Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Hamilton. Salomons Bewirthung der Kö-
nigin von Saba! Dieses Stück gehört zu de-
nen, von welchen der Künstler zu urtheilen
pflegt: sie haben Verdienst. Allein dieses
Verdienst ist Machwerk, und sonst nichts.
Was läßt sich auch von einem Gastmahl In-
teressantes erwarten? Man sitzt bei Tisch
und ißt, oder sieht einander an. Warum
wählen aber die Maler solche Süjets? Je
nun! Sie müssen wohl, wenn sie historische
Stücke malen wollen. Der Lord, der die-
ses bestellte, that es aus Eitelkeit. Es ist
gleichsam nur Carton zu einem Gemälde auf
Glas, welches Se. Lordship in dem Fenster
der Kirche auf seinem Landsitze anbringen
läßt. -- Mylord hat das Vergnügen, seiner
Eitelkeit zu fröhnen, indem er die Kirche
beschenkt; und er selbst sitzt da porträtirt
als der weiseste König. Die Königin von
Saba ist seine Nichte, Mistriß Howard; und

Hamilton. Salomons Bewirthung der Kö-
nigin von Saba! Dieses Stück gehört zu de-
nen, von welchen der Künstler zu urtheilen
pflegt: sie haben Verdienst. Allein dieses
Verdienst ist Machwerk, und sonst nichts.
Was läßt sich auch von einem Gastmahl In-
teressantes erwarten? Man sitzt bei Tisch
und ißt, oder sieht einander an. Warum
wählen aber die Maler solche Süjets? Je
nun! Sie müssen wohl, wenn sie historische
Stücke malen wollen. Der Lord, der die-
ses bestellte, that es aus Eitelkeit. Es ist
gleichsam nur Carton zu einem Gemälde auf
Glas, welches Se. Lordship in dem Fenster
der Kirche auf seinem Landsitze anbringen
läßt. — Mylord hat das Vergnügen, seiner
Eitelkeit zu fröhnen, indem er die Kirche
beschenkt; und er selbst sitzt da porträtirt
als der weiseste König. Die Königin von
Saba ist seine Nichte, Mistriß Howard; und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0029" n="6"/>
            <p><hi rendition="#i">Hamilton.</hi> Salomons Bewirthung der Kö-<lb/>
nigin von Saba! Dieses Stück gehört zu de-<lb/>
nen, von welchen der Künstler zu urtheilen<lb/>
pflegt: sie haben Verdienst. Allein dieses<lb/>
Verdienst ist Machwerk, und sonst nichts.<lb/>
Was läßt sich auch von einem Gastmahl In-<lb/>
teressantes erwarten? Man sitzt bei Tisch<lb/>
und ißt, oder sieht einander an. Warum<lb/>
wählen aber die Maler solche Süjets? Je<lb/>
nun! Sie <hi rendition="#i">müssen</hi> wohl, wenn sie historische<lb/>
Stücke malen wollen. Der Lord, der die-<lb/>
ses bestellte, that es aus Eitelkeit. Es ist<lb/>
gleichsam nur Carton zu einem Gemälde auf<lb/>
Glas, welches Se. <hi rendition="#i">Lordship</hi> in dem Fenster<lb/>
der Kirche auf seinem Landsitze anbringen<lb/>
läßt. &#x2014; Mylord hat das Vergnügen, seiner<lb/>
Eitelkeit zu fröhnen, indem er die Kirche<lb/>
beschenkt; und er selbst sitzt da porträtirt<lb/>
als der weiseste König. Die Königin von<lb/>
Saba ist seine Nichte, <hi rendition="#i">Mistriß Howard</hi>; und<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0029] Hamilton. Salomons Bewirthung der Kö- nigin von Saba! Dieses Stück gehört zu de- nen, von welchen der Künstler zu urtheilen pflegt: sie haben Verdienst. Allein dieses Verdienst ist Machwerk, und sonst nichts. Was läßt sich auch von einem Gastmahl In- teressantes erwarten? Man sitzt bei Tisch und ißt, oder sieht einander an. Warum wählen aber die Maler solche Süjets? Je nun! Sie müssen wohl, wenn sie historische Stücke malen wollen. Der Lord, der die- ses bestellte, that es aus Eitelkeit. Es ist gleichsam nur Carton zu einem Gemälde auf Glas, welches Se. Lordship in dem Fenster der Kirche auf seinem Landsitze anbringen läßt. — Mylord hat das Vergnügen, seiner Eitelkeit zu fröhnen, indem er die Kirche beschenkt; und er selbst sitzt da porträtirt als der weiseste König. Die Königin von Saba ist seine Nichte, Mistriß Howard; und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/29
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/29>, abgerufen am 25.11.2024.