie zum Theil gekommen waren, ſchien noch neu und ohngefaͤhr 50 Fuß lang zu ſeyn. Sowohl das vordere Ende, als das hohe Hintertheil, waren kuͤnſtlich durchbrochen und mit ſchneckenfoͤrmigen, eingeſchnittenen Zuͤgen verziert, ſo wie ſie in der Geſchich- te von Capitain Cooks voriger Reiſe, abgebildet und beſchrieben ſind. Ein ungeſtaltes Ding, an welchem man mit vieler Muͤhe eine Aehnlichkeit mit einem Menſchenkopfe entdecken konnte, war mit ein Paar Augen von Perlmutter und mit einer langen Zunge verſehen, die aus dem Rachen heraus hieng; dieſe Zier- rath machte das aͤußerſte Ende des Vordertheils aus. Dergleichen Figuren bringen ſie uͤberall zur Verzierung an, vornemlich an ſolchen Geraͤthſchaften, die zum Kriege und zur Waffenruͤſtung gehoͤren. Vermuthlich hat die hier zu Lande durch- gehends uͤbliche Gewohnheit, den Feind durch Ausſtreckung der Zunge zu ſchim- pfen und auszufordern, zu ſo haͤufiger Abbildung ſolcher Fratzengeſichter Gelegen- heit gegeben. Man ſiehet dergleichen nicht nur am Vordertheil ihrer Kriegs-Ca- nots und an den Griffen ihrer Streit-Aexte, ſondern ſie tragen ſolche auch an einer Schnur um den Hals auf der Bruſt haͤngend; ja ſie ſchnitzen ſie ſogar auf die Schoͤpf-Schaufeln und an die Ruder, womit ſie ihre Canots fortar- beiten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0225" n="172"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1773.<lb/> Junius.</note>ſtuͤck mochte hoͤchſtens zwey, und das aͤußerſte Ende ohngefaͤhr 5 Zoll im Durch-<lb/> ſchnitt halten. Sie blieſen damit immer in einerley Ton, der ohngefaͤhr wie das<lb/> Bloͤken eines Thieres klang, doch moͤchte ein Waldhorniſt vielleicht etwas mehre-<lb/> res und beſſeres darauf herausgebracht haben. 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Forſter’s Reiſe um die Welt
ſtuͤck mochte hoͤchſtens zwey, und das aͤußerſte Ende ohngefaͤhr 5 Zoll im Durch-
ſchnitt halten. Sie blieſen damit immer in einerley Ton, der ohngefaͤhr wie das
Bloͤken eines Thieres klang, doch moͤchte ein Waldhorniſt vielleicht etwas mehre-
res und beſſeres darauf herausgebracht haben. Eine andre Trompete war
aus einem großen Tritons-Horn (murex Tritonis) gemacht, mit kuͤnſtlich
ausgeſchnitztem Holz eingefaßt, und an demjenigen Ende, welches zum Mund-
ſtuͤck dienen ſollte, mit einer Oefnung verſehen. Ein ſchrecklich boͤlkender Ton
war alles was ſich herausbringen ließ. Ein drittes Inſtrument, welches unſere
Leute eine Floͤte nannten, beſtand aus einem hohlen Rohr, das in der Mitte am
weiteſten war und in dieſer Gegend, desgleichen an beyden Enden, eine Oeffnung
hatte. Dies und das erſte Inſtrument waren beyde, der Laͤnge nach, aus zwey
hohlen Stuͤcken von Holz zuſammengeſetzt, welche eins fuͤr das andre ſo eben zu-
recht geſchnitten waren, daß ſie genau auf einander paßten und eine vollkommne
Roͤhre ausmachten. Das doppelte Canot, in welchem ſie zum Theil gekommen
waren, ſchien noch neu und ohngefaͤhr 50 Fuß lang zu ſeyn. Sowohl das
vordere Ende, als das hohe Hintertheil, waren kuͤnſtlich durchbrochen und mit
ſchneckenfoͤrmigen, eingeſchnittenen Zuͤgen verziert, ſo wie ſie in der Geſchich-
te von Capitain Cooks voriger Reiſe, abgebildet und beſchrieben ſind. Ein
ungeſtaltes Ding, an welchem man mit vieler Muͤhe eine Aehnlichkeit mit einem
Menſchenkopfe entdecken konnte, war mit ein Paar Augen von Perlmutter und
mit einer langen Zunge verſehen, die aus dem Rachen heraus hieng; dieſe Zier-
rath machte das aͤußerſte Ende des Vordertheils aus. Dergleichen Figuren bringen
ſie uͤberall zur Verzierung an, vornemlich an ſolchen Geraͤthſchaften, die zum
Kriege und zur Waffenruͤſtung gehoͤren. Vermuthlich hat die hier zu Lande durch-
gehends uͤbliche Gewohnheit, den Feind durch Ausſtreckung der Zunge zu ſchim-
pfen und auszufordern, zu ſo haͤufiger Abbildung ſolcher Fratzengeſichter Gelegen-
heit gegeben. Man ſiehet dergleichen nicht nur am Vordertheil ihrer Kriegs-Ca-
nots und an den Griffen ihrer Streit-Aexte, ſondern ſie tragen ſolche auch an
einer Schnur um den Hals auf der Bruſt haͤngend; ja ſie ſchnitzen ſie ſogar
auf die Schoͤpf-Schaufeln und an die Ruder, womit ſie ihre Canots fortar-
beiten.
1773.
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Zitationshilfe: | Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/225>, abgerufen am 16.02.2025. |