Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.Kachelofen, während mir eine innere Stimme zurief: ,Ueberall hin, nur nicht da'. Das rettete mich. Ich trat dem an der Spitze seiner Mannschaften eindringenden Offizier entgegen, empfing einen Säbelhieb über den Kopf und brach halb ohnmächtig zusammen, hörte aber gleich danach noch Schuß auf Schuß, denn alles, was die Büchse in der Hand, sich hinter den Ofen geborgen hatte, wurde niedergeschossen . ." Auf die Weise, wie hier erzählt, sind am achtzehnten März die Meisten zu Tode gekommen, namentlich auch in den Eckhäusern der Friedrichstraße; die Verteidiger retirierten von Treppe zu Treppe bis auf die Böden, versteckten sich da hinter die Rauchfänge, wurden hervorgeholt und niedergemacht. Es fehlte am achtzehnten März so ziemlich an allem, aber was am meisten fehlte, war der Gedanke an eine geordnete Rückzugslinie. Das könnte ja nun heldenhaft erscheinen, aber es war nur grenzenlos naiv. "Ich" so etwa war der Gedankenweg, "schieße oder werfe Steine nach Belieben; die Andern werden dann wohl das Hausrecht respektieren". Ich knüpfe an diese vorstehende Bemerkung gleich noch eine zweite und bemerke des weiteren, daß alles, was ich in diesem Kapitel erzählt habe, bezw. noch Kachelofen, während mir eine innere Stimme zurief: ‚Ueberall hin, nur nicht da‘. Das rettete mich. Ich trat dem an der Spitze seiner Mannschaften eindringenden Offizier entgegen, empfing einen Säbelhieb über den Kopf und brach halb ohnmächtig zusammen, hörte aber gleich danach noch Schuß auf Schuß, denn alles, was die Büchse in der Hand, sich hinter den Ofen geborgen hatte, wurde niedergeschossen . .“ Auf die Weise, wie hier erzählt, sind am achtzehnten März die Meisten zu Tode gekommen, namentlich auch in den Eckhäusern der Friedrichstraße; die Verteidiger retirierten von Treppe zu Treppe bis auf die Böden, versteckten sich da hinter die Rauchfänge, wurden hervorgeholt und niedergemacht. Es fehlte am achtzehnten März so ziemlich an allem, aber was am meisten fehlte, war der Gedanke an eine geordnete Rückzugslinie. Das könnte ja nun heldenhaft erscheinen, aber es war nur grenzenlos naiv. „Ich“ so etwa war der Gedankenweg, „schieße oder werfe Steine nach Belieben; die Andern werden dann wohl das Hausrecht respektieren“. Ich knüpfe an diese vorstehende Bemerkung gleich noch eine zweite und bemerke des weiteren, daß alles, was ich in diesem Kapitel erzählt habe, bezw. noch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0606" n="597"/> Kachelofen, während mir eine innere Stimme zurief: <choice><sic>„</sic><corr>‚</corr></choice>Ueberall hin, nur nicht da<choice><sic>“</sic><corr>‘</corr></choice>. Das rettete mich. Ich trat dem an der Spitze seiner Mannschaften eindringenden Offizier entgegen, empfing einen Säbelhieb über den Kopf und brach halb ohnmächtig zusammen, hörte aber gleich danach noch Schuß auf Schuß, denn alles, was die Büchse in der Hand, sich hinter den Ofen geborgen hatte, wurde niedergeschossen . .“</p><lb/> <p>Auf die Weise, wie hier erzählt, sind am achtzehnten März die Meisten zu Tode gekommen, namentlich auch in den Eckhäusern der Friedrichstraße; die Verteidiger retirierten von Treppe zu Treppe bis auf die Böden, versteckten sich da hinter die Rauchfänge, wurden hervorgeholt <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> niedergemacht. Es fehlte am achtzehnten März so ziemlich an allem, aber was am meisten fehlte, war der Gedanke an eine geordnete Rückzugslinie. Das könnte ja nun heldenhaft erscheinen, aber es war nur grenzenlos naiv. „Ich“ so etwa war der Gedankenweg, „schieße oder werfe Steine nach Belieben; die Andern werden dann wohl das Hausrecht respektieren“.</p><lb/> <p>Ich knüpfe an diese vorstehende Bemerkung gleich noch eine zweite und bemerke des weiteren, daß alles, was ich in diesem Kapitel erzählt habe, bezw. noch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [597/0606]
Kachelofen, während mir eine innere Stimme zurief: ‚Ueberall hin, nur nicht da‘. Das rettete mich. Ich trat dem an der Spitze seiner Mannschaften eindringenden Offizier entgegen, empfing einen Säbelhieb über den Kopf und brach halb ohnmächtig zusammen, hörte aber gleich danach noch Schuß auf Schuß, denn alles, was die Büchse in der Hand, sich hinter den Ofen geborgen hatte, wurde niedergeschossen . .“
Auf die Weise, wie hier erzählt, sind am achtzehnten März die Meisten zu Tode gekommen, namentlich auch in den Eckhäusern der Friedrichstraße; die Verteidiger retirierten von Treppe zu Treppe bis auf die Böden, versteckten sich da hinter die Rauchfänge, wurden hervorgeholt und niedergemacht. Es fehlte am achtzehnten März so ziemlich an allem, aber was am meisten fehlte, war der Gedanke an eine geordnete Rückzugslinie. Das könnte ja nun heldenhaft erscheinen, aber es war nur grenzenlos naiv. „Ich“ so etwa war der Gedankenweg, „schieße oder werfe Steine nach Belieben; die Andern werden dann wohl das Hausrecht respektieren“.
Ich knüpfe an diese vorstehende Bemerkung gleich noch eine zweite und bemerke des weiteren, daß alles, was ich in diesem Kapitel erzählt habe, bezw. noch
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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