Fürsten das Gefühl, womit ich da vor dem Stuhle stand. Die Geschichte der letzten Jahrhunderte war so eben vor meinem Ge¬ dächtnisse vorübergegangen. Was man in Wien, in Regenspurg und in Wetzlar für ganz verschiedene Vorstellungen von den wesentlichen Bestandtheilen der Reichsver¬ fassung hegt; wie allmälig die Kaiserwürde durch alle Metamorphosen, bis zu ihrer jetzigen Form, wo ihr nur der Schatten ehemaliger Herrschermacht geblieben ist, sich hat einschränken lassen; wie die zahlreichen, freien Stände, jetzt unter der unwidersteh¬ lichen Uebermacht von wenigen Allesver¬ mögenden aus ihrer Mitte, nur noch am Namen der Freiheit sich begnügen, und den gesetzgebenden Willen dieser Wenigen gut¬ heissen müssen: dies Alles erfüllte mich mit der niederschlagenden Ueberzeugung, wie wenig Willkührliches in den Schicksalen
Fürsten das Gefühl, womit ich da vor dem Stuhle stand. Die Geschichte der letzten Jahrhunderte war so eben vor meinem Ge¬ dächtnisse vorübergegangen. Was man in Wien, in Regenspurg und in Wetzlar für ganz verschiedene Vorstellungen von den wesentlichen Bestandtheilen der Reichsver¬ fassung hegt; wie allmälig die Kaiserwürde durch alle Metamorphosen, bis zu ihrer jetzigen Form, wo ihr nur der Schatten ehemaliger Herrschermacht geblieben ist, sich hat einschränken lassen; wie die zahlreichen, freien Stände, jetzt unter der unwidersteh¬ lichen Uebermacht von wenigen Allesver¬ mögenden aus ihrer Mitte, nur noch am Namen der Freiheit sich begnügen, und den gesetzgebenden Willen dieser Wenigen gut¬ heiſsen müssen: dies Alles erfüllte mich mit der niederschlagenden Ueberzeugung, wie wenig Willkührliches in den Schicksalen
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Fürsten das Gefühl, womit ich da vor dem
Stuhle stand. Die Geschichte der letzten
Jahrhunderte war so eben vor meinem Ge¬
dächtnisse vorübergegangen. Was man in
Wien, in Regenspurg und in Wetzlar für
ganz verschiedene Vorstellungen von den
wesentlichen Bestandtheilen der Reichsver¬
fassung hegt; wie allmälig die Kaiserwürde
durch alle Metamorphosen, bis zu ihrer
jetzigen Form, wo ihr nur der Schatten
ehemaliger Herrschermacht geblieben ist, sich
hat einschränken lassen; wie die zahlreichen,
freien Stände, jetzt unter der unwidersteh¬
lichen Uebermacht von wenigen Allesver¬
mögenden aus ihrer Mitte, nur noch am
Namen der Freiheit sich begnügen, und den
gesetzgebenden Willen dieser Wenigen gut¬
heiſsen müssen: dies Alles erfüllte mich mit
der niederschlagenden Ueberzeugung, wie
wenig Willkührliches in den Schicksalen
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/334>, abgerufen am 09.05.2024.
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