Um sechs Uhr Morgens verliessen wir Leiden. Von allen Seiten um uns her er¬ tönte ununterbrochener Gesang der erwachen¬ den Vögel. Die Sonne vergoldete die Thürme hinter uns. Unsere Barke umflatterten die Kibitze, die Brachvögel, die Schnepfen, die Meerschwalben, und alles jauchzte und ju¬ belte in der Luft und auf den Wiesen. Das bunte Vieh, in hundert kleinen, zerstreuten Heerden bedeckte die unermessliche Ebene, die mit frischem smaragdfarbenem Grün dem reinen blauen Himmel entgegen lachte; ein leichtes Lüftchen liebkosete die spiegelglatte Fläche des Kanals, worauf wir hinglitten, und ein Spiegel in der Kajüte malte uns immer wieder zum zweitenmal die Aussich¬ ten, die in entgegengesetzter Richtung vor unserm Auge vorüberflogen. Sogar die wort¬ kargen Schiffer fühlten den Einfluss des be¬ lebenden Frühlings und glückwünschten ein¬
Um sechs Uhr Morgens verlieſsen wir Leiden. Von allen Seiten um uns her er¬ tönte ununterbrochener Gesang der erwachen¬ den Vögel. Die Sonne vergoldete die Thürme hinter uns. Unsere Barke umflatterten die Kibitze, die Brachvögel, die Schnepfen, die Meerschwalben, und alles jauchzte und ju¬ belte in der Luft und auf den Wiesen. Das bunte Vieh, in hundert kleinen, zerstreuten Heerden bedeckte die unermeſsliche Ebene, die mit frischem smaragdfarbenem Grün dem reinen blauen Himmel entgegen lachte; ein leichtes Lüftchen liebkosete die spiegelglatte Fläche des Kanals, worauf wir hinglitten, und ein Spiegel in der Kajüte malte uns immer wieder zum zweitenmal die Aussich¬ ten, die in entgegengesetzter Richtung vor unserm Auge vorüberflogen. Sogar die wort¬ kargen Schiffer fühlten den Einfluſs des be¬ lebenden Frühlings und glückwünschten ein¬
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Um sechs Uhr Morgens verlieſsen wir
Leiden. Von allen Seiten um uns her er¬
tönte ununterbrochener Gesang der erwachen¬
den Vögel. Die Sonne vergoldete die Thürme
hinter uns. Unsere Barke umflatterten die
Kibitze, die Brachvögel, die Schnepfen, die
Meerschwalben, und alles jauchzte und ju¬
belte in der Luft und auf den Wiesen. Das
bunte Vieh, in hundert kleinen, zerstreuten
Heerden bedeckte die unermeſsliche Ebene,
die mit frischem smaragdfarbenem Grün dem
reinen blauen Himmel entgegen lachte; ein
leichtes Lüftchen liebkosete die spiegelglatte
Fläche des Kanals, worauf wir hinglitten,
und ein Spiegel in der Kajüte malte uns
immer wieder zum zweitenmal die Aussich¬
ten, die in entgegengesetzter Richtung vor
unserm Auge vorüberflogen. Sogar die wort¬
kargen Schiffer fühlten den Einfluſs des be¬
lebenden Frühlings und glückwünschten ein¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/524>, abgerufen am 17.05.2024.
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