Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

billig, daß diejenigen unter ihnen, die
nicht durch Wohlthaten des Herrscheramtes
würdig sind, wenigstens zum Scheine fort-
fahren den Nutzen zu stiften, weshalb man
sie zuerst als Beschützer der Wehrlosen über
Andere erhob; und wenn es heutiges Tages
keine Raubthiere mehr giebt, um derent-
willen man Heroen oder Halbgötter zu
Hülfe ruft, so mögen ihre Abkömmlinge
meinetwegen Hirsche in ihren Parks ein-
sperren, oder ihren Unterthanen verbieten
einen wilden Eber zu tödten, damit sie an
einem gesetzten Tage ihn vor ihrem Richter-
stuhl vorbei jagen lassen, und mit eignen
Händen erlegen können, wie der Kaiser von
China jährlich einmal den Pflug mit hoher
Hand berührt, zum Zeichen, daß vor meh-
rern tausend Jahren ein Kaiser durch dieses
Werkzeug den Namen eines Landesvaters
verdiente. Aber, daß ein Mensch sich

billig, daß diejenigen unter ihnen, die
nicht durch Wohlthaten des Herrscheramtes
würdig sind, wenigstens zum Scheine fort-
fahren den Nutzen zu stiften, weshalb man
sie zuerst als Beschützer der Wehrlosen über
Andere erhob; und wenn es heutiges Tages
keine Raubthiere mehr giebt, um derent-
willen man Heroen oder Halbgötter zu
Hülfe ruft, so mögen ihre Abkömmlinge
meinetwegen Hirsche in ihren Parks ein-
sperren, oder ihren Unterthanen verbieten
einen wilden Eber zu tödten, damit sie an
einem gesetzten Tage ihn vor ihrem Richter-
stuhl vorbei jagen lassen, und mit eignen
Händen erlegen können, wie der Kaiser von
China jährlich einmal den Pflug mit hoher
Hand berührt, zum Zeichen, daß vor meh-
rern tausend Jahren ein Kaiser durch dieses
Werkzeug den Namen eines Landesvaters
verdiente. Aber, daß ein Mensch sich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0235" n="212"/>
billig, daß diejenigen unter ihnen, die<lb/>
nicht durch Wohlthaten des Herrscheramtes<lb/>
würdig sind, wenigstens zum Scheine fort-<lb/>
fahren den Nutzen zu stiften, weshalb man<lb/>
sie zuerst als Beschützer der Wehrlosen über<lb/>
Andere erhob; und wenn es heutiges Tages<lb/>
keine Raubthiere mehr giebt, um derent-<lb/>
willen man Heroen oder Halbgötter zu<lb/>
Hülfe ruft, so mögen ihre Abkömmlinge<lb/>
meinetwegen Hirsche in ihren Parks ein-<lb/>
sperren, oder ihren Unterthanen verbieten<lb/>
einen wilden Eber zu tödten, damit sie an<lb/>
einem gesetzten Tage ihn vor ihrem Richter-<lb/>
stuhl vorbei jagen lassen, und mit eignen<lb/>
Händen erlegen können, wie der Kaiser von<lb/>
China jährlich einmal den Pflug mit hoher<lb/>
Hand berührt, zum Zeichen, daß vor meh-<lb/>
rern tausend Jahren ein Kaiser durch dieses<lb/>
Werkzeug den Namen eines Landesvaters<lb/>
verdiente. Aber, daß ein Mensch sich<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0235] billig, daß diejenigen unter ihnen, die nicht durch Wohlthaten des Herrscheramtes würdig sind, wenigstens zum Scheine fort- fahren den Nutzen zu stiften, weshalb man sie zuerst als Beschützer der Wehrlosen über Andere erhob; und wenn es heutiges Tages keine Raubthiere mehr giebt, um derent- willen man Heroen oder Halbgötter zu Hülfe ruft, so mögen ihre Abkömmlinge meinetwegen Hirsche in ihren Parks ein- sperren, oder ihren Unterthanen verbieten einen wilden Eber zu tödten, damit sie an einem gesetzten Tage ihn vor ihrem Richter- stuhl vorbei jagen lassen, und mit eignen Händen erlegen können, wie der Kaiser von China jährlich einmal den Pflug mit hoher Hand berührt, zum Zeichen, daß vor meh- rern tausend Jahren ein Kaiser durch dieses Werkzeug den Namen eines Landesvaters verdiente. Aber, daß ein Mensch sich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/235
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/235>, abgerufen am 01.05.2024.