meistergericht, welches zum Theil aus dieser Zunft besteht, zwingt unter andern jeden Webermeister, sich auf vier Weberstühle und eben so viele Gesellen einzuschränken. Bei dieser Einrichtung wird es dem Fabri¬ kanten unmöglich, nur den redlichen, fleissi¬ gen und geschickten Arbeiter zu beschäfti¬ gen; er sieht sich gezwungen, da er ausser den Ringmauern der Stadt nicht weben las¬ sen darf, auch unter die Nachlässigen, Un¬ wissenden und Gewissenlosen Wolle zu vertheilen, und da diese zugleich bei weitem die zahlreichsten sind, grösstentheils nur schlechte Waare zu liefern. Eben diesem Zunftzwange, welcher auch das Weber- und Schererhandwerk trennt, und den Pro¬ testanten, die doch den grössten Theil der Tuchfabrikanten ausmachen, dabei weniger Nachsicht als den Katholiken gestattet, ist die Enstehung der sogenannten Kauftücher,
meistergericht, welches zum Theil aus dieser Zunft besteht, zwingt unter andern jeden Webermeister, sich auf vier Weberstühle und eben so viele Gesellen einzuschränken. Bei dieser Einrichtung wird es dem Fabri¬ kanten unmöglich, nur den redlichen, fleiſsi¬ gen und geschickten Arbeiter zu beschäfti¬ gen; er sieht sich gezwungen, da er auſser den Ringmauern der Stadt nicht weben las¬ sen darf, auch unter die Nachlässigen, Un¬ wissenden und Gewissenlosen Wolle zu vertheilen, und da diese zugleich bei weitem die zahlreichsten sind, gröſstentheils nur schlechte Waare zu liefern. Eben diesem Zunftzwange, welcher auch das Weber- und Schererhandwerk trennt, und den Pro¬ testanten, die doch den gröſsten Theil der Tuchfabrikanten ausmachen, dabei weniger Nachsicht als den Katholiken gestattet, ist die Enstehung der sogenannten Kauftücher,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0286"n="274"/>
meistergericht, welches zum Theil aus dieser<lb/>
Zunft besteht, zwingt unter andern jeden<lb/>
Webermeister, sich auf vier Weberstühle<lb/>
und eben so viele Gesellen einzuschränken.<lb/>
Bei dieser Einrichtung wird es dem Fabri¬<lb/>
kanten unmöglich, nur den redlichen, fleiſsi¬<lb/>
gen und geschickten Arbeiter zu beschäfti¬<lb/>
gen; er sieht sich gezwungen, da er auſser<lb/>
den Ringmauern der Stadt nicht weben las¬<lb/>
sen darf, auch unter die Nachlässigen, Un¬<lb/>
wissenden und Gewissenlosen Wolle zu<lb/>
vertheilen, und da diese zugleich bei weitem<lb/>
die zahlreichsten sind, gröſstentheils nur<lb/>
schlechte Waare zu liefern. Eben diesem<lb/>
Zunftzwange, welcher auch das Weber-<lb/>
und Schererhandwerk trennt, und den Pro¬<lb/>
testanten, die doch den gröſsten Theil der<lb/>
Tuchfabrikanten ausmachen, dabei weniger<lb/>
Nachsicht als den Katholiken gestattet, ist<lb/>
die Enstehung der sogenannten Kauftücher,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[274/0286]
meistergericht, welches zum Theil aus dieser
Zunft besteht, zwingt unter andern jeden
Webermeister, sich auf vier Weberstühle
und eben so viele Gesellen einzuschränken.
Bei dieser Einrichtung wird es dem Fabri¬
kanten unmöglich, nur den redlichen, fleiſsi¬
gen und geschickten Arbeiter zu beschäfti¬
gen; er sieht sich gezwungen, da er auſser
den Ringmauern der Stadt nicht weben las¬
sen darf, auch unter die Nachlässigen, Un¬
wissenden und Gewissenlosen Wolle zu
vertheilen, und da diese zugleich bei weitem
die zahlreichsten sind, gröſstentheils nur
schlechte Waare zu liefern. Eben diesem
Zunftzwange, welcher auch das Weber-
und Schererhandwerk trennt, und den Pro¬
testanten, die doch den gröſsten Theil der
Tuchfabrikanten ausmachen, dabei weniger
Nachsicht als den Katholiken gestattet, ist
die Enstehung der sogenannten Kauftücher,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/286>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.