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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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trieb ein lebhaftes Gefühl von vermeintli¬
chem Unrecht dazu an, sondern listige An¬
führer hatten sie durch Bestechungen und
Verheissungen bewogen, eine Plünderung zu
unternehmen, wobei für sie sehr viel zu ge¬
winnen und wenig oder nichts aufs Spiel
zu setzen war. Dieser verworfene Haufe
hätte dennoch die Wohnung des Kaufmanns
Chapel gänzlich verschont, wenn nicht in
dem Augenblick, da eine beredte Stimme
sich zu seinem Vortheil hören liess, an sein
Verdienst um seine Mitbürger erinnerte und
bereits Eindruck zu machen anfing, drei
Franciskanermönche, die sich in der Mitte
des Tumults befanden, die Umstehenden an¬
gefeuert hätten, den Mann, der ihre Partei
nicht hielt, zu bestürmen. Ein Ältester von
einer der neun Gilden, Chapels Nachbar,
fiel jetzt über dessen Vertheidiger her, warf
ihn zu Boden, und liess das Volk, nach sei¬
nem Beispiel, ihn zertreten.

trieb ein lebhaftes Gefühl von vermeintli¬
chem Unrecht dazu an, sondern listige An¬
führer hatten sie durch Bestechungen und
Verheiſsungen bewogen, eine Plünderung zu
unternehmen, wobei für sie sehr viel zu ge¬
winnen und wenig oder nichts aufs Spiel
zu setzen war. Dieser verworfene Haufe
hätte dennoch die Wohnung des Kaufmanns
Chapel gänzlich verschont, wenn nicht in
dem Augenblick, da eine beredte Stimme
sich zu seinem Vortheil hören lieſs, an sein
Verdienst um seine Mitbürger erinnerte und
bereits Eindruck zu machen anfing, drei
Franciskanermönche, die sich in der Mitte
des Tumults befanden, die Umstehenden an¬
gefeuert hätten, den Mann, der ihre Partei
nicht hielt, zu bestürmen. Ein Ältester von
einer der neun Gilden, Chapels Nachbar,
fiel jetzt über dessen Vertheidiger her, warf
ihn zu Boden, und lieſs das Volk, nach sei¬
nem Beispiel, ihn zertreten.

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[114/0120] trieb ein lebhaftes Gefühl von vermeintli¬ chem Unrecht dazu an, sondern listige An¬ führer hatten sie durch Bestechungen und Verheiſsungen bewogen, eine Plünderung zu unternehmen, wobei für sie sehr viel zu ge¬ winnen und wenig oder nichts aufs Spiel zu setzen war. Dieser verworfene Haufe hätte dennoch die Wohnung des Kaufmanns Chapel gänzlich verschont, wenn nicht in dem Augenblick, da eine beredte Stimme sich zu seinem Vortheil hören lieſs, an sein Verdienst um seine Mitbürger erinnerte und bereits Eindruck zu machen anfing, drei Franciskanermönche, die sich in der Mitte des Tumults befanden, die Umstehenden an¬ gefeuert hätten, den Mann, der ihre Partei nicht hielt, zu bestürmen. Ein Ältester von einer der neun Gilden, Chapels Nachbar, fiel jetzt über dessen Vertheidiger her, warf ihn zu Boden, und lieſs das Volk, nach sei¬ nem Beispiel, ihn zertreten.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/120>, abgerufen am 24.11.2024.