unmittelbarer Verbindung mit Gesetzen, For- malitäten und Zwangssystemen, welche eine Falte in den Charakter biegen, deren Spur auf Zeitlebens unauslöschlich bleibt.
Die monastische Ordnung, welche auf den Englischen Universitäten eingeführt ist, hat man oft in Deutschland als musterhaft gepriesen -- weil man sie nicht kannte. Die Strenge geht hier so weit, daß man kein Gesetz mehr beobachten kann. Dieser Fall ist in England nicht selten. Die Ge- setze gegen die Katholiken sind so drückend, daß man sie schlechterdings nicht mehr in Ausübung bringt; und dennoch hat man nicht den Muth, sie abzuändern. Kein Volk hängt so blindlings an alten Formen, wie das Englische; es knüpft den Begriff seiner politischen Existenz daran. Sagt ihm, die Abschaffung eines einzigen Gesetzes gegen die Katholiken sei gefährlich, so rottet sich
unmittelbarer Verbindung mit Gesetzen, For- malitäten und Zwangssystemen, welche eine Falte in den Charakter biegen, deren Spur auf Zeitlebens unauslöschlich bleibt.
Die monastische Ordnung, welche auf den Englischen Universitäten eingeführt ist, hat man oft in Deutschland als musterhaft gepriesen — weil man sie nicht kannte. Die Strenge geht hier so weit, daß man kein Gesetz mehr beobachten kann. Dieser Fall ist in England nicht selten. Die Ge- setze gegen die Katholiken sind so drückend, daß man sie schlechterdings nicht mehr in Ausübung bringt; und dennoch hat man nicht den Muth, sie abzuändern. Kein Volk hängt so blindlings an alten Formen, wie das Englische; es knüpft den Begriff seiner politischen Existenz daran. Sagt ihm, die Abschaffung eines einzigen Gesetzes gegen die Katholiken sei gefährlich, so rottet sich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0243"n="220"/>
unmittelbarer Verbindung mit Gesetzen, For-<lb/>
malitäten und Zwangssystemen, welche eine<lb/>
Falte in den Charakter biegen, deren Spur<lb/>
auf Zeitlebens unauslöschlich bleibt.</p><lb/><p>Die monastische Ordnung, welche auf<lb/>
den Englischen Universitäten eingeführt ist,<lb/>
hat man oft in Deutschland als musterhaft<lb/>
gepriesen — weil man sie nicht kannte.<lb/>
Die Strenge geht hier so weit, daß man<lb/>
kein Gesetz mehr beobachten kann. Dieser<lb/>
Fall ist in England nicht selten. Die Ge-<lb/>
setze gegen die Katholiken sind so drückend,<lb/>
daß man sie schlechterdings nicht mehr in<lb/>
Ausübung bringt; und dennoch hat man<lb/>
nicht den Muth, sie abzuändern. Kein Volk<lb/>
hängt so blindlings an alten Formen, wie<lb/>
das Englische; es knüpft den Begriff seiner<lb/>
politischen Existenz daran. Sagt ihm, die<lb/>
Abschaffung eines einzigen Gesetzes gegen<lb/>
die Katholiken sei gefährlich, so rottet sich<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[220/0243]
unmittelbarer Verbindung mit Gesetzen, For-
malitäten und Zwangssystemen, welche eine
Falte in den Charakter biegen, deren Spur
auf Zeitlebens unauslöschlich bleibt.
Die monastische Ordnung, welche auf
den Englischen Universitäten eingeführt ist,
hat man oft in Deutschland als musterhaft
gepriesen — weil man sie nicht kannte.
Die Strenge geht hier so weit, daß man
kein Gesetz mehr beobachten kann. Dieser
Fall ist in England nicht selten. Die Ge-
setze gegen die Katholiken sind so drückend,
daß man sie schlechterdings nicht mehr in
Ausübung bringt; und dennoch hat man
nicht den Muth, sie abzuändern. Kein Volk
hängt so blindlings an alten Formen, wie
das Englische; es knüpft den Begriff seiner
politischen Existenz daran. Sagt ihm, die
Abschaffung eines einzigen Gesetzes gegen
die Katholiken sei gefährlich, so rottet sich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/243>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.