Vermittelst dieser Bestimmungen erklärt man sich leicht, warum in ächten Kunstwerken die Darstellung zuweilen so treu und wahr seyn kann, wie in blossen Kopien nach der Natur; da hingegen umgekehrt der genielose Fleiss, auch wenn er täuschend genau dar¬ stellt, auf den Namen der Kunst, im höhe¬ ren Verstande, keinen Anspruch machen darf. So würde es ebenfalls die Scheidung des Wesentlichen in der Kunst von dem Zufälli¬ gen sehr erleichtern, wenn man erwöge, dass sogar die rohesten Völker, die entweder ei¬ nen höchst unvollkommnen oder noch gar keinen Trieb zu materiellen Kunstgebilden äussern, bereits wahre Poesien besitzen, wel¬ che, verglichen mit den geglätteten und künstlich in einander gefügten dichterischen Produkten der verfeinerten Kultur, diesen oft den Preis der Gedankenfülle, der Stärke und Wahrheit des Gefühls, der Zartheit und
Vermittelst dieser Bestimmungen erklärt man sich leicht, warum in ächten Kunstwerken die Darstellung zuweilen so treu und wahr seyn kann, wie in bloſsen Kopien nach der Natur; da hingegen umgekehrt der genielose Fleiſs, auch wenn er täuschend genau dar¬ stellt, auf den Namen der Kunst, im höhe¬ ren Verstande, keinen Anspruch machen darf. So würde es ebenfalls die Scheidung des Wesentlichen in der Kunst von dem Zufälli¬ gen sehr erleichtern, wenn man erwöge, daſs sogar die rohesten Völker, die entweder ei¬ nen höchst unvollkommnen oder noch gar keinen Trieb zu materiellen Kunstgebilden äuſsern, bereits wahre Poësien besitzen, wel¬ che, verglichen mit den geglätteten und künstlich in einander gefügten dichterischen Produkten der verfeinerten Kultur, diesen oft den Preis der Gedankenfülle, der Stärke und Wahrheit des Gefühls, der Zartheit und
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Vermittelst dieser Bestimmungen erklärt man
sich leicht, warum in ächten Kunstwerken
die Darstellung zuweilen so treu und wahr
seyn kann, wie in bloſsen Kopien nach der
Natur; da hingegen umgekehrt der genielose
Fleiſs, auch wenn er täuschend genau dar¬
stellt, auf den Namen der Kunst, im höhe¬
ren Verstande, keinen Anspruch machen darf.
So würde es ebenfalls die Scheidung des
Wesentlichen in der Kunst von dem Zufälli¬
gen sehr erleichtern, wenn man erwöge, daſs
sogar die rohesten Völker, die entweder ei¬
nen höchst unvollkommnen oder noch gar
keinen Trieb zu materiellen Kunstgebilden
äuſsern, bereits wahre Poësien besitzen, wel¬
che, verglichen mit den geglätteten und
künstlich in einander gefügten dichterischen
Produkten der verfeinerten Kultur, diesen oft
den Preis der Gedankenfülle, der Stärke und
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/309>, abgerufen am 22.11.2024.
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