bei solchen Vorzügen ein so lächerlicher Stolz sich in ihren Charakter mischen, und ihr einen kalten Egoismus eingießen konn- te, der die Menschen von ihr entfernen mußte! Ich kann mir die Entstehung des- selben indeß leicht erklären. Wenige Men- schen wissen sich selbst Würde zu geben, ohne den Anstrich von Kälte und Gering- schätzung gegen Andere zu bekommen; und in seiner Würde muß ja das Englische Frauenzimmer sich behaupten, wenn es auch darüber in die unerträglichste Prüde- rie verfallen sollte. Unser Dämchen nahm ihren Hut ab, warf ihn mit Würde, oder doch mit dem Etwas, das hier Würde vor- stellen sollte, vor sich hin auf den Sitz, schüttelte ihre blonden Locken um sich her, daß sie, wie Jupiters Haar, die Atmo- sphäre mit Ambraduft erfüllten, und spielte mit dem Kutschfenster, welches sie ohne
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bei solchen Vorzügen ein so lächerlicher Stolz sich in ihren Charakter mischen, und ihr einen kalten Egoismus eingießen konn- te, der die Menschen von ihr entfernen mußte! Ich kann mir die Entstehung des- selben indeß leicht erklären. Wenige Men- schen wissen sich selbst Würde zu geben, ohne den Anstrich von Kälte und Gering- schätzung gegen Andere zu bekommen; und in seiner Würde muß ja das Englische Frauenzimmer sich behaupten, wenn es auch darüber in die unerträglichste Prüde- rie verfallen sollte. Unser Dämchen nahm ihren Hut ab, warf ihn mit Würde, oder doch mit dem Etwas, das hier Würde vor- stellen sollte, vor sich hin auf den Sitz, schüttelte ihre blonden Locken um sich her, daß sie, wie Jupiters Haar, die Atmo- sphäre mit Ambraduft erfüllten, und spielte mit dem Kutschfenster, welches sie ohne
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bei solchen Vorzügen ein so lächerlicher
Stolz sich in ihren Charakter mischen, und
ihr einen kalten Egoismus eingießen konn-
te, der die Menschen von ihr entfernen
mußte! Ich kann mir die Entstehung des-
selben indeß leicht erklären. Wenige Men-
schen wissen sich selbst Würde zu geben,
ohne den Anstrich von Kälte und Gering-
schätzung gegen Andere zu bekommen; und
in seiner Würde muß ja das Englische
Frauenzimmer sich behaupten, wenn es
auch darüber in die unerträglichste Prüde-
rie verfallen sollte. Unser Dämchen nahm
ihren Hut ab, warf ihn mit Würde, oder
doch mit dem Etwas, das hier Würde vor-
stellen sollte, vor sich hin auf den Sitz,
schüttelte ihre blonden Locken um sich her,
daß sie, wie Jupiters Haar, die Atmo-
sphäre mit Ambraduft erfüllten, und spielte
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/144>, abgerufen am 22.11.2024.
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