dern? Eine so große Versammlung so still zu finden, war vielleicht das Erstaunlichste am Ganzen. Man scheint einen Sinn für das Schickliche mitzubringen, der an dem Orte, wo wir uns befanden, kein Gespräch duldet. Wie soll man sich also das Räthsel dieser Erscheinung erklären? Durch Lange- weile, Neugier und guten Ton. In Hastings Verhör geht man, weil es Sitte ist, und weil man wenigstens auf eine entfernte Art zeigen kann, daß man mit eines Lords Fa- milie bekannt ist, und Billets bekommen kann, -- wiewohl wir die unsrigen für eine halbe Guinee erkauften, weil wir keinen Lord darum ansprechen mochten. Neu- gier -- um doch davon sprechen zu können; um zu sehen, wie man sich heute kleidete; um das Schauspiel einmal genossen zu ha- ben; um zu wissen, wie ein Kanzler auf seinem Wollsack, die Lords in ihren Män-
dern? Eine so große Versammlung so still zu finden, war vielleicht das Erstaunlichste am Ganzen. Man scheint einen Sinn für das Schickliche mitzubringen, der an dem Orte, wo wir uns befanden, kein Gespräch duldet. Wie soll man sich also das Räthsel dieser Erscheinung erklären? Durch Lange- weile, Neugier und guten Ton. In Hastings Verhör geht man, weil es Sitte ist, und weil man wenigstens auf eine entfernte Art zeigen kann, daß man mit eines Lords Fa- milie bekannt ist, und Billets bekommen kann, — wiewohl wir die unsrigen für eine halbe Guinee erkauften, weil wir keinen Lord darum ansprechen mochten. Neu- gier — um doch davon sprechen zu können; um zu sehen, wie man sich heute kleidete; um das Schauspiel einmal genossen zu ha- ben; um zu wissen, wie ein Kanzler auf seinem Wollsack, die Lords in ihren Män-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0057"n="34"/>
dern? Eine so große Versammlung so still<lb/>
zu finden, war vielleicht das Erstaunlichste<lb/>
am Ganzen. Man scheint einen Sinn für<lb/>
das Schickliche mitzubringen, der an dem<lb/>
Orte, wo wir uns befanden, kein Gespräch<lb/>
duldet. Wie soll man sich also das Räthsel<lb/>
dieser Erscheinung erklären? Durch Lange-<lb/>
weile, Neugier und guten Ton. In <hirendition="#i">Hastings</hi><lb/>
Verhör geht man, weil es <hirendition="#i">Sitte</hi> ist, und<lb/>
weil man wenigstens auf eine entfernte Art<lb/>
zeigen kann, daß man mit eines Lords Fa-<lb/>
milie bekannt ist, und Billets bekommen<lb/>
kann, — wiewohl wir die unsrigen für eine<lb/>
halbe Guinee erkauften, weil wir keinen<lb/>
Lord darum ansprechen mochten. <hirendition="#i">Neu-<lb/>
gier</hi>— um doch davon sprechen zu können;<lb/>
um zu sehen, wie man sich heute kleidete;<lb/>
um das Schauspiel einmal genossen zu ha-<lb/>
ben; um zu wissen, wie ein Kanzler auf<lb/>
seinem Wollsack, die Lords in ihren Män-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[34/0057]
dern? Eine so große Versammlung so still
zu finden, war vielleicht das Erstaunlichste
am Ganzen. Man scheint einen Sinn für
das Schickliche mitzubringen, der an dem
Orte, wo wir uns befanden, kein Gespräch
duldet. Wie soll man sich also das Räthsel
dieser Erscheinung erklären? Durch Lange-
weile, Neugier und guten Ton. In Hastings
Verhör geht man, weil es Sitte ist, und
weil man wenigstens auf eine entfernte Art
zeigen kann, daß man mit eines Lords Fa-
milie bekannt ist, und Billets bekommen
kann, — wiewohl wir die unsrigen für eine
halbe Guinee erkauften, weil wir keinen
Lord darum ansprechen mochten. Neu-
gier — um doch davon sprechen zu können;
um zu sehen, wie man sich heute kleidete;
um das Schauspiel einmal genossen zu ha-
ben; um zu wissen, wie ein Kanzler auf
seinem Wollsack, die Lords in ihren Män-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/57>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.