Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.aus der Feder des ostpreußischen Generalsuperintendenten Sartorius stammenden Kreuzzeitungs-Artikel ,Ein Mann ist gestorben' - die pathetischste, die überhaupt vernehmbar wurde. Aus der Hand des Prinzen Karl empfing Schneider einige Wochen später eine von einunddreißig russischen Generaladjutanten, Suite-Offizieren und Flügeladjutanten unterzeichnete Adresse, in welcher diese Herren ihm ihren allerinnigsten und aufrichtigsten Dank für das Bild abstatteten, das er in seinem Blatte von ihrem unvergeßlichen Kaiser entworfen habe ... Wie Schneider dachte die sämtliche Partei der Leute, denen die Partei über das Vaterland, das scheinbare Interesse der Krone über das wahre und dauernde Interesse des Staates ging. In dem Berlin der letzten vierziger und ersten fünfziger Jahre ist es ein öffentliches Geheimnis gewesen, daß die Fraktion, welche sich die ,konservative' nannte, ihre Parole an den Vorabenden wichtiger Entscheidungen fast regelmäßig aus dem russischen Botschaftshotel holte und daß der Herr dieses Hauses, Baron Meyendorff, auf Beamtentum und Gesellschaft der preußischen Hauptstadt seiner Zeit Einflüsse geübt hat, wie russische Minister sie, seit den letzten Tagen der königlichen Republik Polen, in fremden Ländern nicht mehr besessen hatten." So die Schrift: "Berlin und St. Petersburg", aus der Feder des ostpreußischen Generalsuperintendenten Sartorius stammenden Kreuzzeitungs-Artikel ‚Ein Mann ist gestorben‘ – die pathetischste, die überhaupt vernehmbar wurde. Aus der Hand des Prinzen Karl empfing Schneider einige Wochen später eine von einunddreißig russischen Generaladjutanten, Suite-Offizieren und Flügeladjutanten unterzeichnete Adresse, in welcher diese Herren ihm ihren allerinnigsten und aufrichtigsten Dank für das Bild abstatteten, das er in seinem Blatte von ihrem unvergeßlichen Kaiser entworfen habe … Wie Schneider dachte die sämtliche Partei der Leute, denen die Partei über das Vaterland, das scheinbare Interesse der Krone über das wahre und dauernde Interesse des Staates ging. In dem Berlin der letzten vierziger und ersten fünfziger Jahre ist es ein öffentliches Geheimnis gewesen, daß die Fraktion, welche sich die ‚konservative‘ nannte, ihre Parole an den Vorabenden wichtiger Entscheidungen fast regelmäßig aus dem russischen Botschaftshotel holte und daß der Herr dieses Hauses, Baron Meyendorff, auf Beamtentum und Gesellschaft der preußischen Hauptstadt seiner Zeit Einflüsse geübt hat, wie russische Minister sie, seit den letzten Tagen der königlichen Republik Polen, in fremden Ländern nicht mehr besessen hatten.“ So die Schrift: „Berlin und St. Petersburg“, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0424" n="415"/> aus der Feder des ostpreußischen Generalsuperintendenten Sartorius stammenden Kreuzzeitungs-Artikel <choice><sic>„Ein Mann ist gestorben“</sic><corr>‚Ein Mann ist gestorben‘</corr></choice> – die pathetischste, die überhaupt vernehmbar wurde. Aus der Hand des Prinzen Karl empfing Schneider einige Wochen später eine von einunddreißig russischen Generaladjutanten, Suite-Offizieren und Flügeladjutanten unterzeichnete Adresse, in welcher diese Herren ihm ihren allerinnigsten und aufrichtigsten Dank für das Bild abstatteten, das er in seinem Blatte von ihrem unvergeßlichen Kaiser entworfen habe … Wie Schneider dachte die sämtliche Partei der Leute, denen die Partei über das Vaterland, das scheinbare Interesse der Krone über das wahre und dauernde Interesse des Staates ging. In dem Berlin der letzten vierziger und ersten fünfziger Jahre ist es ein öffentliches Geheimnis gewesen, daß die Fraktion, welche sich die <choice><sic>„konservative“</sic><corr>‚konservative‘</corr></choice> nannte, ihre Parole an den Vorabenden wichtiger Entscheidungen fast regelmäßig aus dem russischen Botschaftshotel holte und daß der Herr dieses Hauses, Baron Meyendorff, auf Beamtentum und Gesellschaft der preußischen Hauptstadt seiner Zeit Einflüsse geübt hat, wie russische Minister sie, seit den letzten Tagen der königlichen Republik Polen, in fremden Ländern nicht mehr besessen hatten.“</p><lb/> <p>So die Schrift: „Berlin und St. Petersburg“,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [415/0424]
aus der Feder des ostpreußischen Generalsuperintendenten Sartorius stammenden Kreuzzeitungs-Artikel ‚Ein Mann ist gestorben‘ – die pathetischste, die überhaupt vernehmbar wurde. Aus der Hand des Prinzen Karl empfing Schneider einige Wochen später eine von einunddreißig russischen Generaladjutanten, Suite-Offizieren und Flügeladjutanten unterzeichnete Adresse, in welcher diese Herren ihm ihren allerinnigsten und aufrichtigsten Dank für das Bild abstatteten, das er in seinem Blatte von ihrem unvergeßlichen Kaiser entworfen habe … Wie Schneider dachte die sämtliche Partei der Leute, denen die Partei über das Vaterland, das scheinbare Interesse der Krone über das wahre und dauernde Interesse des Staates ging. In dem Berlin der letzten vierziger und ersten fünfziger Jahre ist es ein öffentliches Geheimnis gewesen, daß die Fraktion, welche sich die ‚konservative‘ nannte, ihre Parole an den Vorabenden wichtiger Entscheidungen fast regelmäßig aus dem russischen Botschaftshotel holte und daß der Herr dieses Hauses, Baron Meyendorff, auf Beamtentum und Gesellschaft der preußischen Hauptstadt seiner Zeit Einflüsse geübt hat, wie russische Minister sie, seit den letzten Tagen der königlichen Republik Polen, in fremden Ländern nicht mehr besessen hatten.“
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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