bleiben muss. In der Landschaft wirken all¬ gemeine Harmonie, durchgeführte Einheit des Ganzen, grosse Kontraste, zarte Ver¬ schmelzungen, alles aber zu einem unnenn¬ baren Effekt, ohne abgeschnittenen, bleiben¬ den Umriss. Weder Lichtmassen noch Wol¬ ken, Luft und Gewässer, noch Felsen, Ge¬ birge und Unebenheiten des Bodens haben beständige, ihnen angeeignete Formen; selbst Bäume und Pflanzen sind in unendlich hö¬ herem Grad als die Thiere der Veränderlich¬ keit des Wuchses und der Gestalt unterwor¬ fen, und ihre Theile, Blüthen und Laub, verlieren sich mit ihren bestimmteren Formen in der Entfernung, aus welcher sie dem Auge begegnen, und fliessen zusammen zu Gruppen und Massen, denen der Künstler kaum auf dem Vordergrunde die Bestimmtheit der Na¬ tur mittheilen darf. In dämmernder Ferne hingestellt, kommen die Urbilder schon hie¬
bleiben muſs. In der Landschaft wirken all¬ gemeine Harmonie, durchgeführte Einheit des Ganzen, groſse Kontraste, zarte Ver¬ schmelzungen, alles aber zu einem unnenn¬ baren Effekt, ohne abgeschnittenen, bleiben¬ den Umriſs. Weder Lichtmassen noch Wol¬ ken, Luft und Gewässer, noch Felsen, Ge¬ birge und Unebenheiten des Bodens haben beständige, ihnen angeeignete Formen; selbst Bäume und Pflanzen sind in unendlich hö¬ herem Grad als die Thiere der Veränderlich¬ keit des Wuchses und der Gestalt unterwor¬ fen, und ihre Theile, Blüthen und Laub, verlieren sich mit ihren bestimmteren Formen in der Entfernung, aus welcher sie dem Auge begegnen, und flieſsen zusammen zu Gruppen und Massen, denen der Künstler kaum auf dem Vordergrunde die Bestimmtheit der Na¬ tur mittheilen darf. In dämmernder Ferne hingestellt, kommen die Urbilder schon hie¬
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bleiben muſs. In der Landschaft wirken all¬
gemeine Harmonie, durchgeführte Einheit
des Ganzen, groſse Kontraste, zarte Ver¬
schmelzungen, alles aber zu einem unnenn¬
baren Effekt, ohne abgeschnittenen, bleiben¬
den Umriſs. Weder Lichtmassen noch Wol¬
ken, Luft und Gewässer, noch Felsen, Ge¬
birge und Unebenheiten des Bodens haben
beständige, ihnen angeeignete Formen; selbst
Bäume und Pflanzen sind in unendlich hö¬
herem Grad als die Thiere der Veränderlich¬
keit des Wuchses und der Gestalt unterwor¬
fen, und ihre Theile, Blüthen und Laub,
verlieren sich mit ihren bestimmteren Formen
in der Entfernung, aus welcher sie dem Auge
begegnen, und flieſsen zusammen zu Gruppen
und Massen, denen der Künstler kaum auf
dem Vordergrunde die Bestimmtheit der Na¬
tur mittheilen darf. In dämmernder Ferne
hingestellt, kommen die Urbilder schon hie¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/322>, abgerufen am 25.11.2024.
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