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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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wirken muss, je geduldiger und treffender
sie die Natur in ihrer ganzen Scheusslichkeit
kopirt. Teniers flüchtiger Pinsel hascht nur
die wesentlichsten Züge, setzt Zeichen an
die Stelle des Wirklichen, bringt mit dem
wenigsten Aufwand von Zeit und von Far¬
be den Effekt heraus, und überlässt es dann
der Einbildungskraft des Zuschauers, die
Details sich selbst auszumalen. Wer also
nicht gerade an dem Schmutzigsten seiner
ganzen niedrigkomischen Compositionen be¬
sonderes Wohlgefallen hat, wird dieses über¬
gehen; da es hingegen in Douw's Gemälde
so in die Augen springt, dass man ihm un¬
möglich entrinnen kann. Hat man indess
nur Eins von Teniers Baurengelagen gese¬
hen, so kennt man sie alle; sie sind nur
in dem geringeren oder vollkommneren Gra¬
de der Ausführung verschieden.

Dasselbe gilt auch von Schalkens berühm

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wirken muſs, je geduldiger und treffender
sie die Natur in ihrer ganzen Scheuſslichkeit
kopirt. Teniers flüchtiger Pinsel hascht nur
die wesentlichsten Züge, setzt Zeichen an
die Stelle des Wirklichen, bringt mit dem
wenigsten Aufwand von Zeit und von Far¬
be den Effekt heraus, und überläſst es dann
der Einbildungskraft des Zuschauers, die
Details sich selbst auszumalen. Wer also
nicht gerade an dem Schmutzigsten seiner
ganzen niedrigkomischen Compositionen be¬
sonderes Wohlgefallen hat, wird dieses über¬
gehen; da es hingegen in Douw's Gemälde
so in die Augen springt, daſs man ihm un¬
möglich entrinnen kann. Hat man indeſs
nur Eins von Teniers Baurengelagen gese¬
hen, so kennt man sie alle; sie sind nur
in dem geringeren oder vollkommneren Gra¬
de der Ausführung verschieden.

Dasselbe gilt auch von Schalkens berühm

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[185/0197] wirken muſs, je geduldiger und treffender sie die Natur in ihrer ganzen Scheuſslichkeit kopirt. Teniers flüchtiger Pinsel hascht nur die wesentlichsten Züge, setzt Zeichen an die Stelle des Wirklichen, bringt mit dem wenigsten Aufwand von Zeit und von Far¬ be den Effekt heraus, und überläſst es dann der Einbildungskraft des Zuschauers, die Details sich selbst auszumalen. Wer also nicht gerade an dem Schmutzigsten seiner ganzen niedrigkomischen Compositionen be¬ sonderes Wohlgefallen hat, wird dieses über¬ gehen; da es hingegen in Douw's Gemälde so in die Augen springt, daſs man ihm un¬ möglich entrinnen kann. Hat man indeſs nur Eins von Teniers Baurengelagen gese¬ hen, so kennt man sie alle; sie sind nur in dem geringeren oder vollkommneren Gra¬ de der Ausführung verschieden. Dasselbe gilt auch von Schalkens berühm M 5

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/197>, abgerufen am 04.05.2024.