Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

tergestalten sind; in diesen Engeln erblick'
ich sie zum erstenmal. Ich hatte nicht ge¬
glaubt, dass es möglich wäre, die Wunder
des Empyräums mit sinnlicher Form zu be¬
gaben, Engelreinheit gepaart mit dem milden
Feuer der seligen Geister, die einander
durchdringen, und mit dem ewigen Reize der
Heiterkeit, in göttlicher Jünglings- und Gra¬
ziengestalt hinzuzaubern. O Guido, süsser
Schwärmer, wie verführerisch wird durch
deine Phantasie die Schwärmerei! Alles in
diesem Gemälde ist Magie, und magisch
ergreift es das Gefühl; die zarte Richtig¬
keit der Zeichnung; die Stellung der Ma¬
donna; die Form der Gruppe; die holde
Anmuth des ganzen Gedichtes; die Pracht
und Zierlichkeit der ätherischen Gewänder,
und ich wage es zu behaupten, sogar die
blendende Gluth der Farben, die eine Licht¬
welt versinnlichen, nach welcher unser blö¬

Q 4

tergestalten sind; in diesen Engeln erblick’
ich sie zum erstenmal. Ich hatte nicht ge¬
glaubt, daſs es möglich wäre, die Wunder
des Empyräums mit sinnlicher Form zu be¬
gaben, Engelreinheit gepaart mit dem milden
Feuer der seligen Geister, die einander
durchdringen, und mit dem ewigen Reize der
Heiterkeit, in göttlicher Jünglings- und Gra¬
ziengestalt hinzuzaubern. O Guido, süſser
Schwärmer, wie verführerisch wird durch
deine Phantasie die Schwärmerei! Alles in
diesem Gemälde ist Magie, und magisch
ergreift es das Gefühl; die zarte Richtig¬
keit der Zeichnung; die Stellung der Ma¬
donna; die Form der Gruppe; die holde
Anmuth des ganzen Gedichtes; die Pracht
und Zierlichkeit der ätherischen Gewänder,
und ich wage es zu behaupten, sogar die
blendende Gluth der Farben, die eine Licht¬
welt versinnlichen, nach welcher unser blö¬

Q 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0259" n="247"/>
tergestalten sind; in diesen Engeln erblick&#x2019;<lb/>
ich sie zum erstenmal. Ich hatte nicht ge¬<lb/>
glaubt, da&#x017F;s es möglich wäre, die Wunder<lb/>
des Empyräums mit sinnlicher Form zu be¬<lb/>
gaben, Engelreinheit gepaart mit dem milden<lb/>
Feuer der seligen Geister, die einander<lb/>
durchdringen, und mit dem ewigen Reize der<lb/>
Heiterkeit, in göttlicher Jünglings- und Gra¬<lb/>
ziengestalt hinzuzaubern. O <hi rendition="#i">Guido</hi>, sü&#x017F;ser<lb/>
Schwärmer, wie verführerisch wird durch<lb/>
deine Phantasie die Schwärmerei! Alles in<lb/>
diesem Gemälde ist Magie, und magisch<lb/>
ergreift es das Gefühl; die zarte Richtig¬<lb/>
keit der Zeichnung; die Stellung der Ma¬<lb/>
donna; die Form der Gruppe; die holde<lb/>
Anmuth des ganzen Gedichtes; die Pracht<lb/>
und Zierlichkeit der ätherischen Gewänder,<lb/>
und ich wage es zu behaupten, sogar die<lb/>
blendende Gluth der Farben, die eine Licht¬<lb/>
welt versinnlichen, nach welcher unser blö¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 4<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0259] tergestalten sind; in diesen Engeln erblick’ ich sie zum erstenmal. Ich hatte nicht ge¬ glaubt, daſs es möglich wäre, die Wunder des Empyräums mit sinnlicher Form zu be¬ gaben, Engelreinheit gepaart mit dem milden Feuer der seligen Geister, die einander durchdringen, und mit dem ewigen Reize der Heiterkeit, in göttlicher Jünglings- und Gra¬ ziengestalt hinzuzaubern. O Guido, süſser Schwärmer, wie verführerisch wird durch deine Phantasie die Schwärmerei! Alles in diesem Gemälde ist Magie, und magisch ergreift es das Gefühl; die zarte Richtig¬ keit der Zeichnung; die Stellung der Ma¬ donna; die Form der Gruppe; die holde Anmuth des ganzen Gedichtes; die Pracht und Zierlichkeit der ätherischen Gewänder, und ich wage es zu behaupten, sogar die blendende Gluth der Farben, die eine Licht¬ welt versinnlichen, nach welcher unser blö¬ Q 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/259
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/259>, abgerufen am 09.05.2024.