Das finstre, traurige Kölln haben wir recht gern verlassen. Wie wenig stimmt das In¬ nere dieser weitläuftigen, aber halb entvöl¬ kerten Stadt mit dem vielversprechenden Anblick von der Flussseite überein! Unter allen Städten am Rhein liegt keine so üppig hingegossen, so mit unzähligen Thürmen prangend da. Man nennt sowohl dieser Thürme, als überhaupt der Gotteshäuser und Altäre, eine so ungeheure Zahl, dass sie meinen Glauben übersteigt. Gleichwohl ist neben so vielen kein Plätzchen übrig, wo die Christen, die den Pabst nicht anerken¬ nen, ihre Andacht frei verrichten dürften. Der Magistrat, der den Protestanten bereits die freie Religionsübung innerhalb der Ring¬ mauern bewilligt hatte, musste seine Erlaub¬ niss kürzlich wieder zurücknehmen, weil
V.
Düsseldorf.
Das finstre, traurige Kölln haben wir recht gern verlassen. Wie wenig stimmt das In¬ nere dieser weitläuftigen, aber halb entvöl¬ kerten Stadt mit dem vielversprechenden Anblick von der Fluſsseite überein! Unter allen Städten am Rhein liegt keine so üppig hingegossen, so mit unzähligen Thürmen prangend da. Man nennt sowohl dieser Thürme, als überhaupt der Gotteshäuser und Altäre, eine so ungeheure Zahl, daſs sie meinen Glauben übersteigt. Gleichwohl ist neben so vielen kein Plätzchen übrig, wo die Christen, die den Pabst nicht anerken¬ nen, ihre Andacht frei verrichten dürften. Der Magistrat, der den Protestanten bereits die freie Religionsübung innerhalb der Ring¬ mauern bewilligt hatte, muſste seine Erlaub¬ niſs kürzlich wieder zurücknehmen, weil
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V.
Düsseldorf.
Das finstre, traurige Kölln haben wir recht
gern verlassen. Wie wenig stimmt das In¬
nere dieser weitläuftigen, aber halb entvöl¬
kerten Stadt mit dem vielversprechenden
Anblick von der Fluſsseite überein! Unter
allen Städten am Rhein liegt keine so üppig
hingegossen, so mit unzähligen Thürmen
prangend da. Man nennt sowohl dieser
Thürme, als überhaupt der Gotteshäuser
und Altäre, eine so ungeheure Zahl, daſs
sie meinen Glauben übersteigt. Gleichwohl
ist neben so vielen kein Plätzchen übrig, wo
die Christen, die den Pabst nicht anerken¬
nen, ihre Andacht frei verrichten dürften.
Der Magistrat, der den Protestanten bereits
die freie Religionsübung innerhalb der Ring¬
mauern bewilligt hatte, muſste seine Erlaub¬
niſs kürzlich wieder zurücknehmen, weil
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/102>, abgerufen am 24.11.2024.
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