Johannes das Sinnbild des Glaubens, den Kelch mit der Schlange, Jacobus den Pilger¬ stab, die oben knieende Apollonia eine Kneipzange, St. Stephan einen Stein, Lau¬ rentius seinen Rost, Andreas sein Kreuz, u. s. f. Der heilige Augustin paradirt im Vordergrunde im prächtigsten Bischofsornat, mit dem Krummstab in der Hand. So weit ist alles unter der Kritik. Allein einzeln betrachtet sind die Köpfe und die Figuren meisterhaft gearbeitet. In allem was von Rubens in dieser Sammlung hängt, finde ich nirgends eine so richtige Akademie als Crayer's bis zum Gürtel entkleideten Andreas. Dem heiligen Lorenz hat er einen sehr schönen jugendlichen Kopf zugetheilt; Augustin aber, ich weiß nicht ob mit oder ohne Absicht des Künstlers, ist ein ächter Pfaffe. Das Kolorit sowohl als die Stellung und Organi¬ sirung der Gruppen, und die Behandlungsart
Johannes das Sinnbild des Glaubens, den Kelch mit der Schlange, Jacobus den Pilger¬ stab, die oben knieende Apollonia eine Kneipzange, St. Stephan einen Stein, Lau¬ rentius seinen Rost, Andreas sein Kreuz, u. s. f. Der heilige Augustin paradirt im Vordergrunde im prächtigsten Bischofsornat, mit dem Krummstab in der Hand. So weit ist alles unter der Kritik. Allein einzeln betrachtet sind die Köpfe und die Figuren meisterhaft gearbeitet. In allem was von Rubens in dieser Sammlung hängt, finde ich nirgends eine so richtige Akademie als Crayer’s bis zum Gürtel entkleideten Andreas. Dem heiligen Lorenz hat er einen sehr schönen jugendlichen Kopf zugetheilt; Augustin aber, ich weiß nicht ob mit oder ohne Absicht des Künstlers, ist ein ächter Pfaffe. Das Kolorit sowohl als die Stellung und Organi¬ sirung der Gruppen, und die Behandlungsart
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0203"n="191"/>
Johannes das Sinnbild des Glaubens, den<lb/>
Kelch mit der Schlange, Jacobus den Pilger¬<lb/>
stab, die oben knieende Apollonia eine<lb/>
Kneipzange, St. Stephan einen Stein, Lau¬<lb/>
rentius seinen Rost, Andreas sein Kreuz,<lb/>
u. s. f. Der heilige Augustin paradirt im<lb/>
Vordergrunde im prächtigsten Bischofsornat,<lb/>
mit dem Krummstab in der Hand. So weit<lb/>
ist alles unter der Kritik. Allein einzeln<lb/>
betrachtet sind die Köpfe und die Figuren<lb/>
meisterhaft gearbeitet. In allem was von<lb/><hirendition="#i">Rubens</hi> in dieser Sammlung hängt, finde ich<lb/>
nirgends eine so richtige Akademie als <hirendition="#i">Crayer’s</hi><lb/>
bis zum Gürtel entkleideten Andreas. Dem<lb/>
heiligen Lorenz hat er einen sehr schönen<lb/>
jugendlichen Kopf zugetheilt; Augustin aber,<lb/>
ich weiß nicht ob mit oder ohne Absicht<lb/>
des Künstlers, ist ein ächter Pfaffe. Das<lb/>
Kolorit sowohl als die Stellung und Organi¬<lb/>
sirung der Gruppen, und die Behandlungsart<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[191/0203]
Johannes das Sinnbild des Glaubens, den
Kelch mit der Schlange, Jacobus den Pilger¬
stab, die oben knieende Apollonia eine
Kneipzange, St. Stephan einen Stein, Lau¬
rentius seinen Rost, Andreas sein Kreuz,
u. s. f. Der heilige Augustin paradirt im
Vordergrunde im prächtigsten Bischofsornat,
mit dem Krummstab in der Hand. So weit
ist alles unter der Kritik. Allein einzeln
betrachtet sind die Köpfe und die Figuren
meisterhaft gearbeitet. In allem was von
Rubens in dieser Sammlung hängt, finde ich
nirgends eine so richtige Akademie als Crayer’s
bis zum Gürtel entkleideten Andreas. Dem
heiligen Lorenz hat er einen sehr schönen
jugendlichen Kopf zugetheilt; Augustin aber,
ich weiß nicht ob mit oder ohne Absicht
des Künstlers, ist ein ächter Pfaffe. Das
Kolorit sowohl als die Stellung und Organi¬
sirung der Gruppen, und die Behandlungsart
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/203>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.