Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.hörlich berichtigen, der darf nicht rechten hörlich berichtigen, der darf nicht rechten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0202" n="196"/> hörlich berichtigen, der darf nicht rechten<lb/> mit dem Schicksal, welches oft die Völker<lb/> mitten in ihrer Laufbahn aufhält und ihre<lb/> Entwickelung zu höheren Zwecken des Da¬<lb/> seyns eigenmächtig verspätet. Die Mensch¬<lb/> heit scheint hier nicht reif zu seyn zu die¬<lb/> ser Entwickelung. Sie ist nicht unempfäng¬<lb/> lich für das Gute; allein ihr Wille wankt,<lb/> und ihr Geist ist gebunden. Ganz Brabant<lb/> vergötterte den Herzog <hi rendition="#i">Albert;</hi> es war nur<lb/> Eine Stimme über seine Tugend; mitten in<lb/> den heftigsten Ausbrüchen des Aufruhrs<lb/> blieb die Liebe des Volkes ihm treu und<lb/> äuſserte sich im lauten Zuruf: <hi rendition="#i">Albert lebe!</hi><lb/> Aber nie dachte dieses Volk ohne eigene<lb/> Energie den Gedanken, sich den Fürsten,<lb/> den es liebte, statt der Tyrannen zu wählen,<lb/> die seine Priester ihm gaben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [196/0202]
hörlich berichtigen, der darf nicht rechten
mit dem Schicksal, welches oft die Völker
mitten in ihrer Laufbahn aufhält und ihre
Entwickelung zu höheren Zwecken des Da¬
seyns eigenmächtig verspätet. Die Mensch¬
heit scheint hier nicht reif zu seyn zu die¬
ser Entwickelung. Sie ist nicht unempfäng¬
lich für das Gute; allein ihr Wille wankt,
und ihr Geist ist gebunden. Ganz Brabant
vergötterte den Herzog Albert; es war nur
Eine Stimme über seine Tugend; mitten in
den heftigsten Ausbrüchen des Aufruhrs
blieb die Liebe des Volkes ihm treu und
äuſserte sich im lauten Zuruf: Albert lebe!
Aber nie dachte dieses Volk ohne eigene
Energie den Gedanken, sich den Fürsten,
den es liebte, statt der Tyrannen zu wählen,
die seine Priester ihm gaben.
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