Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.gedauert, der Zweck aber war erreicht, denn am andern Morgen stand in allen Zeitungen: "Yesterday took place a splendid evening party at Mr. and Mrs. Faucher, Westbourne Terrace; the Bishop of Oxford was present". Nach diesem Tage wurde Faucher, erdrückt von Verbindlichkeiten, nicht mehr im Bereich seiner von ihm auf vier Wochen gemieteten Prachtwohnung gesehn; er zog vielmehr weit weit fort, in eine ganz andere Himmelsgegend. Das war im Januar achtundfünfzig. Um diese Zeit kamen wir uns wieder näher, denn es rückten jetzt die Tage der Vermählung zwischen Kronprinz Friedrich Wilhelm und Prinzeß Victoria heran. Ich hatte darüber für eine Berliner Zeitung zu berichten und da Faucher vor hatte, sich ebenfalls als "own correspondent" - ich weiß nicht mehr für welch deutsches oder französisches Blatt oder vielleicht auch bloß für seinen Morning Star - zu installieren, so kam er täglich auf die Gesandtschaft, wo wir uns trafen und unsere Hoffnungen oder Befürchtungen austauschten. Alles drehte sich darum, ob es möglich sein würde, Plätze für uns zu beschaffen. Graf Bernstorff, wie immer die Güte selbst, drang schließlich bei dem Hofmarschallamte durch und so bekamen wir unsere "Tickets". Aber hinsichtlich dieser Tickets selbst waltete doch gedauert, der Zweck aber war erreicht, denn am andern Morgen stand in allen Zeitungen: „Yesterday took place a splendid evening party at Mr. and Mrs. Faucher, Westbourne Terrace; the Bishop of Oxford was present“. Nach diesem Tage wurde Faucher, erdrückt von Verbindlichkeiten, nicht mehr im Bereich seiner von ihm auf vier Wochen gemieteten Prachtwohnung gesehn; er zog vielmehr weit weit fort, in eine ganz andere Himmelsgegend. Das war im Januar achtundfünfzig. Um diese Zeit kamen wir uns wieder näher, denn es rückten jetzt die Tage der Vermählung zwischen Kronprinz Friedrich Wilhelm und Prinzeß Victoria heran. Ich hatte darüber für eine Berliner Zeitung zu berichten und da Faucher vor hatte, sich ebenfalls als „own correspondent“ – ich weiß nicht mehr für welch deutsches oder französisches Blatt oder vielleicht auch bloß für seinen Morning Star – zu installieren, so kam er täglich auf die Gesandtschaft, wo wir uns trafen und unsere Hoffnungen oder Befürchtungen austauschten. Alles drehte sich darum, ob es möglich sein würde, Plätze für uns zu beschaffen. Graf Bernstorff, wie immer die Güte selbst, drang schließlich bei dem Hofmarschallamte durch und so bekamen wir unsere „Tickets“. Aber hinsichtlich dieser Tickets selbst waltete doch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0088" n="79"/> gedauert, der Zweck aber war erreicht, denn am andern Morgen stand in allen Zeitungen: <hi rendition="#aq">„Yesterday took place a splendid evening party at Mr. and Mrs. Faucher, Westbourne Terrace; the Bishop of Oxford was present“.</hi> Nach diesem Tage wurde Faucher, erdrückt von Verbindlichkeiten, nicht mehr im Bereich seiner von ihm auf vier Wochen gemieteten Prachtwohnung gesehn; er zog vielmehr weit weit fort, in eine ganz andere Himmelsgegend. Das war im Januar achtundfünfzig.</p><lb/> <p>Um diese Zeit kamen wir uns wieder näher, denn es rückten jetzt die Tage der Vermählung zwischen Kronprinz Friedrich Wilhelm und Prinzeß Victoria heran. Ich hatte darüber für eine Berliner Zeitung zu berichten und da Faucher vor hatte, sich ebenfalls als <hi rendition="#aq">„own correspondent“</hi> – ich weiß nicht mehr für welch deutsches oder französisches Blatt oder vielleicht auch bloß für seinen <hi rendition="#aq">Morning Star</hi> – zu installieren, so kam er täglich auf die Gesandtschaft, wo wir uns trafen und unsere Hoffnungen oder Befürchtungen austauschten. Alles drehte sich darum, ob es möglich sein würde, Plätze für uns zu beschaffen. Graf Bernstorff, wie immer die Güte selbst, drang schließlich bei dem Hofmarschallamte durch und so bekamen wir unsere „Tickets“. Aber hinsichtlich dieser Tickets selbst waltete doch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0088]
gedauert, der Zweck aber war erreicht, denn am andern Morgen stand in allen Zeitungen: „Yesterday took place a splendid evening party at Mr. and Mrs. Faucher, Westbourne Terrace; the Bishop of Oxford was present“. Nach diesem Tage wurde Faucher, erdrückt von Verbindlichkeiten, nicht mehr im Bereich seiner von ihm auf vier Wochen gemieteten Prachtwohnung gesehn; er zog vielmehr weit weit fort, in eine ganz andere Himmelsgegend. Das war im Januar achtundfünfzig.
Um diese Zeit kamen wir uns wieder näher, denn es rückten jetzt die Tage der Vermählung zwischen Kronprinz Friedrich Wilhelm und Prinzeß Victoria heran. Ich hatte darüber für eine Berliner Zeitung zu berichten und da Faucher vor hatte, sich ebenfalls als „own correspondent“ – ich weiß nicht mehr für welch deutsches oder französisches Blatt oder vielleicht auch bloß für seinen Morning Star – zu installieren, so kam er täglich auf die Gesandtschaft, wo wir uns trafen und unsere Hoffnungen oder Befürchtungen austauschten. Alles drehte sich darum, ob es möglich sein würde, Plätze für uns zu beschaffen. Graf Bernstorff, wie immer die Güte selbst, drang schließlich bei dem Hofmarschallamte durch und so bekamen wir unsere „Tickets“. Aber hinsichtlich dieser Tickets selbst waltete doch
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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