liegt vielleicht ein Grund, weswegen es dem ersteren so viel schwerer wird, alle Forderungen zu befriedigen. Wenigstens gilt die Analogie bei einer dritten Kunst, welche mit der Malerei in einem ähnli- chen Verhältnisse steht, wie diese zur Bild- hauerei, und von der es zweifelhaft ist, ob sie der Bildung des guten Geschmacks mehr Vortheil als Nachtheil gebracht haben kann. Die Erfindung, durch Abdrücke von einer Kupfertafel, auf welcher man Zeichnungen eingräbt, die Werke des nachahmenden Pinsels zu vervielfältigen, scheint in der That um so viel leichter einen gewissen Grad der Vollkommenheit zu erreichen, als bei derselben die Schwierigkeit der Far- benmischungen wegfällt, und Licht und Schatten nur als Modifikationen der allge- meinen Behandlungsart hervorgebracht wer- den. Was aber durch die Kupferstecher-
liegt vielleicht ein Grund, weswegen es dem ersteren so viel schwerer wird, alle Forderungen zu befriedigen. Wenigstens gilt die Analogie bei einer dritten Kunst, welche mit der Malerei in einem ähnli- chen Verhältnisse steht, wie diese zur Bild- hauerei, und von der es zweifelhaft ist, ob sie der Bildung des guten Geschmacks mehr Vortheil als Nachtheil gebracht haben kann. Die Erfindung, durch Abdrücke von einer Kupfertafel, auf welcher man Zeichnungen eingräbt, die Werke des nachahmenden Pinsels zu vervielfältigen, scheint in der That um so viel leichter einen gewissen Grad der Vollkommenheit zu erreichen, als bei derselben die Schwierigkeit der Far- benmischungen wegfällt, und Licht und Schatten nur als Modifikationen der allge- meinen Behandlungsart hervorgebracht wer- den. Was aber durch die Kupferstecher-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0414"n="123"/>
liegt vielleicht ein Grund, weswegen es<lb/>
dem ersteren so viel schwerer wird, alle<lb/>
Forderungen zu befriedigen. Wenigstens<lb/>
gilt die Analogie bei einer dritten Kunst,<lb/>
welche mit der Malerei in einem ähnli-<lb/>
chen Verhältnisse steht, wie diese zur Bild-<lb/>
hauerei, und von der es zweifelhaft ist, ob<lb/>
sie der Bildung des guten Geschmacks mehr<lb/>
Vortheil als Nachtheil gebracht haben kann.<lb/>
Die Erfindung, durch Abdrücke von einer<lb/>
Kupfertafel, auf welcher man Zeichnungen<lb/>
eingräbt, die Werke des nachahmenden<lb/>
Pinsels zu vervielfältigen, scheint in der<lb/>
That um so viel leichter einen gewissen<lb/>
Grad der Vollkommenheit zu erreichen,<lb/>
als bei derselben die Schwierigkeit der Far-<lb/>
benmischungen wegfällt, und Licht und<lb/>
Schatten nur als Modifikationen der allge-<lb/>
meinen Behandlungsart hervorgebracht wer-<lb/>
den. Was aber durch die Kupferstecher-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[123/0414]
liegt vielleicht ein Grund, weswegen es
dem ersteren so viel schwerer wird, alle
Forderungen zu befriedigen. Wenigstens
gilt die Analogie bei einer dritten Kunst,
welche mit der Malerei in einem ähnli-
chen Verhältnisse steht, wie diese zur Bild-
hauerei, und von der es zweifelhaft ist, ob
sie der Bildung des guten Geschmacks mehr
Vortheil als Nachtheil gebracht haben kann.
Die Erfindung, durch Abdrücke von einer
Kupfertafel, auf welcher man Zeichnungen
eingräbt, die Werke des nachahmenden
Pinsels zu vervielfältigen, scheint in der
That um so viel leichter einen gewissen
Grad der Vollkommenheit zu erreichen,
als bei derselben die Schwierigkeit der Far-
benmischungen wegfällt, und Licht und
Schatten nur als Modifikationen der allge-
meinen Behandlungsart hervorgebracht wer-
den. Was aber durch die Kupferstecher-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/414>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.