Erziehung sich beflügelt und dass unsere sechszehnjährigen Jünglinge ein vollständige¬ res, zusammenhängenderes System von nütz¬ lichen, praktischen Begriffen inne haben, als man sich zu Locke's Zeiten mit dreissig Jahren erwerben konnte. Die Spreu ist besser von reinem Korn geschieden, und wir geniessen, wenigstens in gewisser Rück¬ sicht, die Frucht des Schweisses von Jahr¬ tausenden. Unsere Frauenzimmer selbst fin¬ den es leicht und anmuthig, alle Gefilde des Wissens zu durchstreifen, sie wie Gär¬ ten geschmückt zu sehen, und ihre Blumen in einen Strauss zusammenzubinden, den man im bunten, gesellschaftlichen Kreise nicht ohne Selbstgefallen jedem zur Erquik¬ kung darreichen kann. Wir wollen uns über diese oberflächliche Weisheit nicht ent¬ rüsten; denn sie ist reeller, als man denkt, und als es mürrische oder pedantische Sit¬
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Erziehung sich beflügelt und daſs unsere sechszehnjährigen Jünglinge ein vollständige¬ res, zusammenhängenderes System von nütz¬ lichen, praktischen Begriffen inne haben, als man sich zu Locke’s Zeiten mit dreiſsig Jahren erwerben konnte. Die Spreu ist besser von reinem Korn geschieden, und wir genieſsen, wenigstens in gewisser Rück¬ sicht, die Frucht des Schweiſses von Jahr¬ tausenden. Unsere Frauenzimmer selbst fin¬ den es leicht und anmuthig, alle Gefilde des Wissens zu durchstreifen, sie wie Gär¬ ten geschmückt zu sehen, und ihre Blumen in einen Strauſs zusammenzubinden, den man im bunten, gesellschaftlichen Kreise nicht ohne Selbstgefallen jedem zur Erquik¬ kung darreichen kann. Wir wollen uns über diese oberflächliche Weisheit nicht ent¬ rüsten; denn sie ist reeller, als man denkt, und als es mürrische oder pedantische Sit¬
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Erziehung sich beflügelt und daſs unsere
sechszehnjährigen Jünglinge ein vollständige¬
res, zusammenhängenderes System von nütz¬
lichen, praktischen Begriffen inne haben,
als man sich zu Locke’s Zeiten mit dreiſsig
Jahren erwerben konnte. Die Spreu ist
besser von reinem Korn geschieden, und
wir genieſsen, wenigstens in gewisser Rück¬
sicht, die Frucht des Schweiſses von Jahr¬
tausenden. Unsere Frauenzimmer selbst fin¬
den es leicht und anmuthig, alle Gefilde
des Wissens zu durchstreifen, sie wie Gär¬
ten geschmückt zu sehen, und ihre Blumen
in einen Strauſs zusammenzubinden, den
man im bunten, gesellschaftlichen Kreise
nicht ohne Selbstgefallen jedem zur Erquik¬
kung darreichen kann. Wir wollen uns
über diese oberflächliche Weisheit nicht ent¬
rüsten; denn sie ist reeller, als man denkt,
und als es mürrische oder pedantische Sit¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/79>, abgerufen am 24.11.2024.
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