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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Wind kam uns ziemlich heftig aus Osten entgegen, weil aber gleichwohl die See1773.
Januar.

ruhig blieb, so glaubten wir, daß gegen Osten hin Land seyn müsse, *) in wel-
cher Meynung wir jetzt, durch die vom Herrn Vaugondy herausgegebene Char-
te, noch mehr bestärkt worden sind, denn der Lage zufolge, welche man den fran-
zösischen Entdeckungen in vorgedachter Charte angewiesen hat, können wir am
2ten Februar, an welchem Tage wir uns in der für diese Inseln angegebenen
Breite, am weitesten gegen Osten befunden haben, höchstens nur noch zwey Län-
gen-Grade westwärts davon gewesen seyn. Ob wir nun gleich das Land selbst
nicht fanden, so haben wir dennoch der Geographie durch unser hin und her
kreutzen in dieser Gegend einen Dienst gethan, indem daraus unläugbar erhel-
let, daß die französische Entdeckung nichts weiter als eine kleine Insel, keines-
weges aber, wie man anfänglich geglaubt, das nördliche Ende eines unter diesem
Himmelsstrich belegenen großen festen Landes sey.

Am 8ten des Morgens bekamen wir einen außerordentlich dicken Nebel,
in welchem wir unsre Begleiterinn, die Adventure, aus dem Gesicht verlohren.
Dieses Vorfalls wegen ließ unser Capitain den ganzen heutigen und auch den
folgenden Tag hindurch, erst alle halbe Stunden, und hernach alle Stunden eine
Canone abfeuern, allein es erfolgte keine Antwort, und auch die Leucht-Feuer,
welche wir diese beyden Nächte unterhielten, halfen zu nichts.

Da nun alle Versuche unsre Begleiterinn wieder zu finden umsonst wa-
ren, so sahen wir uns am 10ten früh Morgens in die traurige Nothwendigkeit
versetzt, in dem unangenehmen Lauf nach Süden allein fortzufahren und uns den
Gefahren dieses eiskalten Himmelsstrichs von neuem bloszustellen, wiewohl ohne
die bisherige einzige Hofnung, von unsern Gefährten Hülfe und Rettung zu erlan-
gen, falls unser eignes Schiff unglücklicherweise verlohren gehen sollte. Jeder-
mann fühlte dies so innig, daß ein Matrose selten in die weite See hinaus sahe,
ohne zugleich seine Betrübniß über unsre Trennung von der Adventure zu äus-
sern, und darüber zu klagen, daß wir nunmehro auf diesem ungemeßnen, un-
befahrnen Ocean, allein seegeln müßten, wo der Anblick eines treuen Gefährten un-
sern Muth ehedem wechselseitig gestärkt, und die Mühseligkeiten der Reise

*) in so fern nemlich hohe Berge den Wind abhalten, daß er nicht auf die Oberfläche der
See würken, das ist, keine Wellen verursachen kann. A. d. V.

in den Jahren 1772 bis 1775.
Wind kam uns ziemlich heftig aus Oſten entgegen, weil aber gleichwohl die See1773.
Januar.

ruhig blieb, ſo glaubten wir, daß gegen Oſten hin Land ſeyn muͤſſe, *) in wel-
cher Meynung wir jetzt, durch die vom Herrn Vaugondy herausgegebene Char-
te, noch mehr beſtaͤrkt worden ſind, denn der Lage zufolge, welche man den fran-
zoͤſiſchen Entdeckungen in vorgedachter Charte angewieſen hat, koͤnnen wir am
2ten Februar, an welchem Tage wir uns in der fuͤr dieſe Inſeln angegebenen
Breite, am weiteſten gegen Oſten befunden haben, hoͤchſtens nur noch zwey Laͤn-
gen-Grade weſtwaͤrts davon geweſen ſeyn. Ob wir nun gleich das Land ſelbſt
nicht fanden, ſo haben wir dennoch der Geographie durch unſer hin und her
kreutzen in dieſer Gegend einen Dienſt gethan, indem daraus unlaͤugbar erhel-
let, daß die franzoͤſiſche Entdeckung nichts weiter als eine kleine Inſel, keines-
weges aber, wie man anfaͤnglich geglaubt, das noͤrdliche Ende eines unter dieſem
Himmelsſtrich belegenen großen feſten Landes ſey.

Am 8ten des Morgens bekamen wir einen außerordentlich dicken Nebel,
in welchem wir unſre Begleiterinn, die Adventure, aus dem Geſicht verlohren.
Dieſes Vorfalls wegen ließ unſer Capitain den ganzen heutigen und auch den
folgenden Tag hindurch, erſt alle halbe Stunden, und hernach alle Stunden eine
Canone abfeuern, allein es erfolgte keine Antwort, und auch die Leucht-Feuer,
welche wir dieſe beyden Naͤchte unterhielten, halfen zu nichts.

Da nun alle Verſuche unſre Begleiterinn wieder zu finden umſonſt wa-
ren, ſo ſahen wir uns am 10ten fruͤh Morgens in die traurige Nothwendigkeit
verſetzt, in dem unangenehmen Lauf nach Suͤden allein fortzufahren und uns den
Gefahren dieſes eiskalten Himmelsſtrichs von neuem bloszuſtellen, wiewohl ohne
die bisherige einzige Hofnung, von unſern Gefaͤhrten Huͤlfe und Rettung zu erlan-
gen, falls unſer eignes Schiff ungluͤcklicherweiſe verlohren gehen ſollte. Jeder-
mann fuͤhlte dies ſo innig, daß ein Matroſe ſelten in die weite See hinaus ſahe,
ohne zugleich ſeine Betruͤbniß uͤber unſre Trennung von der Adventure zu aͤuſ-
ſern, und daruͤber zu klagen, daß wir nunmehro auf dieſem ungemeßnen, un-
befahrnen Ocean, allein ſeegeln muͤßten, wo der Anblick eines treuen Gefaͤhrten un-
ſern Muth ehedem wechſelſeitig geſtaͤrkt, und die Muͤhſeligkeiten der Reiſe

*) in ſo fern nemlich hohe Berge den Wind abhalten, daß er nicht auf die Oberflaͤche der
See wuͤrken, das iſt, keine Wellen verurſachen kann. A. d. V.
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[87/0132] in den Jahren 1772 bis 1775. Wind kam uns ziemlich heftig aus Oſten entgegen, weil aber gleichwohl die See ruhig blieb, ſo glaubten wir, daß gegen Oſten hin Land ſeyn muͤſſe, *) in wel- cher Meynung wir jetzt, durch die vom Herrn Vaugondy herausgegebene Char- te, noch mehr beſtaͤrkt worden ſind, denn der Lage zufolge, welche man den fran- zoͤſiſchen Entdeckungen in vorgedachter Charte angewieſen hat, koͤnnen wir am 2ten Februar, an welchem Tage wir uns in der fuͤr dieſe Inſeln angegebenen Breite, am weiteſten gegen Oſten befunden haben, hoͤchſtens nur noch zwey Laͤn- gen-Grade weſtwaͤrts davon geweſen ſeyn. Ob wir nun gleich das Land ſelbſt nicht fanden, ſo haben wir dennoch der Geographie durch unſer hin und her kreutzen in dieſer Gegend einen Dienſt gethan, indem daraus unlaͤugbar erhel- let, daß die franzoͤſiſche Entdeckung nichts weiter als eine kleine Inſel, keines- weges aber, wie man anfaͤnglich geglaubt, das noͤrdliche Ende eines unter dieſem Himmelsſtrich belegenen großen feſten Landes ſey. 1773. Januar. Am 8ten des Morgens bekamen wir einen außerordentlich dicken Nebel, in welchem wir unſre Begleiterinn, die Adventure, aus dem Geſicht verlohren. Dieſes Vorfalls wegen ließ unſer Capitain den ganzen heutigen und auch den folgenden Tag hindurch, erſt alle halbe Stunden, und hernach alle Stunden eine Canone abfeuern, allein es erfolgte keine Antwort, und auch die Leucht-Feuer, welche wir dieſe beyden Naͤchte unterhielten, halfen zu nichts. Da nun alle Verſuche unſre Begleiterinn wieder zu finden umſonſt wa- ren, ſo ſahen wir uns am 10ten fruͤh Morgens in die traurige Nothwendigkeit verſetzt, in dem unangenehmen Lauf nach Suͤden allein fortzufahren und uns den Gefahren dieſes eiskalten Himmelsſtrichs von neuem bloszuſtellen, wiewohl ohne die bisherige einzige Hofnung, von unſern Gefaͤhrten Huͤlfe und Rettung zu erlan- gen, falls unſer eignes Schiff ungluͤcklicherweiſe verlohren gehen ſollte. Jeder- mann fuͤhlte dies ſo innig, daß ein Matroſe ſelten in die weite See hinaus ſahe, ohne zugleich ſeine Betruͤbniß uͤber unſre Trennung von der Adventure zu aͤuſ- ſern, und daruͤber zu klagen, daß wir nunmehro auf dieſem ungemeßnen, un- befahrnen Ocean, allein ſeegeln muͤßten, wo der Anblick eines treuen Gefaͤhrten un- ſern Muth ehedem wechſelſeitig geſtaͤrkt, und die Muͤhſeligkeiten der Reiſe *) in ſo fern nemlich hohe Berge den Wind abhalten, daß er nicht auf die Oberflaͤche der See wuͤrken, das iſt, keine Wellen verurſachen kann. A. d. V.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/132>, abgerufen am 09.11.2024.