der jeden Tag ins Schauspielhaus lief, um dort pro patria zu beraten und bei dem außerdem noch die Möglichkeit einer plötzlichen Verbrüderung mit dem Blousenmann Siegrist nicht ausgeschlossen schien, hatte was Bedrückliches, ganz abgesehn von den nächstliegenden geschäftlichen Unbequemlichkeiten, die mein beständiges "sich auf Urlaub befinden" mit sich brachte.
So kam es denn, daß ich schon im Juni höchst vergnüglich nach Bethanien hin übersiedelte, nur ein ganz klein wenig bedrückt durch die Vorstellung, daß mir vielleicht ein "Singen in einem höheren Ton" dort zugemutet werden könnte. Sonderbarerweise aber hat es sich für mich immer so getroffen, daß ich unter Muckern, Orthodoxen und Pietisten, desgleichen auch unter Adligen von der junkerlichsten Observanz meine angenehmsten Tage verlebt habe. Jedenfalls keine unangenehmen.
der jeden Tag ins Schauspielhaus lief, um dort pro patria zu beraten und bei dem außerdem noch die Möglichkeit einer plötzlichen Verbrüderung mit dem Blousenmann Siegrist nicht ausgeschlossen schien, hatte was Bedrückliches, ganz abgesehn von den nächstliegenden geschäftlichen Unbequemlichkeiten, die mein beständiges „sich auf Urlaub befinden“ mit sich brachte.
So kam es denn, daß ich schon im Juni höchst vergnüglich nach Bethanien hin übersiedelte, nur ein ganz klein wenig bedrückt durch die Vorstellung, daß mir vielleicht ein „Singen in einem höheren Ton“ dort zugemutet werden könnte. Sonderbarerweise aber hat es sich für mich immer so getroffen, daß ich unter Muckern, Orthodoxen und Pietisten, desgleichen auch unter Adligen von der junkerlichsten Observanz meine angenehmsten Tage verlebt habe. Jedenfalls keine unangenehmen.
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der jeden Tag ins Schauspielhaus lief, um dort pro patria zu beraten und bei dem außerdem noch die Möglichkeit einer plötzlichen Verbrüderung mit dem Blousenmann Siegrist nicht ausgeschlossen schien, hatte was Bedrückliches, ganz abgesehn von den nächstliegenden geschäftlichen Unbequemlichkeiten, die mein beständiges „sich auf Urlaub befinden“ mit sich brachte.
So kam es denn, daß ich schon im Juni höchst vergnüglich nach Bethanien hin übersiedelte, nur ein ganz klein wenig bedrückt durch die Vorstellung, daß mir vielleicht ein „Singen in einem höheren Ton“ dort zugemutet werden könnte. Sonderbarerweise aber hat es sich für mich immer so getroffen, daß ich unter Muckern, Orthodoxen und Pietisten, desgleichen auch unter Adligen von der junkerlichsten Observanz meine angenehmsten Tage verlebt habe. Jedenfalls keine unangenehmen.
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/642>, abgerufen am 22.11.2024.
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