1773. April.außer allem Zweifel blos in der Absicht von hier wegzogen, um sich an ihren Fein- den und Unterdrückern zu rächen.
Am 23sten frühe giengen verschiedne Officiers nebst Dr. Sparrmann, nach Cascade-Bucht, um daselbst einen der höchsten Berge in der ganzen Bay zu besteigen. Um 2 Uhr erreichten sie die Spitze, und gaben uns solches durch An- zündung eines großen Feuers zu erkennen. Wir hätten sie gern begleitet; aber Durchlauf und Colik hielten uns am Bord zurück. Beydes kam von der Sorglosigkeit des Kochs her, der unser kupfernes Küchen-Geschirr ganz von Grünspan hatte anlaufen lassen. Doch befanden wir uns gegen Abend wieder so weit besser, daß wir unsern Spatziergängern bis nach Cascaden-Bucht entgegen gehen konnten, und kamen hernach mit verschiednen Pflanzen und Vögeln beladen, in ihrer Gesellschaft an Bord zurück. Unterdessen hatte das zum Signal ange- zündete Feuer, auf der Spitze des Berges, das Gesträuch ergriffen, und sich rund um den Gipfel in einen Flammen-Cirkel verbreitet, der für das heutige Georgen- Fest eine schöne Illumination ausmachte. Die Gesellschaft, welche dort gewe- sen war, sagte, man könne von der Höhe die ganze Bay und die See jenseits der Berge, in Süden, Südwest und Nordwest, mehr als zwanzig See-Meilen in die Ründe, übersehen, wozu ihnen das heutige helle und schöne Wetter aus- nehmend behülflich gewesen; die Berge im Innern des Landes schienen sehr un- fruchtbar zu seyn, indem sie aus großen wildgebrochnen Felsen-Massen beständen und an der Spitze mit Schnee bedeckt wären. Aber auf dem Gipfel desjenigen Berges den sie bestiegen, hatte es allerhand kleines Strauchwerk und Alpen- Kräuter gegeben, welche sonst nirgends anzutreffen waren. Etwas niedriger stand höheres Buschwerk; noch weiter herab fanden sie einen Fleck, auf welchem die Bäume alle ausgegangen und abgestorben waren; und denn ging ein grüner Wald an, der in eben der Maaße höher und schöner ward als sie tiefer herab kamen. Das Hinaufsteigen war wegen der verwickelten Schling-Stauden und Dornen mühsam; das Heruntersteigen aber, wegen der Abgründe gefährlich, denn sie mußten mehrentheils längst denselben herabrutschen und sich an Bäumen und Büschen festzuhalten suchen. Ziemlich weit auf dem Berg hinauf, fanden sie drey bis vier Bäume, die ihnen Palmen zu seyn dünkten, von diesen fällten sie einen und ließen sich den mittelsten Schößling zur Erfrischung dienen. Im
Forſter’s Reiſe um die Welt
1773. April.außer allem Zweifel blos in der Abſicht von hier wegzogen, um ſich an ihren Fein- den und Unterdruͤckern zu raͤchen.
Am 23ſten fruͤhe giengen verſchiedne Officiers nebſt Dr. Sparrmann, nach Cascade-Bucht, um daſelbſt einen der hoͤchſten Berge in der ganzen Bay zu beſteigen. Um 2 Uhr erreichten ſie die Spitze, und gaben uns ſolches durch An- zuͤndung eines großen Feuers zu erkennen. Wir haͤtten ſie gern begleitet; aber Durchlauf und Colik hielten uns am Bord zuruͤck. Beydes kam von der Sorgloſigkeit des Kochs her, der unſer kupfernes Kuͤchen-Geſchirr ganz von Gruͤnſpan hatte anlaufen laſſen. Doch befanden wir uns gegen Abend wieder ſo weit beſſer, daß wir unſern Spatziergaͤngern bis nach Cascaden-Bucht entgegen gehen konnten, und kamen hernach mit verſchiednen Pflanzen und Voͤgeln beladen, in ihrer Geſellſchaft an Bord zuruͤck. Unterdeſſen hatte das zum Signal ange- zuͤndete Feuer, auf der Spitze des Berges, das Geſtraͤuch ergriffen, und ſich rund um den Gipfel in einen Flammen-Cirkel verbreitet, der fuͤr das heutige Georgen- Feſt eine ſchoͤne Illumination ausmachte. Die Geſellſchaft, welche dort gewe- ſen war, ſagte, man koͤnne von der Hoͤhe die ganze Bay und die See jenſeits der Berge, in Suͤden, Suͤdweſt und Nordweſt, mehr als zwanzig See-Meilen in die Ruͤnde, uͤberſehen, wozu ihnen das heutige helle und ſchoͤne Wetter aus- nehmend behuͤlflich geweſen; die Berge im Innern des Landes ſchienen ſehr un- fruchtbar zu ſeyn, indem ſie aus großen wildgebrochnen Felſen-Maſſen beſtaͤnden und an der Spitze mit Schnee bedeckt waͤren. Aber auf dem Gipfel desjenigen Berges den ſie beſtiegen, hatte es allerhand kleines Strauchwerk und Alpen- Kraͤuter gegeben, welche ſonſt nirgends anzutreffen waren. Etwas niedriger ſtand hoͤheres Buſchwerk; noch weiter herab fanden ſie einen Fleck, auf welchem die Baͤume alle ausgegangen und abgeſtorben waren; und denn ging ein gruͤner Wald an, der in eben der Maaße hoͤher und ſchoͤner ward als ſie tiefer herab kamen. Das Hinaufſteigen war wegen der verwickelten Schling-Stauden und Dornen muͤhſam; das Herunterſteigen aber, wegen der Abgruͤnde gefaͤhrlich, denn ſie mußten mehrentheils laͤngſt denſelben herabrutſchen und ſich an Baͤumen und Buͤſchen feſtzuhalten ſuchen. Ziemlich weit auf dem Berg hinauf, fanden ſie drey bis vier Baͤume, die ihnen Palmen zu ſeyn duͤnkten, von dieſen faͤllten ſie einen und ließen ſich den mittelſten Schoͤßling zur Erfriſchung dienen. Im
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Forſter’s Reiſe um die Welt
außer allem Zweifel blos in der Abſicht von hier wegzogen, um ſich an ihren Fein-
den und Unterdruͤckern zu raͤchen.
1773.
April.
Am 23ſten fruͤhe giengen verſchiedne Officiers nebſt Dr. Sparrmann,
nach Cascade-Bucht, um daſelbſt einen der hoͤchſten Berge in der ganzen Bay zu
beſteigen. Um 2 Uhr erreichten ſie die Spitze, und gaben uns ſolches durch An-
zuͤndung eines großen Feuers zu erkennen. Wir haͤtten ſie gern begleitet; aber
Durchlauf und Colik hielten uns am Bord zuruͤck. Beydes kam von der
Sorgloſigkeit des Kochs her, der unſer kupfernes Kuͤchen-Geſchirr ganz von
Gruͤnſpan hatte anlaufen laſſen. Doch befanden wir uns gegen Abend wieder ſo
weit beſſer, daß wir unſern Spatziergaͤngern bis nach Cascaden-Bucht entgegen
gehen konnten, und kamen hernach mit verſchiednen Pflanzen und Voͤgeln beladen,
in ihrer Geſellſchaft an Bord zuruͤck. Unterdeſſen hatte das zum Signal ange-
zuͤndete Feuer, auf der Spitze des Berges, das Geſtraͤuch ergriffen, und ſich rund
um den Gipfel in einen Flammen-Cirkel verbreitet, der fuͤr das heutige Georgen-
Feſt eine ſchoͤne Illumination ausmachte. Die Geſellſchaft, welche dort gewe-
ſen war, ſagte, man koͤnne von der Hoͤhe die ganze Bay und die See jenſeits der
Berge, in Suͤden, Suͤdweſt und Nordweſt, mehr als zwanzig See-Meilen in
die Ruͤnde, uͤberſehen, wozu ihnen das heutige helle und ſchoͤne Wetter aus-
nehmend behuͤlflich geweſen; die Berge im Innern des Landes ſchienen ſehr un-
fruchtbar zu ſeyn, indem ſie aus großen wildgebrochnen Felſen-Maſſen beſtaͤnden
und an der Spitze mit Schnee bedeckt waͤren. Aber auf dem Gipfel desjenigen
Berges den ſie beſtiegen, hatte es allerhand kleines Strauchwerk und Alpen-
Kraͤuter gegeben, welche ſonſt nirgends anzutreffen waren. Etwas niedriger ſtand
hoͤheres Buſchwerk; noch weiter herab fanden ſie einen Fleck, auf welchem die
Baͤume alle ausgegangen und abgeſtorben waren; und denn ging ein gruͤner Wald
an, der in eben der Maaße hoͤher und ſchoͤner ward als ſie tiefer herab kamen.
Das Hinaufſteigen war wegen der verwickelten Schling-Stauden und Dornen
muͤhſam; das Herunterſteigen aber, wegen der Abgruͤnde gefaͤhrlich, denn
ſie mußten mehrentheils laͤngſt denſelben herabrutſchen und ſich an Baͤumen und
Buͤſchen feſtzuhalten ſuchen. Ziemlich weit auf dem Berg hinauf, fanden ſie
drey bis vier Baͤume, die ihnen Palmen zu ſeyn duͤnkten, von dieſen faͤllten ſie
einen und ließen ſich den mittelſten Schoͤßling zur Erfriſchung dienen. Im
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/183>, abgerufen am 22.11.2024.
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