lesungen unsrem großen Armee-Kommandierenden, unsrem Scherenberg zu teil wurde. Daß dieser von dem Tag an, wo sein "Ligny" zur Kenntnis des Königs kam, durch ein Menschenalter hin, Sorgen entrückt, seiner Dichtung und seiner Philosophie leben konnte, war zunächst ausschließlich Schneiders Verdienst. Allerdings kamen die später unserem Tunneldichter zu teil werdenden direkten Hilfen von anderer Seite her, aber der, der den Boden für all dies kommende Gute vorbereitet hatte, das war und blieb doch Schneider. Er hatte ganz allmählich bei Hofe den Glauben entstehen lassen: "Hier haben wir endlich ein großes Talent, einen richtigen patriotischen Dichter" und erst nachdem dieser Glaube geschaffen war, war auch von anderer Seite her Unterstützung und Hilfe möglich. In den, dem achtzehnten März unmittelbar voraufgehenden und unmittelbar folgenden Zeiten war auch niemand unter uns, der dies nicht willig anerkannt und mit herzlichem Dank für Schneider erwidert hätte. Später aber, um die Mitte der fünfziger Jahre herum, änderte sich's und wenn schon vorher die kleineren Schneiderschen Tunnelwohlthaten einer Kritik unterzogen worden waren, so geschah jetzt ein Gleiches auch im Hinblick auf das, was er für Scherenberg gethan. "Was ist es denn?" so hieß es. "Gar nichts.[...] Er
lesungen unsrem großen Armee-Kommandierenden, unsrem Scherenberg zu teil wurde. Daß dieser von dem Tag an, wo sein „Ligny“ zur Kenntnis des Königs kam, durch ein Menschenalter hin, Sorgen entrückt, seiner Dichtung und seiner Philosophie leben konnte, war zunächst ausschließlich Schneiders Verdienst. Allerdings kamen die später unserem Tunneldichter zu teil werdenden direkten Hilfen von anderer Seite her, aber der, der den Boden für all dies kommende Gute vorbereitet hatte, das war und blieb doch Schneider. Er hatte ganz allmählich bei Hofe den Glauben entstehen lassen: „Hier haben wir endlich ein großes Talent, einen richtigen patriotischen Dichter“ und erst nachdem dieser Glaube geschaffen war, war auch von anderer Seite her Unterstützung und Hilfe möglich. In den, dem achtzehnten März unmittelbar voraufgehenden und unmittelbar folgenden Zeiten war auch niemand unter uns, der dies nicht willig anerkannt und mit herzlichem Dank für Schneider erwidert hätte. Später aber, um die Mitte der fünfziger Jahre herum, änderte sich’s und wenn schon vorher die kleineren Schneiderschen Tunnelwohlthaten einer Kritik unterzogen worden waren, so geschah jetzt ein Gleiches auch im Hinblick auf das, was er für Scherenberg gethan. „Was ist es denn?“ so hieß es. „Gar nichts.[…] Er
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lesungen unsrem großen Armee-Kommandierenden, unsrem Scherenberg zu teil wurde. Daß dieser von dem Tag an, wo sein „Ligny“ zur Kenntnis des Königs kam, durch ein Menschenalter hin, Sorgen entrückt, seiner Dichtung und seiner Philosophie leben konnte, war zunächst ausschließlich Schneiders Verdienst. Allerdings kamen die später unserem Tunneldichter zu teil werdenden direkten Hilfen von anderer Seite her, aber der, der den Boden für all dies kommende Gute vorbereitet hatte, das war und blieb doch Schneider. Er hatte ganz allmählich bei Hofe den Glauben entstehen lassen: „Hier haben wir endlich ein großes Talent, einen richtigen patriotischen Dichter“ und erst nachdem dieser Glaube geschaffen war, war auch von anderer Seite her Unterstützung und Hilfe möglich. In den, dem achtzehnten März unmittelbar voraufgehenden und unmittelbar folgenden Zeiten war auch niemand unter uns, der dies nicht willig anerkannt und mit herzlichem Dank für Schneider erwidert hätte. Später aber, um die Mitte der fünfziger Jahre herum, änderte sich’s und wenn schon vorher die kleineren Schneiderschen Tunnelwohlthaten einer Kritik unterzogen worden waren, so geschah jetzt ein Gleiches auch im Hinblick auf das, was er für Scherenberg gethan. „Was ist es denn?“ so hieß es. „Gar nichts. Er
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/418>, abgerufen am 23.07.2024.
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