Person eines Seifensieders, de Hont, verletzt worden. Er sollte Betrug an einer landes¬ herrlichen Kasse verübt haben; man hatte ihn in Verhaft genommen und nach Wien geliefert. Das Volk, gestimmt und gereizt durch die Widersetzlichkeit der Stände ge¬ gen das Gouvernement, bediente sich dieses Vorwandes, um mit einem allgemeinen Auf¬ ruhr zu drohen. Schon umringte es das Rathhaus, und schickte zu den versammelten Ständen hinauf, um anzufragen, ob es zu den Waffen greifen solle; schon sah man Vornehme und Geringe, ohne Unterschied des Geschlechts, sich unter diesen Pöbel mischen, um ihn zu Gewalttätigkeiten an¬ zufeuern; schon schleppte man Strohmänner, mit dem daran befestigten Namen "Kreis¬ hauptmann" durch die Strassen, und ver¬ brannte sie auf öffentlichem Markt; man warf dem Minister, Grafen von Bolgiojoso,
Person eines Seifensieders, de Hont, verletzt worden. Er sollte Betrug an einer landes¬ herrlichen Kasse verübt haben; man hatte ihn in Verhaft genommen und nach Wien geliefert. Das Volk, gestimmt und gereizt durch die Widersetzlichkeit der Stände ge¬ gen das Gouvernement, bediente sich dieses Vorwandes, um mit einem allgemeinen Auf¬ ruhr zu drohen. Schon umringte es das Rathhaus, und schickte zu den versammelten Ständen hinauf, um anzufragen, ob es zu den Waffen greifen solle; schon sah man Vornehme und Geringe, ohne Unterschied des Geschlechts, sich unter diesen Pöbel mischen, um ihn zu Gewalttätigkeiten an¬ zufeuern; schon schleppte man Strohmänner, mit dem daran befestigten Namen ”Kreis¬ hauptmann” durch die Straſsen, und ver¬ brannte sie auf öffentlichem Markt; man warf dem Minister, Grafen von Bolgiojoso,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0064"n="58"/>
Person eines Seifensieders, <hirendition="#i">de Hont</hi>, verletzt<lb/>
worden. Er sollte Betrug an einer landes¬<lb/>
herrlichen Kasse verübt haben; man hatte<lb/>
ihn in Verhaft genommen und nach Wien<lb/>
geliefert. Das Volk, gestimmt und gereizt<lb/>
durch die Widersetzlichkeit der Stände ge¬<lb/>
gen das Gouvernement, bediente sich dieses<lb/>
Vorwandes, um mit einem allgemeinen Auf¬<lb/>
ruhr zu drohen. Schon umringte es das<lb/>
Rathhaus, und schickte zu den versammelten<lb/>
Ständen hinauf, um anzufragen, ob es zu<lb/>
den Waffen greifen solle; schon sah man<lb/>
Vornehme und Geringe, ohne Unterschied<lb/>
des Geschlechts, sich unter diesen Pöbel<lb/>
mischen, um ihn zu Gewalttätigkeiten an¬<lb/>
zufeuern; schon schleppte man Strohmänner,<lb/>
mit dem daran befestigten Namen ”Kreis¬<lb/>
hauptmann” durch die Straſsen, und ver¬<lb/>
brannte sie auf öffentlichem Markt; man<lb/>
warf dem Minister, <hirendition="#i">Grafen von Bolgiojoso</hi>,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[58/0064]
Person eines Seifensieders, de Hont, verletzt
worden. Er sollte Betrug an einer landes¬
herrlichen Kasse verübt haben; man hatte
ihn in Verhaft genommen und nach Wien
geliefert. Das Volk, gestimmt und gereizt
durch die Widersetzlichkeit der Stände ge¬
gen das Gouvernement, bediente sich dieses
Vorwandes, um mit einem allgemeinen Auf¬
ruhr zu drohen. Schon umringte es das
Rathhaus, und schickte zu den versammelten
Ständen hinauf, um anzufragen, ob es zu
den Waffen greifen solle; schon sah man
Vornehme und Geringe, ohne Unterschied
des Geschlechts, sich unter diesen Pöbel
mischen, um ihn zu Gewalttätigkeiten an¬
zufeuern; schon schleppte man Strohmänner,
mit dem daran befestigten Namen ”Kreis¬
hauptmann” durch die Straſsen, und ver¬
brannte sie auf öffentlichem Markt; man
warf dem Minister, Grafen von Bolgiojoso,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/64>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.