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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
May.
bestand. Von Hornsteinen und Thonschiefer findet man ebenfalls verschiedene
Arten in mächtigen Schichten; besonders ist der Thonschiefer sehr häufig und
gemeiniglich in gebrochenen Stücken am See-Ufer anzutreffen. Die Seeleute
nennen ihn Shingle und unter diesem Namen ist desselben auch in der Be-
schreibung von Capitain Cooks voriger Reise gedacht worden. Er siehet oft
rostfarben aus, welches offenbar von Eisentheilchen herkommt; und es läßt sich
hieraus, gleichwie auch aus den vorbeschriebnen Mineralien, mit Grunde ver-
muthen, daß dieser Theil von Neu-Seeland Eisen, ja vielleicht noch andre Erz-
arten, enthalten müsse. Auf dem Strande sammleten wir verschiedne Feuerstein-
und Kiesel-Arten; imgleichen einige Stücke schwarzen, dichten und schweren
Basalts ein, daraus die Eingebohrnen ebenfalls Streit-Aexte oder Pattu-
Pattuhs
verfertigen. Endlich fanden wir auch, kurz vor unsrer Abreise, noch
einige Stücke von weißlichten Bimsstein am See-Ufer, und diese, nebst der
obgenanten Basalt-Lava, dienen zu untrüglichen Beweisen, daß es in Neu-See-
land
, entweder noch jetzt Volcane geben oder doch ehemals vergleichen gegeben
haben müsse.

Am 23sten des Morgens kamen zwey kleine Canots und in denselben fünf
Indianer auf uns zu, welches die ersten waren, die sich seit unsrer Ankunft
fehen ließen. Sie waren ohngefähr von eben der Art als die Leute in Dusky-
Bay
, jedoch mit dem Unterschied, daß diese gleich von Anfang weniger miß-
trauisch und besorgt gegen uns thaten als jene. Wir kauften ihnen Fische ab
und machten ihnen auch einige Geschenke. So wenig sie Bedenken trugen
aufs Schiff zu kommen, eben so wenig Umstände machten sie auch uns in die Ca-
jütte zu folgen, und da wir uns gerade zu Tisch setzten, so aßen sie ganz getrost
mit von unsern Speisen; im Trinken hingegen wollten sie uns nicht Gesell-
schaft leisten, wenn es auf Wein oder Branntewein ankam, sondern gegen bey-
des bezeugten sie einen unüberwindlichen Abscheu und tranken nichts als Wasser.
Sie waren so unstätt, daß sie von unserm Tische nach den Steuer-Raum hinab
liefen und auch da, bey den Officieren, eine neue tüchtige Mahlzeit hielten,
imgleichen eine Menge Wasser soffen, die ihnen mit Zucker süß gemacht wurde, weil
man wußte, daß sie darnach ungemein lüstern waren. Was sie sahen oder
erreichen konnten, stand ihnen an; so bald man sie aber nur im mindesten

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
May.
beſtand. Von Hornſteinen und Thonſchiefer findet man ebenfalls verſchiedene
Arten in maͤchtigen Schichten; beſonders iſt der Thonſchiefer ſehr haͤufig und
gemeiniglich in gebrochenen Stuͤcken am See-Ufer anzutreffen. Die Seeleute
nennen ihn Shingle und unter dieſem Namen iſt deſſelben auch in der Be-
ſchreibung von Capitain Cooks voriger Reiſe gedacht worden. Er ſiehet oft
roſtfarben aus, welches offenbar von Eiſentheilchen herkommt; und es laͤßt ſich
hieraus, gleichwie auch aus den vorbeſchriebnen Mineralien, mit Grunde ver-
muthen, daß dieſer Theil von Neu-Seeland Eiſen, ja vielleicht noch andre Erz-
arten, enthalten muͤſſe. Auf dem Strande ſammleten wir verſchiedne Feuerſtein-
und Kieſel-Arten; imgleichen einige Stuͤcke ſchwarzen, dichten und ſchweren
Baſalts ein, daraus die Eingebohrnen ebenfalls Streit-Aexte oder Pattu-
Pattuhs
verfertigen. Endlich fanden wir auch, kurz vor unſrer Abreiſe, noch
einige Stuͤcke von weißlichten Bimsſtein am See-Ufer, und dieſe, nebſt der
obgenanten Baſalt-Lava, dienen zu untruͤglichen Beweiſen, daß es in Neu-See-
land
, entweder noch jetzt Volcane geben oder doch ehemals vergleichen gegeben
haben muͤſſe.

Am 23ſten des Morgens kamen zwey kleine Canots und in denſelben fuͤnf
Indianer auf uns zu, welches die erſten waren, die ſich ſeit unſrer Ankunft
fehen ließen. Sie waren ohngefaͤhr von eben der Art als die Leute in Dusky-
Bay
, jedoch mit dem Unterſchied, daß dieſe gleich von Anfang weniger miß-
trauiſch und beſorgt gegen uns thaten als jene. Wir kauften ihnen Fiſche ab
und machten ihnen auch einige Geſchenke. So wenig ſie Bedenken trugen
aufs Schiff zu kommen, eben ſo wenig Umſtaͤnde machten ſie auch uns in die Ca-
juͤtte zu folgen, und da wir uns gerade zu Tiſch ſetzten, ſo aßen ſie ganz getroſt
mit von unſern Speiſen; im Trinken hingegen wollten ſie uns nicht Geſell-
ſchaft leiſten, wenn es auf Wein oder Branntewein ankam, ſondern gegen bey-
des bezeugten ſie einen unuͤberwindlichen Abſcheu und tranken nichts als Waſſer.
Sie waren ſo unſtaͤtt, daß ſie von unſerm Tiſche nach den Steuer-Raum hinab
liefen und auch da, bey den Officieren, eine neue tuͤchtige Mahlzeit hielten,
imgleichen eine Menge Waſſer ſoffen, die ihnen mit Zucker ſuͤß gemacht wurde, weil
man wußte, daß ſie darnach ungemein luͤſtern waren. Was ſie ſahen oder
erreichen konnten, ſtand ihnen an; ſo bald man ſie aber nur im mindeſten

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[154/0205] Forſter’s Reiſe um die Welt beſtand. Von Hornſteinen und Thonſchiefer findet man ebenfalls verſchiedene Arten in maͤchtigen Schichten; beſonders iſt der Thonſchiefer ſehr haͤufig und gemeiniglich in gebrochenen Stuͤcken am See-Ufer anzutreffen. Die Seeleute nennen ihn Shingle und unter dieſem Namen iſt deſſelben auch in der Be- ſchreibung von Capitain Cooks voriger Reiſe gedacht worden. Er ſiehet oft roſtfarben aus, welches offenbar von Eiſentheilchen herkommt; und es laͤßt ſich hieraus, gleichwie auch aus den vorbeſchriebnen Mineralien, mit Grunde ver- muthen, daß dieſer Theil von Neu-Seeland Eiſen, ja vielleicht noch andre Erz- arten, enthalten muͤſſe. Auf dem Strande ſammleten wir verſchiedne Feuerſtein- und Kieſel-Arten; imgleichen einige Stuͤcke ſchwarzen, dichten und ſchweren Baſalts ein, daraus die Eingebohrnen ebenfalls Streit-Aexte oder Pattu- Pattuhs verfertigen. Endlich fanden wir auch, kurz vor unſrer Abreiſe, noch einige Stuͤcke von weißlichten Bimsſtein am See-Ufer, und dieſe, nebſt der obgenanten Baſalt-Lava, dienen zu untruͤglichen Beweiſen, daß es in Neu-See- land, entweder noch jetzt Volcane geben oder doch ehemals vergleichen gegeben haben muͤſſe. 1773. May. Am 23ſten des Morgens kamen zwey kleine Canots und in denſelben fuͤnf Indianer auf uns zu, welches die erſten waren, die ſich ſeit unſrer Ankunft fehen ließen. Sie waren ohngefaͤhr von eben der Art als die Leute in Dusky- Bay, jedoch mit dem Unterſchied, daß dieſe gleich von Anfang weniger miß- trauiſch und beſorgt gegen uns thaten als jene. Wir kauften ihnen Fiſche ab und machten ihnen auch einige Geſchenke. So wenig ſie Bedenken trugen aufs Schiff zu kommen, eben ſo wenig Umſtaͤnde machten ſie auch uns in die Ca- juͤtte zu folgen, und da wir uns gerade zu Tiſch ſetzten, ſo aßen ſie ganz getroſt mit von unſern Speiſen; im Trinken hingegen wollten ſie uns nicht Geſell- ſchaft leiſten, wenn es auf Wein oder Branntewein ankam, ſondern gegen bey- des bezeugten ſie einen unuͤberwindlichen Abſcheu und tranken nichts als Waſſer. Sie waren ſo unſtaͤtt, daß ſie von unſerm Tiſche nach den Steuer-Raum hinab liefen und auch da, bey den Officieren, eine neue tuͤchtige Mahlzeit hielten, imgleichen eine Menge Waſſer ſoffen, die ihnen mit Zucker ſuͤß gemacht wurde, weil man wußte, daß ſie darnach ungemein luͤſtern waren. Was ſie ſahen oder erreichen konnten, ſtand ihnen an; ſo bald man ſie aber nur im mindeſten

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/205>, abgerufen am 25.11.2024.