Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

chen wo wir können, und wälzen uns
durch eine Welt, die uns fremd bleibt, bis
der Zufall hier oder dort ein Wesen er¬
scheinen lässt, an dessen innerem Gehalt
der lechzende Wanderer sich erlaben kann.
Dass solche Erscheinungen fast überall mög¬
lich sind, wird man ohne die auffallendste
Einseitigkeit nicht läugnen wollen; dass aber
mehr als Glück dazu gehört, sie gleichsam im
Fluge zu treffen, indem wir schnell vorüber
eilen, das, dünkt mich, versteht sich von
selbst. Trift man sie aber nicht an, so sind
dergleichen Verzerrungen, wie ich sie hier
geschildert habe, willkommner als die ganz
alltäglichen, platten Geschöpfe, die keine
Prise geben, weil ihnen sogar alles fehlte,
was des Verschraubens fähig war. In Löwen
machten wir keine Bekanntschaft; ich muss
mich daher bei meinen Bemerkungen ziemlich
auf das Aussere und Leblose einschränken.

chen wo wir können, und wälzen uns
durch eine Welt, die uns fremd bleibt, bis
der Zufall hier oder dort ein Wesen er¬
scheinen läſst, an dessen innerem Gehalt
der lechzende Wanderer sich erlaben kann.
Daſs solche Erscheinungen fast überall mög¬
lich sind, wird man ohne die auffallendste
Einseitigkeit nicht läugnen wollen; daſs aber
mehr als Glück dazu gehört, sie gleichsam im
Fluge zu treffen, indem wir schnell vorüber
eilen, das, dünkt mich, versteht sich von
selbst. Trift man sie aber nicht an, so sind
dergleichen Verzerrungen, wie ich sie hier
geschildert habe, willkommner als die ganz
alltäglichen, platten Geschöpfe, die keine
Prise geben, weil ihnen sogar alles fehlte,
was des Verschraubens fähig war. In Löwen
machten wir keine Bekanntschaft; ich muſs
mich daher bei meinen Bemerkungen ziemlich
auf das Auſsere und Leblose einschränken.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0452" n="440"/>
chen wo wir können, und wälzen uns<lb/>
durch eine Welt, die uns fremd bleibt, bis<lb/>
der Zufall hier oder dort ein Wesen er¬<lb/>
scheinen lä&#x017F;st, an dessen innerem Gehalt<lb/>
der lechzende Wanderer sich erlaben kann.<lb/>
Da&#x017F;s solche Erscheinungen fast überall mög¬<lb/>
lich sind, wird man ohne die auffallendste<lb/>
Einseitigkeit nicht läugnen wollen; da&#x017F;s aber<lb/>
mehr als Glück dazu gehört, sie gleichsam im<lb/>
Fluge zu treffen, indem wir schnell vorüber<lb/>
eilen, das, dünkt mich, versteht sich von<lb/>
selbst. Trift man sie aber nicht an, so sind<lb/>
dergleichen Verzerrungen, wie ich sie hier<lb/>
geschildert habe, willkommner als die ganz<lb/>
alltäglichen, platten Geschöpfe, die keine<lb/>
Prise geben, weil ihnen sogar alles fehlte,<lb/>
was des Verschraubens fähig war. In Löwen<lb/>
machten wir keine Bekanntschaft; ich mu&#x017F;s<lb/>
mich daher bei meinen Bemerkungen ziemlich<lb/>
auf das Au&#x017F;sere und Leblose einschränken.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[440/0452] chen wo wir können, und wälzen uns durch eine Welt, die uns fremd bleibt, bis der Zufall hier oder dort ein Wesen er¬ scheinen läſst, an dessen innerem Gehalt der lechzende Wanderer sich erlaben kann. Daſs solche Erscheinungen fast überall mög¬ lich sind, wird man ohne die auffallendste Einseitigkeit nicht läugnen wollen; daſs aber mehr als Glück dazu gehört, sie gleichsam im Fluge zu treffen, indem wir schnell vorüber eilen, das, dünkt mich, versteht sich von selbst. Trift man sie aber nicht an, so sind dergleichen Verzerrungen, wie ich sie hier geschildert habe, willkommner als die ganz alltäglichen, platten Geschöpfe, die keine Prise geben, weil ihnen sogar alles fehlte, was des Verschraubens fähig war. In Löwen machten wir keine Bekanntschaft; ich muſs mich daher bei meinen Bemerkungen ziemlich auf das Auſsere und Leblose einschränken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/452
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/452>, abgerufen am 17.05.2024.