für einen offenbaren Friedensbruch gelten konnte. Die Generalstaaten weigerten sich auch, den Niederländischen Emissar van der Noot, der sich im Haag aufhielt, auf Ansuchen des Kaiserlichen Gesandten, aus¬ zuliefern. Allein so lange die ganze Gefahr eines Angrifs nur von einem so kleinen, so schlecht gekleideten und bewaffneten, so gänzlich undisciplinirten Haufen, wie der zu Breda, herrühren sollte, war der Minister zu entschuldigen, dass sie ihm verächtlich schien. Vielleicht schmeichelte auch seinem Selbstgefühl der Gedanke, alles noch ohne Zuthun des Feldherrn beilegen und beruhigen zu können. So begreift man wenigstens, warum er den Kaiser von dieser Möglich¬ keit bis auf den letzten Augenblick zu über¬ zeugen und ihn zu gütigen Maassregeln zu stimmen suchte, indess er die kritische Lage der Sachen entweder verhehlte oder selbst
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für einen offenbaren Friedensbruch gelten konnte. Die Generalstaaten weigerten sich auch, den Niederländischen Emissar van der Noot, der sich im Haag aufhielt, auf Ansuchen des Kaiserlichen Gesandten, aus¬ zuliefern. Allein so lange die ganze Gefahr eines Angrifs nur von einem so kleinen, so schlecht gekleideten und bewaffneten, so gänzlich undisciplinirten Haufen, wie der zu Breda, herrühren sollte, war der Minister zu entschuldigen, daſs sie ihm verächtlich schien. Vielleicht schmeichelte auch seinem Selbstgefühl der Gedanke, alles noch ohne Zuthun des Feldherrn beilegen und beruhigen zu können. So begreift man wenigstens, warum er den Kaiser von dieser Möglich¬ keit bis auf den letzten Augenblick zu über¬ zeugen und ihn zu gütigen Maaſsregeln zu stimmen suchte, indeſs er die kritische Lage der Sachen entweder verhehlte oder selbst
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[87/0093]
für einen offenbaren Friedensbruch gelten
konnte. Die Generalstaaten weigerten sich
auch, den Niederländischen Emissar van
der Noot, der sich im Haag aufhielt, auf
Ansuchen des Kaiserlichen Gesandten, aus¬
zuliefern. Allein so lange die ganze Gefahr
eines Angrifs nur von einem so kleinen, so
schlecht gekleideten und bewaffneten, so
gänzlich undisciplinirten Haufen, wie der zu
Breda, herrühren sollte, war der Minister
zu entschuldigen, daſs sie ihm verächtlich
schien. Vielleicht schmeichelte auch seinem
Selbstgefühl der Gedanke, alles noch ohne
Zuthun des Feldherrn beilegen und beruhigen
zu können. So begreift man wenigstens,
warum er den Kaiser von dieser Möglich¬
keit bis auf den letzten Augenblick zu über¬
zeugen und ihn zu gütigen Maaſsregeln zu
stimmen suchte, indeſs er die kritische Lage
der Sachen entweder verhehlte oder selbst
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/93>, abgerufen am 24.11.2024.
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