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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
April.
wir Wasserhühner nannten und in diesem Theile von Neu Seeland sehr häufig
antrafen, vielleicht auch von Seemuscheln oder todten Fischen genähret, derglei-
chen die See auszuwerfen pflegt. Wenn es daher in Neu-Seeland überhaupt
fleischfressende Thiere gäbe, so müßten sie, der vorhandnen Menge des Futters
nach zu urtheilen, und besonders wenn sie so schlau zum Raube wären als die
Fuchs- und Katzen-Arten, ohnfehlbar sehr zahlreich seyn. In diesem Fall wür-
den sie aber, theils von unsern vielfältig und in verschiedene Gegenden ausge-
schickten Partheyen nicht unbemerkt, theils auch den Landes-Einwohnern selbst
nicht unbekannt geblieben seyn; und die letzteren würden die Bälge von derglei-
chen Thieren in diesem feuchten und rauhen Clima, gewiß zur Kleidung genutzt
haben, anstatt sich, wie sie wirklich thun, bloß mit Hund und Vogelfellen zu
behelfen. Auch wir insonderheit, hatten seit dem ersten Augenblick unsrer An-
kunst allhier alle mögliche Aufmerksamkeit angewendet um ausfindig zu machen,
ob es wilde vierfüßige Thiere in Neu-Seeland gebe; allein wir fanden keine
Spur. Zwar wollte einer unsrer Leute, der sich gar nicht einbilden konnte,
daß es einem so großen Lande an neuen und unbekannten Thieren fehlen sollte,
zu zweyenmahlen ein braunes Thier gesehen haben, das dem Ansehen nach etwas
kleiner als ein Jackal oder kleiner Fuchs, mit Anbruch des Tages ohnweit un-
sern Zelten auf einer Baumstubbe gesessen, bey seiner Annäherung aber davon gelau-
fen sey. Allein, da es außer ihm niemand anders wahrgenommen hat, so scheint's
wohl, daß er sich in der Dunkelheit geirrt, und entweder eins von den Wasserhüh-
nern, (woodhen) welche brauner Farbe sind und oft unter den Büschen herum
kriechen, oder eine unsrer Katzen, die gemeiniglich hinter den Vögeln her zu seyn
pflegte, für ein neues vierfüßiges Thier angesehen habe.

Nachdem wir von den Fischern die Geschichte des Hundes vernommen
hatten, seegelten wir weiter und in eine Bucht, in welcher wir eine Menge Enten
von vier verschiednen Arten antrafen und von jeglicher etliche schossen. Eine
war so groß als die Eyder-Ente, und hatte ein vorzüglich schönes, schwarzbrau-
nes, mit weis gesprenkeltes Gefieder; der Rumpf und Steis war eisenfarbigt,
auf den Flügeln hatte sie einen weißen, schildförmigen Fleck, die Schwing- und
Schwanzfedern hingegen waren schwarz und die Mittelfedern grün. Eine andre
Art war ohngefähr so groß, als unsre Stock-Ente (mallard) aber ganz hellbraun.

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
April.
wir Waſſerhuͤhner nannten und in dieſem Theile von Neu Seeland ſehr haͤufig
antrafen, vielleicht auch von Seemuſcheln oder todten Fiſchen genaͤhret, derglei-
chen die See auszuwerfen pflegt. Wenn es daher in Neu-Seeland uͤberhaupt
fleiſchfreſſende Thiere gaͤbe, ſo muͤßten ſie, der vorhandnen Menge des Futters
nach zu urtheilen, und beſonders wenn ſie ſo ſchlau zum Raube waͤren als die
Fuchs- und Katzen-Arten, ohnfehlbar ſehr zahlreich ſeyn. In dieſem Fall wuͤr-
den ſie aber, theils von unſern vielfaͤltig und in verſchiedene Gegenden ausge-
ſchickten Partheyen nicht unbemerkt, theils auch den Landes-Einwohnern ſelbſt
nicht unbekannt geblieben ſeyn; und die letzteren wuͤrden die Baͤlge von derglei-
chen Thieren in dieſem feuchten und rauhen Clima, gewiß zur Kleidung genutzt
haben, anſtatt ſich, wie ſie wirklich thun, bloß mit Hund und Vogelfellen zu
behelfen. Auch wir inſonderheit, hatten ſeit dem erſten Augenblick unſrer An-
kunſt allhier alle moͤgliche Aufmerkſamkeit angewendet um ausfindig zu machen,
ob es wilde vierfuͤßige Thiere in Neu-Seeland gebe; allein wir fanden keine
Spur. Zwar wollte einer unſrer Leute, der ſich gar nicht einbilden konnte,
daß es einem ſo großen Lande an neuen und unbekannten Thieren fehlen ſollte,
zu zweyenmahlen ein braunes Thier geſehen haben, das dem Anſehen nach etwas
kleiner als ein Jackal oder kleiner Fuchs, mit Anbruch des Tages ohnweit un-
ſern Zelten auf einer Baumſtubbe geſeſſen, bey ſeiner Annaͤherung aber davon gelau-
fen ſey. Allein, da es außer ihm niemand anders wahrgenommen hat, ſo ſcheint’s
wohl, daß er ſich in der Dunkelheit geirrt, und entweder eins von den Waſſerhuͤh-
nern, (woodhen) welche brauner Farbe ſind und oft unter den Buͤſchen herum
kriechen, oder eine unſrer Katzen, die gemeiniglich hinter den Voͤgeln her zu ſeyn
pflegte, fuͤr ein neues vierfuͤßiges Thier angeſehen habe.

Nachdem wir von den Fiſchern die Geſchichte des Hundes vernommen
hatten, ſeegelten wir weiter und in eine Bucht, in welcher wir eine Menge Enten
von vier verſchiednen Arten antrafen und von jeglicher etliche ſchoſſen. Eine
war ſo groß als die Eyder-Ente, und hatte ein vorzuͤglich ſchoͤnes, ſchwarzbrau-
nes, mit weis geſprenkeltes Gefieder; der Rumpf und Steis war eiſenfarbigt,
auf den Fluͤgeln hatte ſie einen weißen, ſchildfoͤrmigen Fleck, die Schwing- und
Schwanzfedern hingegen waren ſchwarz und die Mittelfedern gruͤn. Eine andre
Art war ohngefaͤhr ſo groß, als unſre Stock-Ente (mallard) aber ganz hellbraun.

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[118/0169] Forſter’s Reiſe um die Welt wir Waſſerhuͤhner nannten und in dieſem Theile von Neu Seeland ſehr haͤufig antrafen, vielleicht auch von Seemuſcheln oder todten Fiſchen genaͤhret, derglei- chen die See auszuwerfen pflegt. Wenn es daher in Neu-Seeland uͤberhaupt fleiſchfreſſende Thiere gaͤbe, ſo muͤßten ſie, der vorhandnen Menge des Futters nach zu urtheilen, und beſonders wenn ſie ſo ſchlau zum Raube waͤren als die Fuchs- und Katzen-Arten, ohnfehlbar ſehr zahlreich ſeyn. In dieſem Fall wuͤr- den ſie aber, theils von unſern vielfaͤltig und in verſchiedene Gegenden ausge- ſchickten Partheyen nicht unbemerkt, theils auch den Landes-Einwohnern ſelbſt nicht unbekannt geblieben ſeyn; und die letzteren wuͤrden die Baͤlge von derglei- chen Thieren in dieſem feuchten und rauhen Clima, gewiß zur Kleidung genutzt haben, anſtatt ſich, wie ſie wirklich thun, bloß mit Hund und Vogelfellen zu behelfen. Auch wir inſonderheit, hatten ſeit dem erſten Augenblick unſrer An- kunſt allhier alle moͤgliche Aufmerkſamkeit angewendet um ausfindig zu machen, ob es wilde vierfuͤßige Thiere in Neu-Seeland gebe; allein wir fanden keine Spur. Zwar wollte einer unſrer Leute, der ſich gar nicht einbilden konnte, daß es einem ſo großen Lande an neuen und unbekannten Thieren fehlen ſollte, zu zweyenmahlen ein braunes Thier geſehen haben, das dem Anſehen nach etwas kleiner als ein Jackal oder kleiner Fuchs, mit Anbruch des Tages ohnweit un- ſern Zelten auf einer Baumſtubbe geſeſſen, bey ſeiner Annaͤherung aber davon gelau- fen ſey. Allein, da es außer ihm niemand anders wahrgenommen hat, ſo ſcheint’s wohl, daß er ſich in der Dunkelheit geirrt, und entweder eins von den Waſſerhuͤh- nern, (woodhen) welche brauner Farbe ſind und oft unter den Buͤſchen herum kriechen, oder eine unſrer Katzen, die gemeiniglich hinter den Voͤgeln her zu ſeyn pflegte, fuͤr ein neues vierfuͤßiges Thier angeſehen habe. 1773. April. Nachdem wir von den Fiſchern die Geſchichte des Hundes vernommen hatten, ſeegelten wir weiter und in eine Bucht, in welcher wir eine Menge Enten von vier verſchiednen Arten antrafen und von jeglicher etliche ſchoſſen. Eine war ſo groß als die Eyder-Ente, und hatte ein vorzuͤglich ſchoͤnes, ſchwarzbrau- nes, mit weis geſprenkeltes Gefieder; der Rumpf und Steis war eiſenfarbigt, auf den Fluͤgeln hatte ſie einen weißen, ſchildfoͤrmigen Fleck, die Schwing- und Schwanzfedern hingegen waren ſchwarz und die Mittelfedern gruͤn. Eine andre Art war ohngefaͤhr ſo groß, als unſre Stock-Ente (mallard) aber ganz hellbraun.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/169>, abgerufen am 22.11.2024.