mälde zuschreibt, dessen Genie den Himmel und die Hölle, das letzte Gericht über die unzähligen Myriaden des wiedererstandenen Menschengeschlechts, die Seligkeit der From¬ men und die Pein der Verdammten in ein ungeheures Bild zu fassen und dem Auge sichtbar zu machen wagt! Gross nenne ich es allerdings, so etwas mit dem Pinsel in der Hand zu unternehmen, diesem Chaos von Gestalten, wie sie mannichfaltig ver¬ schlungen in der Phantasie des Künstlers ruhten, Daseyn auf der Leinwand zu geben, so umfassend in die heterogensten Gegen¬ stände die bindende Einheit zu bringen, und das Weltall mit wenigen Zügen zu erschöp¬ fen. Dessen ungeachtet wende ich meine Au¬ gen mit Schauder und Ekel hinweg von einer Darstellung, worin das Wahre, das der Na¬ tur so treulich Nachkopirte, nur dazu dient, ein Meisterstück in der Gattung des Ab¬
mälde zuschreibt, dessen Genie den Himmel und die Hölle, das letzte Gericht über die unzähligen Myriaden des wiedererstandenen Menschengeschlechts, die Seligkeit der From¬ men und die Pein der Verdammten in ein ungeheures Bild zu fassen und dem Auge sichtbar zu machen wagt! Groſs nenne ich es allerdings, so etwas mit dem Pinsel in der Hand zu unternehmen, diesem Chaos von Gestalten, wie sie mannichfaltig ver¬ schlungen in der Phantasie des Künstlers ruhten, Daseyn auf der Leinwand zu geben, so umfassend in die heterogensten Gegen¬ stände die bindende Einheit zu bringen, und das Weltall mit wenigen Zügen zu erschöp¬ fen. Dessen ungeachtet wende ich meine Au¬ gen mit Schauder und Ekel hinweg von einer Darstellung, worin das Wahre, das der Na¬ tur so treulich Nachkopirte, nur dazu dient, ein Meisterstück in der Gattung des Ab¬
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mälde zuschreibt, dessen Genie den Himmel
und die Hölle, das letzte Gericht über die
unzähligen Myriaden des wiedererstandenen
Menschengeschlechts, die Seligkeit der From¬
men und die Pein der Verdammten in ein
ungeheures Bild zu fassen und dem Auge
sichtbar zu machen wagt! Groſs nenne ich
es allerdings, so etwas mit dem Pinsel in
der Hand zu unternehmen, diesem Chaos
von Gestalten, wie sie mannichfaltig ver¬
schlungen in der Phantasie des Künstlers
ruhten, Daseyn auf der Leinwand zu geben,
so umfassend in die heterogensten Gegen¬
stände die bindende Einheit zu bringen, und
das Weltall mit wenigen Zügen zu erschöp¬
fen. Dessen ungeachtet wende ich meine Au¬
gen mit Schauder und Ekel hinweg von einer
Darstellung, worin das Wahre, das der Na¬
tur so treulich Nachkopirte, nur dazu dient,
ein Meisterstück in der Gattung des Ab¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/142>, abgerufen am 21.11.2024.
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