als man noch durch die Macht des Aber¬ glaubens herrschen kann -- am Schlusse des achtzehnten Jahrhunderts, wagte es die belgische Klerisei, die krassesten Begriffe von hierarchischer Unfehlbarkeit zu verthei¬ digen und im Angesicht ihrer hellsehenden Zeitgenosssen selige Unwisssenheit und blin¬ den Gehorsam zu predigen. Mit dem Be¬ wusstseyn, dass ihr Wirken in allen Gemü¬ thern die Vernunft entweder ganz oder halb erstickt habe, und dass sie auf Erge¬ benheit der zahlreichsten Volksklasse, des gemeinen Mannes, sicher rechnen dürfe, trotzte sie auf ihre unverletzbaren Rechte. So kehrte man schlau die Waffen der Auf¬ klärung gegen sie selbst; denn war es nicht unser Jahrhundert, das die Heiligkeit der Rechte in das hellste Licht gesetzt hat? Recht ist ein so furchtbares Wort, dass es den gewissenhaften Richter erzittern macht,
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als man noch durch die Macht des Aber¬ glaubens herrschen kann — am Schlusse des achtzehnten Jahrhunderts, wagte es die belgische Klerisei, die krassesten Begriffe von hierarchischer Unfehlbarkeit zu verthei¬ digen und im Angesicht ihrer hellsehenden Zeitgenosssen selige Unwisssenheit und blin¬ den Gehorsam zu predigen. Mit dem Be¬ wuſstseyn, daſs ihr Wirken in allen Gemü¬ thern die Vernunft entweder ganz oder halb erstickt habe, und daſs sie auf Erge¬ benheit der zahlreichsten Volksklasse, des gemeinen Mannes, sicher rechnen dürfe, trotzte sie auf ihre unverletzbaren Rechte. So kehrte man schlau die Waffen der Auf¬ klärung gegen sie selbst; denn war es nicht unser Jahrhundert, das die Heiligkeit der Rechte in das hellste Licht gesetzt hat? Recht ist ein so furchtbares Wort, daſs es den gewissenhaften Richter erzittern macht,
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als man noch durch die Macht des Aber¬
glaubens herrschen kann — am Schlusse
des achtzehnten Jahrhunderts, wagte es die
belgische Klerisei, die krassesten Begriffe
von hierarchischer Unfehlbarkeit zu verthei¬
digen und im Angesicht ihrer hellsehenden
Zeitgenosssen selige Unwisssenheit und blin¬
den Gehorsam zu predigen. Mit dem Be¬
wuſstseyn, daſs ihr Wirken in allen Gemü¬
thern die Vernunft entweder ganz oder
halb erstickt habe, und daſs sie auf Erge¬
benheit der zahlreichsten Volksklasse, des
gemeinen Mannes, sicher rechnen dürfe,
trotzte sie auf ihre unverletzbaren Rechte.
So kehrte man schlau die Waffen der Auf¬
klärung gegen sie selbst; denn war es nicht
unser Jahrhundert, das die Heiligkeit der
Rechte in das hellste Licht gesetzt hat?
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/463>, abgerufen am 18.05.2024.
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