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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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den Römischen zu raffiniren gewusst und
verbindet das Landleben mit dem Aktienhan¬
del, da Horaz dem seinigen nur die Wahl
lässt:

jamjam futurus rusticus,
omnem relegit Idibus pecuniam;
quaerit Calendis ponere.

Dort soll man wirklich die Schuhe ausziehen
müssen, ehe man durch die Hinterthür in
den Tempel der Holländischen Reinlichkeit
eingelassen wird; dort sind die Häuser und
die Bäume mit bunten Farben bemalt; die
Eigenthümer selbst geniessen die altmodigen
Herrlichkeiten nicht, die sie dort angehäuft
haben, und -- sonderbar genug! -- sie wis¬
sen nicht einmal von jenem Genusse der
Ostentation, die so gern mit ihren Schätzen
prunkt; das Bewusstseyn, sich einen solchen
Raritätenkasten erbaut zu haben, genügt ih¬
nen so vollkommen, dass ein Fremder selten

den Römischen zu raffiniren gewuſst und
verbindet das Landleben mit dem Aktienhan¬
del, da Horaz dem seinigen nur die Wahl
läſst:

jamjam futurus rusticus,
omnem relegit Idibus pecuniam;
quaerit Calendis ponere.

Dort soll man wirklich die Schuhe ausziehen
müssen, ehe man durch die Hinterthür in
den Tempel der Holländischen Reinlichkeit
eingelassen wird; dort sind die Häuser und
die Bäume mit bunten Farben bemalt; die
Eigenthümer selbst genieſsen die altmodigen
Herrlichkeiten nicht, die sie dort angehäuft
haben, und — sonderbar genug! — sie wis¬
sen nicht einmal von jenem Genusse der
Ostentation, die so gern mit ihren Schätzen
prunkt; das Bewuſstseyn, sich einen solchen
Raritätenkasten erbaut zu haben, genügt ih¬
nen so vollkommen, daſs ein Fremder selten

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[462/0468] den Römischen zu raffiniren gewuſst und verbindet das Landleben mit dem Aktienhan¬ del, da Horaz dem seinigen nur die Wahl läſst: jamjam futurus rusticus, omnem relegit Idibus pecuniam; quaerit Calendis ponere. Dort soll man wirklich die Schuhe ausziehen müssen, ehe man durch die Hinterthür in den Tempel der Holländischen Reinlichkeit eingelassen wird; dort sind die Häuser und die Bäume mit bunten Farben bemalt; die Eigenthümer selbst genieſsen die altmodigen Herrlichkeiten nicht, die sie dort angehäuft haben, und — sonderbar genug! — sie wis¬ sen nicht einmal von jenem Genusse der Ostentation, die so gern mit ihren Schätzen prunkt; das Bewuſstseyn, sich einen solchen Raritätenkasten erbaut zu haben, genügt ih¬ nen so vollkommen, daſs ein Fremder selten

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/468>, abgerufen am 01.09.2024.