Und die schönen Kühe im farbigen Brand, Sie kalben alle zu frühe!
Da hebt vor diesem lärmenden Chor Sich auf dem historischen Bilde Der König hoch im Sattel empor. Laut ruft er ernst und milde:
"Daß ich hier keinen Hasen seh'! Ihr bleibt, nach unserm Satze, Dem alten Suum cuique, Ein jeder auf seinem Platze!
An Malern fehlt's nicht, wie ich seh', Ihr habt hier jedes den seinen: Landschaft und Genre und Porträt, - Und ich - ich habe den meinen!"
Das soll 'mal einer ihm nachmachen! Da können die "Jüngsten" nicht gegen an.
Die Jahre, wo Lepel seine "Lieder aus Rom" schrieb, bildeten seine glücklichste Zeit. Es war von 1844 bis 46. Winter 46 auf 47 nahm er wieder Urlaub - man gab ihn ihm gern, denn man war in seinem Regimente "Franz" stolz auf ihn - und ging, einer Einladung folgend, zum dritten Male nach Rom. Er hing ganz ungemein an Italien und würde, seiner Natur nach, seine Begeisterung für Land und Volk unter allen Umständen bethätigt haben; es muß aber doch auch gesagt werden, daß die Dinge, von Jugend auf, dadurch ganz besonders glücklich für ihn lagen, daß er durch die Verhältnisse zum Rom-
Und die schönen Kühe im farbigen Brand, Sie kalben alle zu frühe!
Da hebt vor diesem lärmenden Chor Sich auf dem historischen Bilde Der König hoch im Sattel empor. Laut ruft er ernst und milde:
„Daß ich hier keinen Hasen seh’! Ihr bleibt, nach unserm Satze, Dem alten Suum cuique, Ein jeder auf seinem Platze!
An Malern fehlt’s nicht, wie ich seh’, Ihr habt hier jedes den seinen: Landschaft und Genre und Porträt, – Und ich – ich habe den meinen!“
Das soll ’mal einer ihm nachmachen! Da können die „Jüngsten“ nicht gegen an.
Die Jahre, wo Lepel seine „Lieder aus Rom“ schrieb, bildeten seine glücklichste Zeit. Es war von 1844 bis 46. Winter 46 auf 47 nahm er wieder Urlaub – man gab ihn ihm gern, denn man war in seinem Regimente „Franz“ stolz auf ihn – und ging, einer Einladung folgend, zum dritten Male nach Rom. Er hing ganz ungemein an Italien und würde, seiner Natur nach, seine Begeisterung für Land und Volk unter allen Umständen bethätigt haben; es muß aber doch auch gesagt werden, daß die Dinge, von Jugend auf, dadurch ganz besonders glücklich für ihn lagen, daß er durch die Verhältnisse zum Rom-
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Und die schönen Kühe im farbigen Brand,
Sie kalben alle zu frühe!
Da hebt vor diesem lärmenden Chor
Sich auf dem historischen Bilde
Der König hoch im Sattel empor.
Laut ruft er ernst und milde:
„Daß ich hier keinen Hasen seh’!
Ihr bleibt, nach unserm Satze,
Dem alten Suum cuique,
Ein jeder auf seinem Platze!
An Malern fehlt’s nicht, wie ich seh’,
Ihr habt hier jedes den seinen:
Landschaft und Genre und Porträt, –
Und ich – ich habe den meinen!“
Das soll ’mal einer ihm nachmachen! Da können die „Jüngsten“ nicht gegen an.
Die Jahre, wo Lepel seine „Lieder aus Rom“ schrieb, bildeten seine glücklichste Zeit. Es war von 1844 bis 46. Winter 46 auf 47 nahm er wieder Urlaub – man gab ihn ihm gern, denn man war in seinem Regimente „Franz“ stolz auf ihn – und ging, einer Einladung folgend, zum dritten Male nach Rom. Er hing ganz ungemein an Italien und würde, seiner Natur nach, seine Begeisterung für Land und Volk unter allen Umständen bethätigt haben; es muß aber doch auch gesagt werden, daß die Dinge, von Jugend auf, dadurch ganz besonders glücklich für ihn lagen, daß er durch die Verhältnisse zum Rom-
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/501>, abgerufen am 04.07.2024.
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