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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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meistergericht, welches zum Theil aus dieser
Zunft besteht, zwingt unter andern jeden
Webermeister, sich auf vier Weberstühle
und eben so viele Gesellen einzuschränken.
Bei dieser Einrichtung wird es dem Fabri¬
kanten unmöglich, nur den redlichen, fleissi¬
gen und geschickten Arbeiter zu beschäfti¬
gen; er sieht sich gezwungen, da er ausser
den Ringmauern der Stadt nicht weben las¬
sen darf, auch unter die Nachlässigen, Un¬
wissenden und Gewissenlosen Wolle zu
vertheilen, und da diese zugleich bei weitem
die zahlreichsten sind, grösstentheils nur
schlechte Waare zu liefern. Eben diesem
Zunftzwange, welcher auch das Weber-
und Schererhandwerk trennt, und den Pro¬
testanten, die doch den grössten Theil der
Tuchfabrikanten ausmachen, dabei weniger
Nachsicht als den Katholiken gestattet, ist
die Enstehung der sogenannten Kauftücher,

meistergericht, welches zum Theil aus dieser
Zunft besteht, zwingt unter andern jeden
Webermeister, sich auf vier Weberstühle
und eben so viele Gesellen einzuschränken.
Bei dieser Einrichtung wird es dem Fabri¬
kanten unmöglich, nur den redlichen, fleiſsi¬
gen und geschickten Arbeiter zu beschäfti¬
gen; er sieht sich gezwungen, da er auſser
den Ringmauern der Stadt nicht weben las¬
sen darf, auch unter die Nachlässigen, Un¬
wissenden und Gewissenlosen Wolle zu
vertheilen, und da diese zugleich bei weitem
die zahlreichsten sind, gröſstentheils nur
schlechte Waare zu liefern. Eben diesem
Zunftzwange, welcher auch das Weber-
und Schererhandwerk trennt, und den Pro¬
testanten, die doch den gröſsten Theil der
Tuchfabrikanten ausmachen, dabei weniger
Nachsicht als den Katholiken gestattet, ist
die Enstehung der sogenannten Kauftücher,

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[274/0286] meistergericht, welches zum Theil aus dieser Zunft besteht, zwingt unter andern jeden Webermeister, sich auf vier Weberstühle und eben so viele Gesellen einzuschränken. Bei dieser Einrichtung wird es dem Fabri¬ kanten unmöglich, nur den redlichen, fleiſsi¬ gen und geschickten Arbeiter zu beschäfti¬ gen; er sieht sich gezwungen, da er auſser den Ringmauern der Stadt nicht weben las¬ sen darf, auch unter die Nachlässigen, Un¬ wissenden und Gewissenlosen Wolle zu vertheilen, und da diese zugleich bei weitem die zahlreichsten sind, gröſstentheils nur schlechte Waare zu liefern. Eben diesem Zunftzwange, welcher auch das Weber- und Schererhandwerk trennt, und den Pro¬ testanten, die doch den gröſsten Theil der Tuchfabrikanten ausmachen, dabei weniger Nachsicht als den Katholiken gestattet, ist die Enstehung der sogenannten Kauftücher,

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/286>, abgerufen am 22.11.2024.