schildert hat, ist voll Witz und Anspielun- gen auf hiesige Sitten, aber ohne Dialog. Auf guten Dialog wird gar nicht mehr ge- sehen; Effekt ist alles, was man verlangt. Man geht in die Komödie, um zu sehen, kaum mehr zu hören; und die Kotzebue, wenn sie sich eine Dosis Salz könnten ein- trichtern lassen, würden auch hier Glück machen. The rivals, von Sheridan, das ich vor der Farce: No Song no Supper, spielen sah, gehört unter die ältern Stücke, und ist schon ins Deutsche übersetzt. Miß Farren spielte die Julie ganz gut; nur bewundert man sie zu viel: ein Fehler, den jetzt alle Zuschauer von allen Nationen gemein ha- ben. In den mehr hochkomischen Rollen reicht sie nicht an die Abington, die aber jetzt nicht mehr spielt. Die Deklamation im Tragischen ist sehr vervollkommt, sehr präcis, rein und deutlich; aber bei Kemble,
B 4
schildert hat, ist voll Witz und Anspielun- gen auf hiesige Sitten, aber ohne Dialog. Auf guten Dialog wird gar nicht mehr ge- sehen; Effekt ist alles, was man verlangt. Man geht in die Komödie, um zu sehen, kaum mehr zu hören; und die Kotzebue, wenn sie sich eine Dosis Salz könnten ein- trichtern lassen, würden auch hier Glück machen. The rivals, von Sheridan, das ich vor der Farce: No Song no Supper, spielen sah, gehört unter die ältern Stücke, und ist schon ins Deutsche übersetzt. Miß Farren spielte die Julie ganz gut; nur bewundert man sie zu viel: ein Fehler, den jetzt alle Zuschauer von allen Nationen gemein ha- ben. In den mehr hochkomischen Rollen reicht sie nicht an die Abington, die aber jetzt nicht mehr spielt. Die Deklamation im Tragischen ist sehr vervollkommt, sehr präcis, rein und deutlich; aber bei Kemble,
B 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0046"n="23"/>
schildert hat, ist voll Witz und Anspielun-<lb/>
gen auf hiesige Sitten, aber ohne Dialog.<lb/>
Auf guten Dialog wird gar nicht mehr ge-<lb/>
sehen; Effekt ist alles, was man verlangt.<lb/>
Man geht in die Komödie, um zu <hirendition="#i">sehen</hi>,<lb/>
kaum mehr zu <hirendition="#i">hören</hi>; und die <hirendition="#i">Kotzebue</hi>,<lb/>
wenn sie sich eine Dosis Salz könnten ein-<lb/>
trichtern lassen, würden auch hier Glück<lb/>
machen. <hirendition="#i">The rivals</hi>, von <hirendition="#i">Sheridan</hi>, das ich<lb/>
vor der Farce: <hirendition="#i">No Song no Supper</hi>, spielen<lb/>
sah, gehört unter die ältern Stücke, und ist<lb/>
schon ins Deutsche übersetzt. Miß <hirendition="#i">Farren</hi><lb/>
spielte die Julie ganz gut; nur bewundert<lb/>
man sie zu viel: ein Fehler, den jetzt alle<lb/>
Zuschauer von allen Nationen gemein ha-<lb/>
ben. In den mehr hochkomischen Rollen<lb/>
reicht sie nicht an die <hirendition="#i">Abington</hi>, die aber<lb/>
jetzt nicht mehr spielt. Die Deklamation<lb/>
im Tragischen ist sehr vervollkommt, sehr<lb/>
präcis, rein und deutlich; aber bei <hirendition="#i">Kemble</hi>,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 4</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[23/0046]
schildert hat, ist voll Witz und Anspielun-
gen auf hiesige Sitten, aber ohne Dialog.
Auf guten Dialog wird gar nicht mehr ge-
sehen; Effekt ist alles, was man verlangt.
Man geht in die Komödie, um zu sehen,
kaum mehr zu hören; und die Kotzebue,
wenn sie sich eine Dosis Salz könnten ein-
trichtern lassen, würden auch hier Glück
machen. The rivals, von Sheridan, das ich
vor der Farce: No Song no Supper, spielen
sah, gehört unter die ältern Stücke, und ist
schon ins Deutsche übersetzt. Miß Farren
spielte die Julie ganz gut; nur bewundert
man sie zu viel: ein Fehler, den jetzt alle
Zuschauer von allen Nationen gemein ha-
ben. In den mehr hochkomischen Rollen
reicht sie nicht an die Abington, die aber
jetzt nicht mehr spielt. Die Deklamation
im Tragischen ist sehr vervollkommt, sehr
präcis, rein und deutlich; aber bei Kemble,
B 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/46>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.